Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Attentat

Das Attentat

Titel: Das Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
Hausflur auf die
Tür zueilen und lächelte erwartungsvoll.
    »Sie sind das Schönste, was ich
in den letzten vierundzwanzig Stunden gesehen habe«, sagte ich, als die Tür
geöffnet wurde.
    »Wer — ich?« fragte Douglas
Lane nervös.
    Ich blickte ihn langsam von
oben bis unten an. Er trug einen glänzenden scharlachroten Seidenmorgenrock und
hatte einen weißen Seidenschal lose um den Hals geknotet. Der Gesamteindruck
war der der Interpretation eines impressionistischen Malers von Dementia praecox .
    »Sie!« sagte ich kalt. »Wo ist
Greta Waring ?«
    »Drinnen«, sagte er mit
gleicher Kälte. »Ich werde ihr mitteilen, daß Sie da sind.«
    »Machen Sie sich keine Mühe«,
brummte ich. »Ich werde es ihr selber mitteilen.«
    »Oh, bitte.« Er wischte die
Angelegenheit mit einer ungeduldigen Bewegung seines schlanken Handgelenks
beiseite. »Es ist mir so oder so völlig gleich.« Dann drehte er mir den Rücken
zu und hopste den Hausflur entlang.
    »Und ich habe den Eindruck, daß
diese alte Pferdedecke, die Sie tragen, ziemlich nervös ist«, rief ich hinter
ihm her.
    Er fuhr herum und starrte mich
an. Seine Augen waren hell vor Wut. »Sie...« Er erstickte beinahe. »Sie — Sie
Philister!« Dann drehte er sich um, rannte den Korridor entlang und verschwand
in einem Zimmer am anderen Ende.
    »Sie sind grausam«, sagte eine
heisere Stimme.
    Ich wandte den Kopf und sah
Greta Waring , ein breites Lächeln auf dem Gesicht,
auf der Schwelle des Wohnzimmers stehen.
    »Ich habe Ihnen ein gewisses
Automobil zurückgebracht«, sagte ich, »mehr oder weniger zur Gänze.«
    »Freut mich zu hören«, sagte
sie. »Ich habe Ihr schreckliches kleines Monstrum nur einmal gefahren. — Wußten
Sie, daß es einen Schalthebel hat?«
    »Die Schrecken primitiver
Wagen«, sagte ich mitfühlend.
    »Und jedesmal ,
wenn man das Gaspedal auch nur ansieht, geht der Karren los wie der Blitz«,
sagte sie. »Zum Glück hat das Ding zwei Gänge.«
    »Vier«, murmelte ich und schloß
die Augen.
    »Nun ja — «, sie zuckte sorglos
die Schultern, »vielleicht war es ein Glück, daß ich die anderen beiden nicht
gefunden habe. Was hätte da alles passieren können?«
    »Ich will mich nicht mit Ihnen
darüber streiten«, sagte ich mit schwacher Stimme. »Ich brauche eine Stärkung.«
    Sie kehrte ins Wohnzimmer
zurück, und ich folgte ihr dicht auf den Fersen. Sie trug einen Seidenkimono: Goldgesprenkel auf einem eintönig schwarzen Untergrund —
abgesehen davon, daß der Untergrund im wesentlichen aus kessen Kurven und zarten Einbuchtungen bestand, die nur ein sehr alter Mann
als eintönig hätte bezeichnen können.
    »Sie brauchen ganz
offensichtlich eine Stärkung«, sagte sie von der Bar her, »nach all diesen
Anstrengungen.«
    »Das Dasein hat aus einer
Leiche nach der anderen bestanden«, bestätigte ich.
    »Ich meine, nach der
Anstrengung, die Sie Ihren Augen zugemutet haben«, sagte sie, während sie sich
mir mit einem Glas in der Hand zuwandte. Auf ihrem Gesicht lag ein kleines
Lächeln. »Sie brauchen mir nicht zu sagen, weshalb Sie gekommen sind«, murmelte
sie. »Ich kann es mir bereits denken.«
    »Um den Anhänger anzusehen?«
Ich grinste sie meinerseits an.
    »Ich hasse Kleider«, sagte sie
beiläufig.
    »Ich hasse Ihre Kleider
ebenfalls«, pflichtete ich bei. »Warum werfen wir sie nicht einfach weg — um
sie von ihrer Unzulänglichkeit zu überzeugen?«
    »Ich glaube«, sagte sie vorsichtig,
»Sie setzen sich besser hin und widmen sich Ihrem Drink. Ich habe etwas für
Männlichkeit übrig, aber das ist, wie man so schön sagt, zuviel und zu früh.«
    Da haben wir’s wieder, dachte
ich. Geduld, Wheeler. Also setzte ich mich auf ein Ende der Couch, während sie
sich auf dem anderen niederließ und mich dabei, für den Fall, daß ich beißen
würde, die ganze Zeit über mißtrauisch im Auge behielt.
    »Ich habe heute früh über die
Ermordung der armen Lily in der Zeitung gelesen«, sagte sie in sachlichem Ton.
»Es ist schrecklich! Wie konnte das geschehen?«
    Ich erzählte ihr das Ganze in
Kürze: wie ich beinahe wegen Mordverdachts festgenommen worden war, bis Parker
schließlich den Laborbefund der Waffe und die Geschichte mit dem Waffenschein
in die Hände bekommen hatte.
    »Was ist mit Lois?« fragte sie.
»Was hat sie damit zu tun?«
    »Darüber wird sie sprechen«,
sagte ich, »Aber erst, wenn sie vor die Grand Jury geladen wird. Im Augenblick
hält sie sich versteckt — von vier strammen Burschen bewacht, die nichts

Weitere Kostenlose Bücher