Das Attentat
gefälligst heraus.«
»Ich habe Ihnen ja gesagt«,
brummte Lavers , »daß Sie den einsamen Wolf spielen
müssen. Sie sind völlig auf sich allein angewiesen, und dabei bleibt es auch.«
»Ich brauche Sie nicht dazu,
meine eigene Todesanzeige zu schreiben«, fauchte ich ihn an. »Die besten
Passagen daraus werden Sie ohnehin weglassen.«
»Sachte, sachte«, sagte er.
»Sagen Sie das noch einmal, und
ich schreie los — Ihnen geradewegs ins Trommelfell«, drohte ich.
»Lassen Sie ihn in Ruhe«, sagte
Parker plötzlich. »Wheeler — es waren keinerlei Fingerabdrücke an der Pistole.
Das bedeutet, daß der Mörder große Sorgfalt darauf verwendet hat, sie sauberzuwischen . Natürlich könnten Sie der Mörder gewesen
sein — aber Ihre Version beginnt, glaubhaft zu werden. Erstens einmal ist die
Waffenlizenz auf einen Burschen namens Rawson , John Rawson , ausgestellt, der als Nachtwächter bei Grossman
angestellt ist — «
»Man stelle sich vor«,
unterbrach ihn Lavers , »Wheeler wird dabei ertappt,
daß er einmal die Wahrheit erzählt!«
»- und weiter«, fuhr Parker
fort, »haben Sie auf diese Diamanten hingewiesen, welche dieses Mädchen
getragen hat — sie waren ein kleines Vermögen wert.« Er wandte sich an Lavers . »Es sieht so aus, als ob wir seiner Behauptung, er
habe das Mädchen aus Grossmans Haus gerettet, Glauben schenken müßten.« Er
grinste. »Vielleicht würde der Distriktsstaatsanwalt keinen Wert darauf legen, sie zu glauben, aber da er im Augenblick nicht in der
Stadt ist, brauche ich ihn ja auch nicht zu fragen.«
»Demnach wird also im
Augenblick keine Anklage wegen Mordes erhoben?« sagte ich hoffnungsvoll.
»Ich wüßte nicht, wie wir Sie
festhalten sollten«, bestätigte Parker. »Was meinen Sie, Sheriff?«
»Ich glaube, Sie haben recht«,
sagte Lavers . »Aber wir werden auch Grossman nichts
nachweisen können, solange wir lediglich auf Wheelers Behauptung, er habe das
Mädchen dort entdeckt, angewiesen sind.«
Parker blickte mürrisch drein.
»Also stehen wir wieder da, wo wir angefangen haben?«
»Vielleicht nicht«, sagte Lavers langsam. »Gehen Sie doch zu Bryan, Wheeler.« Er
lächelte boshaft. »Da wir, wie Sie selber sehen, nicht mit dem Staatsanwalt
selber sprechen können?«
»Das werde ich tun«, sagte ich.
»Aber zuerst werde ich mich mit einem anderen unterhalten.«
Ein Streifenwagen brachte mich
nach Hause, und es war beinahe Mitternacht, bevor ich dort eintraf. Ich nahm
einen Drink zu mir, um über die ersten fünf Minuten des aufreibenden Morgens
wegzukommen, und verließ dann wieder die Wohnung. Gretas Wagen stand noch immer
vor dem Haus, und ich dachte, sie hätte sicher nichts dagegen, wenn ich ihn
benutzte. Schließlich konnte sie ja meinen Healey fahren. Oder nicht?
Ich fuhr nach Glenshire hinüber und traf gegen halb ein Uhr vor Lois Teals Wohnung ein. Nachdem ich sieben- bis achtmal auf den
Summer gedrückt hatte, öffnete sich die Tür ein paar Zentimeter weit, doch
blieb die Sicherheitskette eingehakt.
»Wer ist draußen?« fragte Lois
nervös.
»Al Wheeler«, sagte ich.
»Was wollen Sie?«
»Nur mit Ihnen sprechen, Lois.
Ich...«
»Gehen Sie!« sagte sie mit
nervöser Stimme. »Wenn Sie nicht verschwinden, rufe ich die Polizei.«
»Immer mit der Ruhe«, sagte ich
geduldig. »Ich weiß, daß man Sie in diesen Schwindel mit der vorgetäuschten
Vergewaltigung hineinmanövriert hat. Vielleicht hat man Ihnen erzählt, Ihrer
Schwester stieße etwas zu, wenn Sie nicht einwilligten? Ich mache Ihnen keine
Vorwürfe, daß Sie mitgemacht haben, Lois, aber Sie müssen mir zuhören: Es
handelt sich um Ihre Schwester.«
»Lily — was ist mit Lily?« fragte
sie leise.
»Ich kann Ihnen nichts Gutes
berichten.«
Die Kette rasselte, als sie sie
aushakte, und dann öffnete sich die Tür weit. Lois stand da in einem Froufrou- Négligé , welches sich auf hübsche Weise genau in der Mitte von
Verhüllen und Enthüllen hielt. Das tizianfarbene Haar
war ausgekämmt und hing über ihre Schultern hinab, was auf scharfe und
schmerzliche Weise daran erinnerte, wie Lily ausgesehen hatte, als ich vor ein
paar Stunden diese bewußte Tür in Grossmans Palazzo geöffnet hatte.
»Das ist doch hoffentlich kein
Trick?« fragte Lois.
»Nein«, sagte ich.
»Dann kommen Sie herein«, sagte
sie zögernd.
Wir traten ins Wohnzimmer, und
Lois wandte sich mir mit eifrigem Ausdruck in den Augen zu. »Was ist mit Lily?«
»Sie setzen sich vielleicht
besser, Lois«, sagte
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