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Das Auge Aldurs 3 - Der Riva Kodes

Das Auge Aldurs 3 - Der Riva Kodes

Titel: Das Auge Aldurs 3 - Der Riva Kodes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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floh.« Darauf packte mich die Wut.
    Zwar war es nur ein Stein, auch wenn er Wunderkräfte besaß; aber daß Torak meinen Meister geschlagen hatte, erzürnte mich über alle Maßen. Ich riß mir das Gewand vom Leib, formte mit meinem Willen und einem einzigen Wort ein Schwert, ergriff es und sprang zum Fenster.
    »Nein!« sagte mein Meister, und das Wort brachte mich zum Stehen, als wäre plötzlich eine Wand vor mir errichtet worden. »Öffne dich!« befahl ich und hieb mit dem soeben geschaffenen Schwert gegen die unsichtbare Wand.
    »Nein!« wiederholte mein Meister, und die Wand verwehrte mir den Durchlaß.
    »Er hat Euch geschlagen, Meister!« wütete ich. »Dafür werde ich ihn töten, und wenn er zehnmal ein Gott ist!«
    »Nein!« sagte mein Meister erneut. »Torak würde dich so leicht vernichten, wie du eine Fliege zertrittst, die dir lästig ist. Ich liebe dich sehr, mein ältester Sohn, und ich möchte dich nicht verlieren.« »Es muß Krieg geben, Meister«, sagte Belmakor. »Der Schlag und der Raub dürfen nicht ungesühnt bleiben. Wir werden Waffen schmieden, und Belgarath soll uns führen. Wir werden diesen Dieb bekriegen, der sich einen Gott nennt.«
    »Mein Sohn«, sprach Aldur zu ihm, »es wird Krieg genug geben, ihn dir leid zu machen, ehe dein Leben endet. Willig hätte ich Torak das Juwel gegeben, hätte nicht der Stein selbst mir erzählt, daß er Torak eines Tages vernichten würde. Dies Schicksal hätte ich ihm gern erspart, doch sein Verlangen nach dem Juwel war zu groß, und er wollte nicht hören.« Er seufzte und richtete sich auf.
    »Es wird Krieg geben«, fuhr er fort. »Das ist nun unvermeidlich. Mein Bruder hat jetzt den Stein in seinem Besitz. Ihr wißt, daß dem Juwel große Macht zu eigen ist, und in Toraks Händen kann es schrecklichen Schaden anrichten. Wir müssen es wiedererlangen oder verändern, ehe Torak das volle Ausmaß dieser Macht erkennt.« »Verändern?« rief Belzedar entsetzt. »Meister, Ihr wollt dieses wertvolle Juwel doch gewiß nicht zerstören!«
    »Nein«, erwiderte Aldur. »Der Stein kann nicht zerstört werden. Er wird seine Kraft bis zum Ende aller Tage behalten. Aber wenn Torak sich zur Eile gezwungen sieht, wird er das Juwel auf eine Weise einsetzen, die es nicht dulden wird. Dieserart ist seine Kraft.« Belzedar starrte ihn an.
    »Die Welt ist unbeständig, mein Sohn«, erklärte unser Meister. »Aber Gut und Böse sind unwandelbar. Der Stein ist ein Ding des Guten, kein simpler Tand oder ein Spielzeug. Er besitzt Intelligenz; sie ist nicht wie die deine, aber er besitzt sie. Und er hat einen Willen. Hüte dich davor, denn sein Wille ist der Wille eines Steines. Wie ich schon sagte, ist er ein Ding des Guten. Wenn er benutzt wird, Böses zu tun, wird er jeden niederstrecken, ob Mensch oder Gott, der ihn mißbraucht. Daher bedarf es der Eile. Geht, meine Jünger, eilt zu meinen Brüdern und bittet sie, zu mir zu kommen. Ich bin der älteste, und sie werden kommen – wenn nicht aus Liebe, so aus Achtung.«
    Und so traten wir aus dem Turm unseres Meisters und verließen getrennt das Tal auf der Suche nach seinen Brüdern, den anderen Göttern. Da die Zwillinge getrennt voneinander nicht leben konnten, blieben Beltira und Belkira bei unserem Meister; wir anderen jedoch zogen hinaus, um jeweils einen der Götter aufzusuchen.
    Da Eile geboten war und ich vermutlich den weitesten Weg zurücklegen mußte, um den Gott Belar zu finden, reiste ich eine Zeitlang in der Gestalt eines Adlers. Aber bald wurden meine Arme müde vom Flügelschlagen; außerdem hatten Höhen mich immer schon ein wenig schwindlig gemacht, und obendrein wurde mein Blick wieder und wieder von Bewegungen am Boden abgelenkt, und oft hatte ich das überwältigende Verlangen, hinabzustoßen und zu töten. Deshalb landete ich auf der Erde, nahm meine eigene Gestalt an und setzte mich eine Zeitlang nieder, um nachzudenken. Ich hatte noch nicht oft meine Gestalt gewandelt. Es war zwar einfach, brachte aber wenig Nutzen, wie ich fand. Und nun hatte ich auch noch einen großen Nachteil kennengelernt, den der Gestaltwandel in sich barg. Je länger man in der angenommenen Gestalt verweilte, desto mehr verwob sich der eigene Charakter mit dem der angenommenen Form. Der Adler ist trotz aller Würde eigentlich ein dummer Vogel, und ich wollte nicht von jeder Maus oder jedem Hasen, die unter mir über den Boden rannten, von meiner Mission abgelenkt werden.
    Ich erwog, die Gestalt eines Pferdes anzunehmen.

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