Das Attentat
möchte
gern, daß Sie ihre Schwester kennenlernen: Lois Teal .«
»Miss Teal .«
Er nickte steif.
»Sie ist bereit, gegen Grossman
auszusagen — wenn es sein muß, auch vor einer Grand Jury«, sagte ich.
Er sah sie einen Augenblick
lang scharf an. »Sie wissen, was Sie damit tun, Miss Teal ?«
»Gewiß weiß ich das«, sagte
Lois kalt. »Diese Leute glauben, sie können meine Schwester ermorden und mit
heiler Haut davonkommen.«
»Es kann sehr gefährlich für
Sie werden«, sagte er. »Lange bevor Sie vor der Grand Jury aussagen können,
wird man wissen, daß Sie das vorhaben . Meiner Ansicht
nach wird man alles tun, um Ihre Aussage zu verhindern.«
»Das sollen die Kerle ruhig
versuchen«, sagte sie böse.
»Ich glaube, Sie kommen besser
herein«, sagte Bryan.
Wir traten ins Haus und ließen
uns im Wohnzimmer nieder. Ich erzählte Bryan, wie ich Lily aus Grossmans Haus
herausgeholt und in meine Wohnung gebracht hatte und wie sie dort ermordet
worden war. Er hörte aufmerksam zu, bis ich geendet hatte, und bot mir — gesund
lebender Bursche, der er war — nichts zu trinken an.
»Nun, Miss Teal «,
sagte er eifrig zu Lois, »schießen Sie Ihrerseits los!«
»Da werden Sie warten müssen,
Mr. Bryan«, sagte sie mit gepreßter Stimme, »bis ich
vor der Grand Jury aussage .«
»Wie?« fragte er verdutzt.
»Wenn ich Ihnen jetzt alles
erzählte«, sagte sie kalt, »dann würden Sie eine schriftliche Aussage von mir
verlangen, nicht wahr? Und ich müßte sie unterschreiben, ordnungsgemäß und vor
Zeugen, nicht wahr?«
»Nun, selbstverständlich«,
sagte er. »Aber ich verstehe nicht...«
»Wenn Sie einmal diese Aussage
von mir haben«, fuhr sie mit der gleichen Stimme fort, »könnten Sie die Aussage
der Grand Jury als Beweismaterial vorlegen, nicht wahr?«
»Natürlich, aber...«
»Sie würden ja nicht mehr nötig
haben, mich in den Zeugenstand zu rufen.«
»Sie wären nach wie vor die
wichtigste Zeugin«, sagte Bryan.
»Aber eine nicht mehr unbedingt
erforderliche Zeugin«, sagte Lois mit fester Stimme. »Ich werde nichts
erzählen, bevor ich vor dieser Jury stehe.«
Bryan zuckte verwirrt die
Schultern. »Es tut mir leid, aber ich verstehe den Zweck der Sache nicht, Miss Teal .«
»Es ist ganz einfach.« Sie
lächelte ihm eiskalt zu. »Ich weiß, was mir bevorsteht — und ich bin nicht
überzeugt, daß Sie es ebenfalls wissen. Wenn ich eine unentbehrliche Zeugin
bin, werden Sie dafür sorgen, daß ich am Leben bleibe, um auszusagen. Und ich
möchte, daß Sie das tun, Mr. Bryan. Von diesem Augenblick an brauche ich jede
Hilfe, die ich erhalten kann — nur um eben am Leben zu bleiben.«
»Warten Sie eine Sekunde!«
Bryan wollte nicht aufgeben, aber sein Gesichtsausdruck besagte bereits
deutlich, daß er sich der Aussichtslosigkeit seines Kampfes bewußt war. »Wenn
ich...«
»Jedes Mädchen sollte sich
versichern lassen«, sagte Lois mit unbewegter Stimme. »Ich habe soeben meine
Lebensversicherung abgeschlossen.«
ACHTES KAPITEL
B ryan versuchte, ihr das Ganze
auszureden, aber Lois Teal war eisern entschlossen,
und damit hatte sich die Sache. Sie wollte reden — aber nur vor einer Grand
Jury. Und so kam der Stellvertretende Staatsanwalt dazu, über das Problem
nachzudenken, über das er sich nach Lois Wunsch den Kopf zerbrechen sollte: wie
er sicherstellen konnte, daß sie am Leben blieb, um vor der Jury aussagen zu
können. Er schlug vor, daß sie für den Rest der Nacht da bleiben sollte, wo sie
war — in seinem Haus — , und Lois schien für dieses Angebot dankbar. Bryan ging
weg und holte seine Frau, die sich um Lois kümmerte, als habe sie ihr Leben
lang nichts anderes getan, als eigensinnigen Zeuginnen Unterkunft gewährt.
Nachdem die beiden Frauen das
Zimmer verlassen hatten, seufzte Bryan schwer und blickte mich an.
»Wir haben eine verteufelte
Menge Probleme zu lösen, Wheeler«, sagte er müde. »Wollen wir nicht zuerst
etwas trinken?«
»Sie stellen beinahe wieder
meinen Glauben an das Staatsanwaltsbüro her«, erklärte ich ihm gefühlvoll.
Er goß die Gläser ein und ließ
sich dann wieder in seinem Stuhl nieder.
»Wenn diese Miss Teal als Kronzeugin auftritt, kann ich Richter Gilbert
überreden, eine Grand Jury einzuberufen«, sagte er. »Aus einer Reihe von
Gründen müssen wir schnell vorgehen — hauptsächlich deshalb, weil, solange der Distriktsstaatsanwalt verreist ist, die Vorlage der
Anklagepunkte mir als seinem Stellvertreter überlassen bleibt.
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