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Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Das Auge der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dekkard
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zertrümmerte seinen Schädel. Er verschloss den Rückweg, bis auf einen Spalt, den die zerschlagenen Knochen des Malaien freihielten.
„ Das verursacht also den Lärm“, sagte Kavenay gefühllos.
„Weiter! Wir müssen weiter“, drängte Nemsky.
Sie rannten los, Gänge entlang, die sie stetig aufwärts führten. Das Rumpeln des Mauerwerks verklang unter ihnen.
„Hinter der nächsten Biegung ist es“, rief Kavenay und hielt den Dolch mit der Spitze voran.
„Der rechte Durchlass.“
Sie stolperten in einen kreisförmigen Raum, ähnlich einer geduckten Kirchenkuppel. Im Rund reihten sich elf Torbögen. In der Mitte des Raumes erhob sich eine zwei Meter hohe, steinerne Standfigur.
„Das ist nicht das Heiligtum“, stellte Nemsky fest.
„Nein. Es ist eine Art Vorhalle. Der Dämon zeigt, welcher der elf Gänge in das Heiligtum führt.“
Nemsky betrachtete die aus hellem Stein gefertigte Statue. Der Bildhauer hatte ihr mit außerordentlich feinem Stich edle Kleider angelegt, kostbaren Schmuck umgehängt und ihren Gesichtszügen eine überirdische Milde verliehen.
„Aber das ist kein Dämon. Es ist ein Deva, ein Halbgott.“
„Was meinst du damit, meine Liebe?“, fragte Kavenay. „Dass es einer von den Guten ist?“
„So ungefähr. In der fernöstlichen Mythologie sind die Devas die Gegner der Dämonen.“
„Aber es ist der richtige Raum“, beharrte Leonard. „So ist er beschrieben. Rund, die Decke mit den Spitzbögen, elf Durchgänge.“
„Vielleicht ist der Begriff für diese Figur falsch übersetzt worden“, meinte Kavenay. „Immerhin zeigt sie auf einen der Durchgänge.“
Einen Arm hielt der Deva angelegt, die Hand des anderen wies verspielt tänzerisch in eine bestimmte Richtung. Die steinerne Geste verlängerte Kavenay mit seinem Gehstock und zeigte auf einen der Durchgänge.
„Na, dann“, meinte Nemsky und setzte sich in Bewegung.
„Warten Sie.“
„Sie gehen mir allmählich auf die Nerven, Finney“, fauchte sie.
„Ich finde auch, wir sollten unserem Freund den Vortritt lassen“, wandte Kavenay ein. „Nach allem, was er durchgemacht hat.“
„Ach ja? Ich geb keinen miesen Cent auf das, was er durchgemacht hat. Ich lass mir von dem Mistkerl nicht die Butter vom Brot nehmen.“
Auf dem Absatz drehte sie sich um und betrat Gang, tauchte zur Hälfte in den Schatten. Ein scharfes Klacken ertönte, gefolgt von einem Geräusch, als zertrete jemand einen Karton mit Eiern. Ein Blutspritzer klatschte auf den Boden vor dem Durchlass. Nemskys Arme sackten seitwärts an ihrem Körper herab, die Knie beugten sich durch. Schlaff hing sie in der Öffnung wie ein Kleid auf einem Bügel.
„Majorie, meine Liebe. Irgendwas entdeckt?“
Als Kavenay keine Antwort erhielt, näherte er sich ihr vorsichtig. Aus der rechten Wand ragte eine silberne Nadel, durchstieß ihren Schädel, trat auf der anderen Seite wieder aus und verschwand in der gegenüberliegenden Wand. An jeder ihrer Schläfen rann ein Faden Blut hinunter.
„Oh“, machte Kavenay. „Da hätte ich Sie doch beinahe in den Tod geschickt, Mister Finney. Was für ein Glück für Sie, dass die liebe Majorie so eigensinnig ist.“
Er stupste die Leiche mit seinem Stock an, als habe er eine überfahrene Katze vor sich.
„Eigensinnig war , muss man wohl sagen.“
„Sie haben es gewusst“, stieß Leonard aus.
„Geahnt. Das trifft es eher. In diesem Spielchen ist nichts, wie es scheint. Worin besteht der Trick bei dem Deva?“
„Ich habe keinen Schimmer.“
„Gut. Machen wir es auf die harte Tour. Sie probieren den nächsten Durchgang. Und beten Sie, dass es der richtige ist.“
Er drückte Leonard die Dolchklinge in den Rücken und schob ihn vorwärts.
    „Wir können nichts tun“, beschwor Arundhavi den weißhaarigen Chinesen. „Nicht jetzt.“
Der Gang war hermetisch verschlossen. Kein Laut drang von Nini oder Manao herüber. Besorgt nickte Sen.
„Hoffentlich halten sie unbeschadet durch, bis wir wieder zurück sind.“
Die beiden Männer wandten sich um und folgten weiter den Hinweisen aus den Inschriften, die ihnen den Weg durch das Labyrinth zeigten.
„Es geht abwärts“, stellte Sen verwundert fest. „Der östliche Zugang zur Pagode muss höher liegen als der westliche.“
„Die tausend Stufen der Schlangentreppe wird sie einige Zeit gekostet haben.“
„Eilt! Der Mond steht bereits hoch.“
Das Knirschen und Scharren sich verschiebender Wände erstarb. Dennoch wuchs Sens Unruhe.
„Ich frage

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