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Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Das Auge der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dekkard
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abschreckende Elemente. Wie die anderen Tempel geizte der Thammuyiangi an der Außenseite mit Verzierungen. Außer Erkern, Gravuren an den Fensterhöhlen und Giebeln gab es keine dekorativen oder figürlichen Darstellungen. Insgeheim bezweifelte Leonard schon, dass er mit seiner wilden Spekulation recht behalten sollte. Aber Nini belehrte ihn eines Besseren.
Sie näherten sich dem nördlichen Zugang, da sie dorthin die einzige, vom Verbindungsweg abgehende Piste führte. Kaih stellte den Wagen direkt vor dem Zugangstor ab. Durch nichts ließ sich Nini bewegen, den staubigen Innenhof zu betreten. Sie weigerte sich, über eine eingemauerte Jungfrau zu gehen. In gespielter Verzweiflung verdrehte Ellen die Augen.
„Okay. Dann wartest du im Wagen.“
Um ihr das Gefühl zu geben, nützlich zu sein, betraute Ellen sie mit der Bewachung der wertvollen Ausrüstung. Ruud entnahm seinem Gerätekoffer nur eine Spiegelreflexkamera und ein Blitzgerät. Dazu stopfte er sich noch zwei Filmpatronen in die Tasche seiner Weste.
    Als sie vor dem Eingang standen, berührte ein widerlich bohrendes Gefühl Leonards Seele, vergiftend wie Eifersucht. Stand er hier an der gleichen Stelle, an der vor hundert Jahren auch Blackford Conley gestanden hatte? Wenn ihm gelungen war, das Rätsel zu lüften, was blieb ihm selbst noch zu entdecken?
„Hätte jemand vor hundert Jahren die Informationen auf der Stele nutzen können“, fragte er Namdring.
Der schüttelte den Kopf.
„1888? Nein, auf keinen Fall. Es sei denn, er hätte dreiundzwanzig Jahre gewartet. Die Pyu-Schrift wurde erst 1911 entziffert.“
Auch dieser harmlose Wortwechsel erregte Ruuds Verdacht. Was suchte der Amerikaner wirklich? Wenn er denn Amerikaner war. Alles, was dieser Mann tat oder sagte, ergab nur ein diffuses Bild, das seine dubiosen Absichten verschleierte. Aber Ruud erkannte eine Möglichkeit, sie aufzudecken, später.
In der Vorhalle empfing sie eine sechs Meter hohe Buddhastatue, den Erleuchteten in der Meditation darstellend. Hinter der Vorhalle öffnete sich ein zwölf Meter hoher Gang, nach oben in Spitzbögen auslaufend wie in gotischen Kathedralen. Er umlief in einem Quadrat das gesamte Innere des Tempels. In zahllosen Nischen, eingelassen in die Innenseite des Ganges, meditierten Hunderte steinerne Buddhas. Auch hier im kühlen Schatten wirkte alles friedlich.
Aufmerksam inspizierten sie den Umgang, bis sie von der anderen Seite wieder auf die nördliche Eingangshalle trafen. Nirgends ein Hinweis auf einen Zugang zu einer unteren Ebene.
„Das ist ein geheimes Gewölbe, also auch ein geheimer Eingang. Natürlich finden wir hier keine Treppe mit Hinweisschildern.“
Aus dieser nüchternen Feststellung bestand der erste, konkrete Beitrag des Holländers. Er verätzte ihn gleich darauf.
„Vorausgesetzt natürlich, wir sind im richtigen Tempel.“
„Alle Tempel dieser Bauart besitzen zwei Umgänge“, sagte Namdring. „Diesen äußeren und dahinter noch einen weiteren, inneren. Aber hier fehlt der innere. Das muss eine Bedeutung haben.“
Leonard betrachtete die nischenverzierte Innenwand.
„Sie haben den inneren Umgang verschlossen. Vielleicht gibt es einen versteckten Mechanismus, um ihn zu öffnen.“
„Klingt ein bisschen sehr nach Batmans Höhle“, entgegnete Ruud amüsiert. Ellen versetzte ihm einen leichten Stoß in die Rippen.
„Warum nicht? Wie lautete das Sprüchlein auf der Steintafel?“
„Hinter dem 5. Tag der Woche wachen die 9 über die 15.“
„Da haben wir´s. Gut, vergessen wir mal, was 15 bezeichnet. Der Schlüssel sind diese 9.“
Sie hat recht, schoss es Leonard durch den Kopf.
„Namdring, was wissen Sie über das magische Quadrat?“
Mit dieser Frage ging dem Mönch der Zusammenhang ebenfalls auf. Er beugte sich nieder und malte mit dem Finger ein Quadrat in den staubigen Boden. Dann unterteilte er es in neun kleinere Quadrate. Die Entdeckung stimmte ihn fröhlich.
„Es stammt aus einem uralten Ritus aus vorbuddhistischer Zeit. Der Kult der neun Planeten. Beziehungsweise der neun Götter, die diese Planeten repräsentierten. Eine Verbindung der Astronomie mit spirituellen Vorstellungen. In der Mitte fand der höchste unter ihnen seinen Platz, umringt von den niedrigeren acht.“
Er lächelte kurz.
„Später, als die Menschen klüger waren, wurden die alten Götter durch die acht wichtigsten Schüler Buddhas ersetzt, den Arahats, und das mittlere Feld war dem Erleuchteten selbst vorbehalten.“
„Aber warum

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