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Das Auge der Seherin

Das Auge der Seherin

Titel: Das Auge der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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in seinem Hofstaat erziehen zu lassen."
    „Den Gefangenen aus Bellandra?", fragte Emid und sah sie erstaunt an. Dann bemerkte er die neugierigen Burschen um sich und scheuchte sie mit einer Armbewegung zurück ins Haus. Er trat heraus und zog die Tür hinter sich zu.
    „Ihr befehlt mir, diesen Jungen zu unterrichten, edle Frau?"
    Ancilla sah zu ihm hoch. „Mein lieber Emid, nicht ich erteile Euch diesen Befehl. Denkt daran, dass dieses Kind niemals für die Taten meines kriegslüsternen Sohnes verantwortlich gemacht werden darf." Die Strenge in ihrem Gesicht stand der des Ausbilders in nichts nach. „Er soll hier aufwachsen und mit der Zeit wird Archeld sein Zuhause werden. Ein anderes Zuhause hat er nicht."
    Emid schüttelte den Kopf. „Er mag noch ein Kind sein, doch vergessen wird er nicht." „Schenkt Ihr ihm andere Erinnerungen." Emid sah Landen finster an. Junge ..." „Er heißt Landen", bemerkte Ancilla knapp. Emid seufzte. „Landen. Bist du bereit, hier in Archeld ein neues Leben zu beginnen und die Vergangenheit zu vergessen? Bist du bereit, meinen Befehlen zu gehorchen?"
    Die Stimme des Jungen klang klar und hell ohne laut zu sein. „Ihr habt selbst gesagt, ich werde nicht vergessen", antwortete er.
    „So sagte ich. Und so meinte ich es auch." „Warum fragt Ihr mich dann, ob ich vergessen kann?" Alle vier schwiegen, Emid biss sich auf die Lippen. „Nun", antwortete er und in seiner Stimme schwang Respekt, „ich möchte wissen, ob du hier bleiben und meinen Befehlen gehorchen willst." Ja, das kann ich."
    Emid reichte ihm die Hand. „Gut. Komm herein, Landen, wir suchen dir einen Platz."
    Das war alles. Landen verschwand durch die Tür und Torina und Ancilla gingen zurück.

 
3. Kapitel
     
    Dreea kehrte an ihren Webstuhl zurück. Sie war sehr blass und noch stiller als sonst. Manchmal saß der König bei ihr und dann sprachen sie miteinander, nur sie beide. In solchen Stunden leuchteten Dreeas Augen und ihre Bewegungen wurden lebhafter. Torina drückte sich in der Näher der Mutter herum, bis diese sie bat, hinauszugehen und zu spielen. Im Schlosshof kletterte Torina auf die niedrige Mauer und ließ die Beine herabbaumeln. Von hier aus konnte sie den Übungsplatz überblicken und die Jungen beim Training beobachten.
    Emid übte mit den anderen für die Turnierspiele, in denen sie ihre Kriegskünste zeigen durften. Jeder Lehrling musste sich mit einem etwa gleich großen Partner in verschiedenen Kampfarten messen. Nach einigen Wochen der Vorbereitung wurde vor vielen Zuschauern ein Abschlussturnier ausgetragen. Diejenigen, die sich auf allen Gebieten hervortaten, erhielten eine besondere Ausbildung, um in Archelds Elitetruppe aufgenommen zu werden.
    Im Augenblick übten sie sich im Faustkampf. Torina sah, wie ihr Freund Zeon einen anderen Jungen besiegte und stolz an den Rand des Spielfelds ging. Dann entdeckte sie Landen, der abseits der Schar am anderen Ende stand.
    Der Ausbilder rief zwei Namen auf, worauf Eric und Beron das Feld betraten.
    Torina mochte Eric, Beron jedoch konnte sie nicht ausstehen. Er missbrauchte seine Größe oft, um Jüngere zu drangsalieren. Gespannt beobachtete sie die Jungen, die umeinander herumtänzelten und in die Luft boxten. Sie schienen ebenbürtig zu sein, keinem gelang es, den anderen zu treffen. Dann sagte Beron etwas zu Eric. Dieser schaute hinter sich und in diesem Moment landete Beron einen hinterhältigen Faustschlag. Eric wirbelte herum und boxte Beron in den Magen. Der große Junge ging in die Knie und bekam gleich darauf noch einen brutalen Schlag auf den Rücken. Jetzt ging Emid dazwischen und erklärte Eric zum Sieger. Torina kreischte zufrieden auf. Sie spürte einen leichten Druck an der Schulter, drehte sich um und sah die Hand ihrer Großmutter. Aufgeregt zog sie Ancilla zur Treppe, die zum Übungsfeld hinunterführte. Als sie näher kamen, sahen sie Landen und Jelton im Zweikampf. Landen war schnell besiegt. „Großmutter, er ist doch ein Prinz! Er muss der Beste sein", protestierte Torina, die sich ärgerte, ihren Schützling im Staub liegen zu sehen.
    „Ach, Kind, König Veldon hat seinen Sohn nicht auf
    den Krieg vorbereitet. Landen wurde dazu erzogen, ein Edelmann und gerechter König zu werden." „Aber jedes Kind weiß doch, dass Könige kämpfen müssen, um ihre Länder zu schützen." „Nicht alle Könige."
    Die Faustkämpfe waren zu Ende und Emid ordnete als Nächstes Bogenschießen an. Die alte Königin und die kleine Prinzessin

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