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Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Das Auge der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dekkard
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Koloss auftauchte. Wie bei ihrem ersten Aufeinandertreffen alarmierte ihn der eisige Ton.
„Ich hatte das dringende Bedürfnis, Sie wiederzusehen, Mister Finney. Auch wenn ich mir dafür ein stilvolleres Ambiente gewünscht hätte.“
Vor ihnen türmte sich der bullige Randell auf und hinter ihm trat Oren Kavenay hervor, gekleidet in einen eleganten, hellen Anzug, den schwarzen Gehstock mit dem Elfenbein-Ziegenkopf in der Hand.
„Was, verdammt noch mal, sind denn das jetzt wieder für Ärsche?“, platzte Ellen heraus.
Randell klatschte ihr seinen Handrücken ins Gesicht mit einer Wucht, die sie hintenüber schleuderte. Leonards Aufbegehren setzte Kavenay ein jähes Ende. Er stieß ihm den Gehstock in die Brust drückte und ihn damit an die Wand. Dabei hob er belehrend den Zeigefinger der freien Hand. Löwenmutig sprang Nini auf und fuhr Randell mit ihren Fingernägeln durchs Gesicht. Er zuckte kaum, fuhr herum und streckte sie mit einem Faustschlag nieder.
„Verdammte Nutte!“
Kavenay bremste Randells Wut mit einer kurzen Geste.
„Können wir jetzt vielleicht gesitteter fortfahren?“, sagte er drohend.
„Darf ich vorstellen?“, meinte Leonard mit bitterer Höflichkeit. „Das ist Oren Kavenay, Leiter einer Abteilung, deren Zweck durchaus infrage zu stellen ist. Wenn sie denn überhaupt existiert.“
„Sie existiert, seien Sie versichert. Und ihr Zweck wird Ihnen noch aufgehen.“
Eingeschüchtert richtete sich Ellen wieder auf. Mehr als Randells Brutalität hielten sie Kavenays krokodilartige Bernsteinaugen in Schach.
„Es tut mir leid für die Unannehmlichkeiten“, sagte er und breitete die Arme aus. „Dummerweise habe ich es Randell überlassen, den Ort zu bestimmen, wo wir uns näher mit Ihnen beschäftigen wollen. Der Gute hat sicher seine Qualitäten. Ein Ästhet ist er nicht.“
„Hören Sie auf mit dem verquirlten Um-die-Ecke-Scheiß! Bei unserer ersten Begegnung hat das vielleicht noch Sinn gemacht.“
Dann hielt Leonard die gefesselten Hände in die Höhe.
„Hier liegen die Karten ja wohl auf dem Tisch.“
„Sie haben recht, Mister Finney, es ist billiger Triumph“, kam die unerwartet friedfertige Antwort. „Wir hätten alles in einer angenehmen Atmosphäre vertrauensvoller Zusammenarbeit erledigen können. Aber Sie haben sich unkooperativ verhalten. Sie haben mich gezwungen, Ihnen über den halben Kontinent zu folgen.“
„Vielleicht gehen unsere Vorstellungen von vertrauensvoller Zusammenarbeit zu weit auseinander.“
„Es ist das Ergebnis, was zählt.“
Kavenay holte einen Ausweis aus seiner Jackettasche und schlug ihn auf.
„Martin Ryland. Saubere Arbeit von dem guten Reidy. Ist übrigens äußerst tragisch abgegangen. Jemand hat sich seine Leber zu Gemüte geführt.“
Angeekelt verzog Ellen das Gesicht.
„Es war recht einfach, Sie zu finden, Mister Finney“, sagte Kavenay und warf den Pass auf den Boden. „Das Crime Department in Singapur ist ein unerschöpflicher Quell. Sie haben da deutliche Spuren hinterlassen. Einmal in Rangun war die Sache eine Frage der Zeit. Da sitz ich mit dem guten Randell bei einem Drink und wer läuft uns da über den Weg. Ein Chinese in einem viel zu teuren Anzug. Er hatte zwei Gesichter. Dafür aber nur ein Ohr. Scheußlicher Geselle. Irgendwo ist er mir schon mal über den Weg gelaufen. Also hängt sich Randell an ihn dran und was ist? Sucht der doch tatsächlich auch den lieben Finney. Viele Freunde haben Sie sich in Singapur nicht gemacht, oder?“
„Die wenigen andererseits sind mir bis hierher nachgelaufen.“
Die Bemerkung reizte Kavenay zu einem Auflachen.
„Wie dem auch sei. Dieser Chinese führte uns direkt nach Bagan. Leider hab ich ihn da für einen kurzen Moment aus den Augen verloren. Sie sind ihm nicht zufällig begegnet?“
„Wir hatten eine kleine Unterhaltung.“
„Dacht´ ich mir. Er war´s bestimmt, der den armen Reidy aufgeschlitzt hat. War wohl eigentlich hinter Ihrer Leber her.“
„Was wollen Sie?“
„Dasselbe wie Sie, Mister Finney.“
Mit der knappen Antwort wandte Kavenay sich ab und Randell hob Leonard auf die Beine.
„Und jetzt, mein Lieber, geht’s in den OP. Der Doktor hat keine Zeit zu verlieren.“
Dann grinste er die beiden Frauen an.
„Wollen die Damen zusehen?“
Vor der Tür schlug ihnen kühle Luft entgegen. Der Halbmond versah runde, vegetationslose Bergrücken mit einem silbrigen Streifen. Auf einer plattgewalzten, kreisrunden Fläche wartete der Hubschrauber, eine

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