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Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Das Auge der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dekkard
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Vorsichtig nahm Sung es herunter. Ein Diagramm kam zum Vorschein. In der Mitte war ein Kästchen aufgemalt, darin der Name Leonard Finney . Darum herum gruppiert und mit Pfeilen verbunden weitere Kästchen mit Namen. Dr. Pathom, Finneys Eltern, Vicky Paillin, Caitlin Libovitz, Nalanda Star, Gandring, Azam Soenario . Eines der Kästchen enthielt nur ein Fragezeichen. Jeden dieser Einträge, bis auf Leonard und das Fragezeichen, markierte ein Kreuz. Verstorben. Ausgelöscht.
„Das hier“, sagte er bedächtig, „ist mein ganz persönlicher Höllenkreis des Todes. Einer führt zum anderen. Und alle führen zu dem Engländer.“
Er tippte auf das Kästchen mit dem Fragezeichen.
„Wir beide wissen, welcher Name an diese Stelle gehört. Aber er lautet nicht Lojo Dalang.“
Wie Sung vermutete, reiste der Mann mit einem falschen Ausweis. Der Constabler aus Verhörraum 3 steckte den Kopf zur Tür herein und unterbrach ihn.
„Das Mädchen hat gesungen. Vielleicht hören Sie sich das mal an, Inspector.“
„Sieh dir meinen Höllenkreis genau an“, sagte Sung im Hinausgehen. Gemächlich schloss Detective Chao die Tür und stellte sich wieder hinter den Gefangenen.
„Und zwar ganz genau“, nahm er den Faden des Inspectors auf.
Mit aller Kraft drückte er den Daumen in die Schulterwunde. Ohne Laut ertrug der Mann den Schmerz.
„Dein richtiger Name interessiert mich einen Fliegendreck. Dreimal darfst du raten, wo das nächste Kreuz stehen wird.“
Ein feistes Grinsen zeigte sich auf Chaos Gesicht. Mit dem Finger malte er ein unsichtbares Kreuz über das Fragezeichen auf Sungs Diagramm, dort, wo der Name des Mönches hingehörte.
„Ein altes, verlassenes Krankenhaus. Ortsbegehung mit dem Tatverdächtigen. Fluchtversuch. Reagiert nicht auf Warnschüsse. Und: Peng!“
Dann ging Chao zum Tisch und stöberte scheinbar wahllos in den Gegenständen herum. Schließlich ergriff er das quadratische Plättchen und hielt es ins Licht.
„Etwas unvorsichtig, es die ganze Zeit mit sich herumzutragen, findest du nicht?“
Das erste Mal zeigte Arundhavi Zeichen von Unruhe.
„Ja, ja“, summte Chao. „Der Inspector ist ein ziemlich guter Bulle. Aber ein paar Sachen schnallt er nicht so ganz.“
Er steckte sich das Blättchen in die Hosentasche.
„Ich kenne da jemanden, der sammelt die Dinger. Zahlt ´ne ganze Menge dafür. Und falls du grad nichts Besseres vorhast, schauen wir beide uns jetzt das alte Hospital noch mal an.“
    Um die Mittagsstunde entfaltete die Sonne ihre volle Kraft, das Thermometer zeigte 33 Grad. Ein leichter Wind von der See milderte die Hitze. Leonard schlenderte die Pahang Street hinunter. Sie durchzog ein Viertel pittoresker, teils renovierter Kolonialbauten. Sie stammten aus einer Zeit, als die Macht des britischen Empire von Indien über Burma und Malaya bis hier hinunter nach Singapur reichte. Reihen zweistöckiger Häuser in dem verspielten Stil, der typisch war für die Stützpunkte der ehemaligen Kolonialherren. Jedes Haus beherbergte im Erdgeschoss ein Geschäft oder ein Restaurant, im darüberliegenden enge Wohnungen. Durch geöffnete Fensterläden sah Leonard auf träge rotierende Deckenventilatoren. Zwei, drei Gassen stießen auf die schmale Straße. In ihnen wechselten sich Brachgelände mit abbruchreifen Häusern ab, einige davon nach wie vor bewohnt. Wo er seine Suche beginnen sollte, wusste Leonard. Den Hinweis darauf verdankte er Runciman.
    Bis die Einsatzfahrzeuge den Ap partementblock erreicht hatten, war ihm noch Zeit geblieben, seine Unterhaltung mit dem Reedereibesitzer fortzusetzen. Anfangs noch in ihrer lächerlichen Situation unter Runcimans Ehebrecher-Bett. Bis sie sicher waren, dass der Scharfschütze aufgegeben hatte.
Leonard folgte einer Eingebung. Sein von rasendem Kopfschmerz erzeugter Fieberwahn am Tag der Ankunft hatte ihm drei fremde Worte hinterlassen. Makam tauchte auf dem Palmblatt wieder auf. Die beiden anderen mussten damit in Verbindung stehen.
Rumah kuning.
Auf seine Frage nach der Bedeutung hielt Runciman eine unerwartet erschöpfende Auskunft parat.
„Das ist ein malaiischer Ausdruck. Das Gelbe Haus . Klingt nach einem ganz bestimmten Gebäude. Keine Ahnung, welches. Hab nie davon gehört. Wenn es noch steht, würde ich in Kampong Glam suchen. Dem alten Malaienviertel.“
Leonard wiegelte Runcimans Frage ab, ob es mit seiner Suche zusammenhing.
„Aber Sie sagten, auf diesen Zettelchen steht, wo man das Auge der Dunkelheit findet.“
„Es ist

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