Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)
verantwortlich.«
Leandra nickte und sah dann bedeutungsvoll auf das leere Gedeck herab. »Erwarten wir noch jemanden?«
»Ja. Sie muss jeden Moment kommen, es ist nicht ihre Art, unpünktlich zu sein.«
Die Wasseruhr auf dem eisernen Gestell klickte, ein leiser Gongschlag ertönte, einen Moment später öffnete sich die Tür und Schwertmajorin Kasale betrat den Raum. Sie trug die gleiche Uniform wie die Adjutantin, nur war ihre Bluse hellgrau, die Hosen waren schwarz mit einem doppelten roten Streifen entlang der Naht.
Auch sie trug nur einen Dolch an ihrem Gürtel.
Als sie den Raum betrat, verbeugte sie sich kurz und salutierte mit der rechten Faust gegen die linke Brust. Sie stand stocksteif in der Tür.
»Guten Tag, Botschafter. Die Götter mit euch, Sera Maestra de Girancourt, Lanzengeneral von Thurgau.«
Der Botschafter lächelte. »Das ist hier keine Parade, Kasale. Setzt Euch. General, Ihr kennt Schwertmajorin Kasale bereits. Sera de Girancourt, es ist mir eine Freude, Euch Schwertmajorin Kasale vorzustellen. Sie ist einer unserer besten Offiziere im gesamten Bullen.«
Kasale lächelte. Dieses offene Lächeln verwandelte sie von einem auf den anderen Moment von einem Soldaten in eine warmherzige Persönlichkeit.
Sie ließ sich im freien Sessel nieder und nickte Leandra zu. »Ich habe schon viel von Euch gehört, Maestra de Girancourt.«
»Und gelesen, wie mir gesagt wurde«, meinte Leandra mit einem zuckersüßen Lächeln. Kasale hatte in der Wegestation Leandras persönlichen Brief an mich öffnen und von ihren Schreibern deuten lassen.
»Ja, das auch«, antwortete Kasale ungerührt.
Der Botschafter räusperte sich. »Ihr seid vielleicht überrascht über meine Einladung … Ach bitte, greift zu. Trinkt, bevor der Tee kalt wird. Das Gebäck ist frisch. Haselnuss, eine meiner kleinen Leidenschaften. Wo war ich … ach ja. Die Nachricht von der Bedrohung im Süden hat, wie ihr euch vielleicht vorstellen könnt, für einige Aufregung gesorgt.« Er beugte sich vor, nahm seine Teetasse auf und trank mit sichtlichem Genuss einen Schluck. »Ein Bote aus der Reichsstadt erreichte mich heute mit einigen Nachrichten. Ihr, General, habt der Majorin gegenüber erwähnt, dass sich Eure Vorfahren vom Alten Reich verlassen fühlten. Nun, was damals genau geschah, wird zur Zeit in den Archiven nachgelesen. Kommandant Keralos, der Statthalter des Ewigen Herrschers in Askir, bedauert das. Aber vielleicht muntert Euch dies etwas auf: In den Archiven fanden sich Unterlagen über die Kolonien und den Status, den Askannon diesen Orten zugedacht hatte, sobald sie etabliert waren.« Er lehnte sich zurück und strahlte Leandra an. »Er hat mich bevollmächtigt, Euch ein Angebot zu unterbreiten.«
Leandra saß kerzengerade in ihrem Sessel, in ihrer Hand die Schale mit dem unberührten Tee. »Darf ich fragen, was für ein Angebot das ist?« Nichts von ihren Gedanken war auf ihren ebenmäßigen Zügen zu erkennen.
»Ihr müsst verstehen«, sagte der Botschafter, »dass wir hier noch nicht über einen endgültigen Vertrag sprechen, dazu fehlen uns noch die Einzelheiten. Angedacht ist ein Staatsvertrag ähnlich dem, der die anderen Reiche und Askir verbindet. Dieser Vertrag regelt solche Dinge wie Handel und wirtschaftliche Verpflichtungen, Ankerplätze und Baugenehmigungen für Straßen und Wegestationen und andere Einrichtungen.«
»Ihr wisst, dass sich unser Königreich zur Zeit im Krieg befindet?«, fragte Leandra wie beiläufig.
»Ja, das hat mit dem Vertrag nichts zu tun. Dieser Vertrag ist nichts anderes als die Umsetzung eines Plans, den Askannon für die neuen Länder entwarf.«
»Ich glaube nicht, dass ein solcher Vertrag die Zustimmung meiner Königin finden wird. Wir brauchen keine exotischen Seidenstoffe und Hölzer aus dem Alten Reich. Wir brauchen Hilfe gegen Thalak.«
Von Gering nickte. »Die können wir euch leider nicht geben. Der Vertrag von Askir regelt, dass keine der Vertragsparteien ohne die einstimmige Zustimmung der anderen Reiche militärische Handlungen innerhalb oder außerhalb der Grenzen des ehemaligen Imperiums ausführen darf. Um das zu verdeutlichen: Askannon wollte so verhindern, dass die Königreiche wieder in einen Bruderkrieg fallen oder sich um neue Territorien streiten. Um militärische Hilfe zu erhalten, müsst Ihr, Sera Maestra de Girancourt, vor den Rat der Könige treten und alle sieben überzeugen.«
»Sieben?« Leandra sah von Gering an. »Nicht acht?«
Der Botschafter
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