Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)
führte über den Platz des Korns an unserem neuen Haus vorbei. Dort sah ich zu meinem Erstaunen, dass ein Gerüst um das Gebäude errichtet worden war, große Feuerkörbe standen auf hohen Pfählen, um den Arbeitern für die kommende Nacht Licht zu spenden. Auf einen Blick sah ich bestimmt zwanzig Handwerker, die den alten Putz von den Wänden schlugen und in flachen geflochtenen Körben wegtrugen. An anderer Stelle wurde bereits neu verputzt; auf einem Karren, noch nicht abgeladen, sah ich Dutzende von Fensterläden. Ein Schreiner und zwei Gesellen waren bereits dabei, die neue Eingangstür einzupassen.
Armin war nirgendwo zu sehen, und die Sänfte hielt auch nicht an. Ich hatte mir keine Vorstellung davon gemacht, wie Armin diese Aufgabe angehen würde, aber dies übertraf bei weitem alles, was ich erwartet hätte.
»Ich glaube nicht, was ich hier sehe«, sagte Leandra, als die Sänfte gemächlich weiterschwebte. »Wie konnte er das so schnell organisieren?«
Ich überlegte, die Sänfte anzuhalten und Armin zu suchen, entschied mich dann aber dagegen. Es war wohl nicht schicklich, einen Emir warten zu lassen.
Durch das Tor der Freude gelangten wir in den Hafenbereich, bogen allerdings nicht nach links ab, wo die Lanze der Ehre lag, sondern nach rechts, in einen Bereich, der durch ein weiteres Tor geschützt war. So erreichten wir den Teil des Flussufers, der nur für die Adligen der Stadt zugänglich war.
Zuerst passierten wir auch hier wieder Gärten, dann ging es erneut durch ein Tor in ein großes Gebäude, das zum Fluss hin offen war.
Die Sänfte senkte sich, und ich stieg aus und half dann Leandra. Eine Geste nur, sie benötigte keine Hilfe. Die Sonne war bereits untergegangen, und Fackeln erhellten den Innenhof des Gebäudes.
Die Schultern unserer Träger glänzten im Licht der Fackeln, die Westen waren von Schweiß durchtränkt, aber sie schienen mir nicht außer Atem.
Khemal erschien vor uns, verbeugte sich erneut und geleitete uns zu einem breiten Steg. Auch dieser war mit Fackeln beleuchtet und führte zu einem großen Schiff, das hier festgemacht war.
Auf dem Schiff brannten keine Fackeln, sondern Laternen, das Lampenöl schien mir parfümiert, ein Duft von Blumen lag in der Luft und überdeckte die Gerüche des Flusses. Ich schob die Erinnerung an Fahrds betäubendes Parfüm zur Seite.
Das Schiff selbst war ein schwimmender Palast, eine breite Flussgaleere mit verzierten Aufbauten. Es schwamm, viel mehr konnte man von ihm wahrscheinlich nicht erwarten.
Der Hauptmann führte uns zum Heck des Schiffes, wo der Emir uns heranwinkte. Der Hauptmann salutierte und zog sich dann mit seinen Männern zum Bug zurück. Noch während ich die flache Treppe der Heckkabine hochstieg, wurden die Leinen gelöst und die Ruder ausgebracht. Die Galeere setzte sich in Bewegung.
Der reich ornamentierte Heckaufbau verfügte über hohe Bordwände, aber keine Decke, sodass er offen und weit wirkte.
Ich hatte hier den Rudergänger erwartet, aber der verrichtete wohl in der Kabine unter uns seinen Dienst, hier oben befanden sich nur der Emir und Faihlyd. Der Emir stand bereits, Faihlyd erhob sich, als wir das Heck betraten. Sie sah noch zur Treppe hin, als wir bereits alle da waren, sie hatte wohl noch jemand anderen erwartet. Ich hatte da so eine Ahnung, wer das sein könnte. Hinter uns wurde die Tür von einem Wachsoldaten geschlossen.
»Willkommen«, sagte der Emir mit einem leichten Kopfnicken. Faihlyd sagte nichts, sie bot uns mit einer Handbewegung an, auf den verstreuten Kissen Platz zu nehmen. Ein niedriger Tisch war reichlich gedeckt, er schien sich unter dem Gewicht der Köstlichkeiten zu biegen. Vor Faihlyd befand sich ein niedriger Sekretär mit leeren Schriftrollen, Tinte, Feder und Siegelwachs.
Wir verneigten uns, diesmal auch Leandra, dann sah Zokora betont auffällig hoch. Ich folgte ihrem Blick.
Die Galeere besaß einen Mast. Die Besonderheit bei diesem war die natürlich reich verzierte Wehrplattform, auf der dunkel über ein Dutzend Armbrustschützen zu erkennen waren. Sie hatten ungehindertes Schussfeld in den Heckaufbau hinein.
Der Emir bemerkte Zokoras Blick, zeigte aber keine Regung.
Ich löste vorsichtig Seelenreißer von meinem Schwertgürtel und legte es in der Nähe des Eingangs auf den Boden, die anderen folgten meinem Beispiel und ließen ihre Schwerter und die Axt dort zurück.
Wir ließen uns nieder und sahen uns gegenseitig an, während die Galeere sich gemächlich auf eines der
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