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Das Attentat

Das Attentat

Titel: Das Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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grinste erneut, aber diesmal zögernd. » Lavers und ich, wir beide sind wirkliche Freunde — wenn Sie in ein tiefes Loch fallen
und wir direkt hinter Ihnen stehen, schaufeln wir Sie so schnell zu, daß Sie
nicht mal mehr zum Schreien kommen!«
     
     
     

VIERTES KAPITEL
     
    I ch kehrte gegen fünf in meine Wohnung zurück und legte erneut den Traurigen
Sonntag auf mein HiFi -Gerät. Wer war ich, daß ich
meinen Stimmungen nicht nachgab? Nach zwei Drinks war die Platte zu Ende, und
so lauschte ich der Abwechslung halber Ellingtons Indigos. Der Ärger ist
nur, daß ich nicht deprimiert bleiben kann, wenn der Duke die Blues spielt —
wenn er im richtigen Fahrwasser ist, dann bin ich nichts als ein hingerissener
kleiner Junge.
    Gegen
sechs Uhr drückte jemand auf den Summer, und ich öffnete die Tür.
    »Wheeler?«
sagte der Bursche gleichmütig.
    »Ja.«
    »Ich
heiße Lamont «, sagte er. »Benny Lamont .«
Er legte die flache Hand gegen meine Brust und schob mich sanft in die Wohnung
zurück. »Ich möchte mit Ihnen sprechen.« Er stieß die Tür mit dem Fuß hinter
sich zu und lächelte verträumt. »Haben Sie was zu trinken?« Seine Hand fiel von
meiner Brust herab, er nahm ein Stück Luft zwischen zwei Finger, rieb sie träge
und ließ dann die Hand in seiner Jackentasche verschwinden. Zwei Sekunden später
erschien sie wieder und hielt ein Päckchen Zigaretten.
    Lamont war nicht sehr groß und schrecklich dünn — sein
hervorragend geschnittener seidener Anzug betonte seine Dünne — , und ich
fragte mich, was für eine Ersatzbeschäftigung er sich wohl für das Essen
herausgesucht hatte. Er hatte braunes Haar, das leblos wirkte und damit zu
seinem Gesicht paßte — zu der kreideweißen Haut und
den toten Augen, die wie zwei mit einer glühenden Zigarette in Reispapier
gebrannte Löcher aussahen. Seine messerscharfen Lippen teilten sich zu einem
Lächeln und entblößten dabei große weiße Zähne, und vielleicht kostete es ihn
seine gesamte Kraft, zu verhindern, daß sie ihm aus dem Zahnfleisch fielen.
    »Was
wollen Sie denn trinken, Benny?« fragte ich höflich. »Sie haben doch nichts
dagegen, wenn ich Sie Benny nenne? Sie können mich Lieutenant Wheeler nennen.«
    »Ich
trinke das, was Sie auch trinken, Wheeler«, sagte er. »Und Sie können mich
Benny nennen.«
    »Ich
trinke Scotch auf Eis mit ein wenig Soda«, sagte ich.
    »Lassen
Sie den Soda für mich weg.« Er zuckte bei dem Gedanken zusammen. »Sie haben
eine nette Behausung hier, mit HiFi und allem Drum
und Dran. Ich kannte mal ein Frauenzimmer, das war verrückt auf HiFi .«
    »Was
ist aus ihr geworden?« Ich hielt für einen Augenblick im Eingießen inne. »Die Sache
muß doch eine Pointe haben.«
    »Ich
weiß nicht.« Er zuckte die schmalen Schultern. »Es stellte sich heraus, daß sie
wirklich verrückt war — . Ich verlor ein bißchen das Interesse, nachdem die
Burschen in den weißen Kitteln sie abgeholt hatten.«
    Ich
reichte ihm sein Glas. »Sie hieß nicht zufällig Lily Teal ?«
    Die
großen Zähne blitzten erneut kurz auf. »Sie sind entsetzlich eingleisig,
Wheeler. Deshalb wollte ich eben mit Ihnen sprechen Warum...?«
    »Warum
was?«
    »Warum
versuchen Sie so krampfhaft, Grossman in diese Sache mit dem vermißten Mädchen hineinzuziehen?«
    »Weil
ich glaube, daß er etwas damit zu tun hat«, sagte ich.
    Lamont ließ sich in den nächsten Sessel fallen und rekelte
sich. »Ich habe einen weiten Weg gemacht, um mit Ihnen zu reden«, sagte er.
»Wir wollen also nicht herumalbern, nicht wahr?«
    »Wer
albert denn herum?«
    »Sie«,
sagte er gelassen. »Was haben Sie gegen Grossman? Vielleicht haben Sie
irgendwelche Beweise. Er ist ein großer Mann, aber Sie sind größer? Je größer
die Leute sind, desto tiefer lassen Sie sie fallen, oder? Sie können es nicht
ertragen, wenn Sie auf einen Burschen stoßen, den auch ein Polyp nicht
herumschubsen kann?«
    »Bekomme
ich diese ganze Analyse umsonst?« fragte ich ihn. »Oder erheben Sie hinterher
Honorarforderungen? Vielleicht sollte ich auf eine Couch liegen, während ich
Ihnen erzähle, daß alles nicht mehr so ist wie früher, seit ich das Mädchen
nebenan erdrosselt habe?«
    Er
steckte eine Zigarette in einen Mundwinkel, zündete sie an und ließ sie dann
schlaff herabhängen, als mache er sich Sorgen um einen Freund.
    »Vielleicht
wollen Sie etwas ganz Einfaches, Wheeler?« sagte er tonlos. »Meine
Schwierigkeiten liegen darin, daß ich immer versuche, eine Situation

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