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Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Das Auge der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dekkard
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hässlich, als sie sich in die Öffnung von Lo Hans abgeschnittenem Ohr bohrte, den Knochen dahinter zerbrach und direkt in das Hirn stieß.
Seine Hände zuckten spastisch, sein Atem entwich pfeifend und dann plumpste der Chinese dumpf auf den Boden. Leonard schob den toten Körper von sich und stand stöhnend auf. Hustend spuckte er aus. Noch immer schmerzte der Kehlkopf. Die Blessuren der Schläge und Tritte spürte er erst jetzt mit voller Härte. Mit zitternden Knien wankte er zur Vordertür. Sie durfte nicht herein! Nur Sekunden kam er ihr zuvor. Als er die Tür öffnete, hielt Ellen die Hand erhoben, um anzuklopfen. Er trat hinaus und zog die Tür wieder heran.
„Mein Gott. Wie siehst du denn aus?“, fragte sie erschrocken.
„So was Blödes“, raunte er, bemüht, locker zu klingen. „Das Licht drinnen geht nicht. Und ich bin über den verdammten Tisch gefallen.“
Lachend zeigte sie die Schrammen an ihrem Unterarm.
„Hab´s auch nicht besser gemacht. Ich musste zum Fenster raus und bin abgerutscht.“
Du hast mir damit verdammt noch mal das Leben gerettet, dachte er.
„Wieso bist du zum Fenster raus?“, fragte er verdattert, aber froh, sich mit der Konversation über die Zeit retten zu können.
„Nini ist völlig ausgeflippt. Sie hat uns eingeschlossen, weil mal wieder was total Böses hier draußen rumturnt.“
In diesem Moment zeigte sich das Gesicht des Mädchens im Rahmen der Vordertür.
„Ist es weg?“, fragte sie zitternd. „Es ist weg. Sag, dass es weg ist.“
„Hier war überhaupt nichts, Nini“, antwortete Ellen säuerlich.
Leonard wusste es besser. Aber das Mädchen meinte nicht den lautlosen Killer. Denn sie war geflohen, bevor der Chinese auftauchte. Hatte sie IHN also auch gesehen?
„Okay. Vielleicht redest du ihr zu. Ich muss mich noch frisch machen. Und vielleicht finde ich jemanden, der nach dem Licht sieht.“
Das verschaffte ihm Zeit. Die Leiche musste verschwinden. Herumschnüffelnde Polizisten konnte er am wenigsten gebrauchen. Lo Han würde enden, wie er getötet hatte. Lautlos, ohne eine Spur zu hinterlassen. So glaubte Leonard zumindest.

Kapitel 34
    Als er sie am nächsten Morgen beim Frühstück traf, hatte sich das Verhalten aller um eine dunkle Nuance verschoben. Ninis unwirsches Wesen durchzog jetzt eine düstere Spur aus kalter Angst, die sich auch im Licht des Tages nicht verlor. Ellen grüßte kühl. Am Vorabend hatte Leonard sich nicht mehr in der Lage gesehen, zu ihr zu gehen. Nachdem er seine finstere Aufgabe erledigt hatte, war er, ohne sich auszukleiden, aufs Bett und in einen schweren Schlaf gefallen.
Ruud gab sich keine Mühe mehr, seine Skepsis zu verbergen. Noch bevor Leonard an den Tisch trat, vernahm er dessen mit Absicht erhobene Stimme.
„Na ja. Vielleicht hat unser Amerikaner in der Nacht ja was Wichtigeres zu erledigen, als die holde Weiblichkeit zu beglücken.“
Leonard fühlte kaum die Kraft, den ewig stänkernden Holländer zurechtzuweisen. Er beugte sich zu Ellen hinunter und gab ihr einen Kuss.
„Tut mir leid. Bin irgendwie weggesackt. Vielleicht doch noch irgendwelche Nachwirkungen. Soll vorkommen, wenn einem eine Handvoll Gift untergejubelt wird.“
Den letzten Satz klatschte er dem Holländer ins Gesicht. Ein Grunzen kam als Antwort. Ellens Züge glätteten sich wie ein unruhiges Wasser nach einem Windstoß. Dass Leonard seine Gefühle für sie in der Öffentlichkeit zeigte, berührte sie. Die Atmosphäre lockerte sich erst, als Namdring hinzukam. Er stieg von einem Fahrrad. Seit Sonnenaufgang war er auf den Sandpisten zwischen den Heiligtümern in der Ebene umhergeradelt. Auf der Suche nach einem Anhaltspunkt, der sie ein Stückchen weiterbringen könnte.
„Ich dachte, vielleicht überfällt mich eine Erleuchtung, wenn ich an dem richtigen Tempel vorbeikomme“, lachte er gerade heraus. „Aber es war wohl, wie heißt es bei Ihnen, blauäugig.“
Sofort war Ellen wieder bei der Sache und schlug ein Notizbuch auf.
„Wir können die Bauten späterer Epochen ausschließen. So ab dem 13. Jahrhundert. Spätestens da dürften die Pyu aufgehört haben, als eigenständiges Volk zu bestehen. Aber ohne Hinweis auf sein ungefähres Entstehungsdatum, seine Lage oder wenigstens seine Größe bleiben immer noch über tausend Anlagen, die infrage kommen.“
Seufzend schlug sie das Büchlein wieder zu.
„Mal abgesehen von den Stätten, die noch gar nicht in die offizielle Liste aufgenommen worden sind.“
„Sicher noch mal um

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