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Das Auge der Fatima

Das Auge der Fatima

Titel: Das Auge der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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Saddin und versuchte erneut sich aufzusetzen. »So vieles. Du musst ...«
    »Nicht jetzt, Saddin, bleib liegen«, wehrte Ali ab und drückte ihn sanft auf den Boden zurück. »Du solltest deine Kräfte schonen.«
    Doch da begann Saddin zu lachen. Er lachte und verzog gleichzeitig das Gesicht vor Schmerz.
    »Wofür sollte ich jetzt noch Kräfte sparen, Ali al-Hussein? Auf ein paar Atemzüge mehr oder weniger kommt es doch wahrlich nicht mehr an, oder?«
    Ali öffnete den Mund, um zu widersprechen, um, wie es seine Gewohnheit war, trostreiche Worte für den Patienten zu finden, im letzten Augenblick des Lebens noch Hoffnung zu spenden. Doch ihm fiel ein, was Saddin an diesem Abend zu ihm gesagt hatte. Sie waren immer ehrlich zueinander gewesen.
    »Du hast Recht«, antwortete er schließlich. »Es kommt nicht mehr darauf an. Was willst du mir sagen?«
    Saddin ergriff seinen Arm.
    »Höre mir gut zu, denn möglicherweise bleibt mir weder die Zeit noch die Kraft, es dir ein zweites Mal zu erzählen. Hier in Qazwin lebt ein Mann namens Moshe Ben Levi. Er ist Ölhändler ...«
    »Ein Jude?«, fragte Ali überrascht. Saddin sprach so leise und hastig, dass er schon glaubte, er hätte sich verhört.
    »Ja, ein Jude. Doch Name und Geschäft sind nur Tarnung. In Wahrheit heißt er Rabbi Moshe Ben Maimon. Auch er ist ein Reisender. Ein Reisender und Gelehrter. Er hat die Geheimnisse der Steine der Fatima erforscht wie kein anderer. Er weiß mehr über sie, als jemals ein Mensch wissen wird. Gehe zu ihm. Sage ihm, Saddin schickt dich. Er kennt mich. Ich traf ihn schon oft und habe mit ihm über die Steine gesprochen. Er wird dir und Michelle helfen. Obendrein wird er dir vieles erklären können, was du noch nicht weißt.« Saddin machte eine Pause und rang nach Atem. »Außerdem will ich dich warnen. Die Fidawi trachten dir und Michelle nach dem Leben. Von dem Ziel, euch beide zu töten, werden sie nicht ablassen, bis sie den Stein in ihren Händen haben. Deshalb traue keinem Menschen. Niemandem. Nicht einmal denen, die du schon seit Jahren zu kennen glaubst. Sogar Weiber und Kinder stehen in den Diensten der Fidawi. Nirgendwo seid ihr beide wirklich sicher, weder auf dem Basar noch beim Barbier, noch in der Wohnung eines angeblichen Freundes.« Er schloss die Augen. Ein Zittern durchlief seinen Körper. »Lass Michelle niemals allein, nicht für einen einzigen Augenblick. Hörst du? Versprich mir das!«
    »Ich verspreche es dir«, sagte Ali und drückte zur Bekräftigung Saddins Hand.
    Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Nomaden.
    »Trage stets einen Dolch bei dir, Ali al-Hussein. Du musst jederzeit darauf vorbereitet sein, dich und Michelle zu verteidigen. Die Fidawi sind wahre Meister in der Kunst der Tarnung. Hinter dem Gesicht eines harmlosen Händlers, Bettlers oder Dieners können sie sich ebenso gut verbergen wie in den Schatten der Dunkelheit. Versprichst du mir, dass du immer daran denken wirst?«
    Ali nickte.
    »Gut.« Der Nomade sank zurück. Er wirkte erleichtert. »Allah war gnädig. Ich habe dir alles gesagt, was es zu sagen gibt. Nur eines noch: Hüte dich vor den Herrschern von
    Gazna, Ali al-Hussein. Sie sind Fanatiker und auf der Suche nach dir. Meinen Informationen nach haben sie engen Kontakt zu den Fidawi. Möglicherweise ist der Emir selbst sogar jener Großmeister, den die Fidawi >den Alten vom Berg< nennen. Sie sind gefährlich. Hüte dich vor ihnen. Wenn du Schutz suchst, gehe nach Isfahan. Der dortige Emir ist ein kluger und vernünftiger, ein vertrauenswürdiger Mann. Ich habe mit ihm gesprochen. Er ist bereit, dich an seinem Hof aufzunehmen und dir Schutz zu gewähren, wenn für dich die Zeit gekommen ist, Qazwin zu verlassen.«
    Ali lächelte. In diesem Augenblick vermochte er nicht zu verstehen, wir er jemals Saddin für seinen erbittertsten Feind hatte halten können.
    »Ich danke dir von ganzem Herzen. Du hast wirklich an alles gedacht.«
    »Ich bemühe mich nach Kräften«, erwiderte Saddin und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Auf seiner Stirn standen Schweißperlen.
    »Gibt es etwas, das ich für dich tun kann?«, fragte Ali. »Möchtest du, dass ich deine Familie benachrichtige?«
    »Nein. Sie wissen, dass sie mich nicht wiedersehen werden. Wenigstens nicht in dieser Welt.«
    Mahmud kehrte mit der Decke und einem Krug Wasser zurück.
    »Herr, soll ich ...«
    »Nein, lass uns allein. Und sorge auch dafür, dass uns niemand stört«, sagte Ali zu seinem Diener, während er die

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