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Das Auge des Basilisken

Das Auge des Basilisken

Titel: Das Auge des Basilisken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kingsley Amis
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wirkt wie ein Rippenstoß, und auf einmal ist man auf der anderen Seite der Kluft. Man hat die Entscheidung getroffen und wird sie nie wieder rückgängig machen. Nun, so ist es gerade mir ergangen, als du sprachst. Ich werde es abbrechen, Onkel Nick. Ich habe es in Wirklichkeit schon getan. Es muß nur noch bekanntgemacht werden.«
    Tabidze, der seinen Worten mit eifrigem Kopfnicken und einem sich mehr und mehr verbreiternden Lächeln gelauscht hatte, kam zu ihm und umarmte ihn. »Ich bin erfreut! Welch eine Erleichterung! Es ist vernünftig von dir, Junge, rechtzeitig auszusteigen, ehe aus der Jugendtorheit etwas Schlimmeres wird. Du kannst dir nicht vorstellen, wie froh ich bin, diese Worte von dir zu hören. Welche natürlich vertraulich sind, wie alles, was ich zu dir gesagt habe. Trink noch etwas, mein Lieber! Nein, ich bestehe darauf! Ich werde dir Gesellschaft leisten.«
    Ein paar Minuten später sagte Alexander: »Nun, du hattest ganz recht, ich habe noch zu tun«, und kicherte inwendig.
    »Bevor du gehst, mußt du noch ein Wort mit Agatha wechseln. Sie würde es mir nie verzeihen, wenn ich dich so gehen ließe. Im Garten, unnötig zu sagen. Wenn das Wetter nur halbwegs erträglich ist, bringt man sie nicht heraus.«
    Frau Tabidze kniete hinter dem Haus auf einer gummiartigen Matte, zweifellos der Bequemlichkeit zuliebe, da ihre grüne Drillichhose kaum hätte schmutziger sein können. Sie bearbeitete eine lange Reihe verschiedener kleiner Pflanzen mit einer Gartenschere. Als sie Alexander erblickte, lächelte sie erfreut, stand auf und zog ihre gleichfalls schmutzigen Handschuhe aus. Sie umarmten einander; er mochte sie sehr, insoweit er überhaupt jemanden mochte. Nach der Umarmung blickte er in geheucheltem Interesse umher.
    »Der Garten sieht wirklich herrlich aus, Agatha«, sagte er, bemüht, Aufrichtigkeit in seine Stimme zu zwingen. »Die verdienten Früchte deiner Arbeit.«
    Sie warf ihrem Mann einen Blick zu und lachte. »Und das von jemandem, der ein Gänseblümchen nicht von einer Herbstrose unterscheiden kann! Das nenne ich ein hübsches Kompliment. Es gibt nichts so Unwissendes wie einen Mann, wenn er nicht auf seinem Gebiet ist.« Sie wandte sich um. »Was schaust du so selbstzufrieden?«
    »Oh, Alexander hat mir eine sehr zufriedenstellende Meldung gemacht.«
    »Nach deinem strahlenden Gesicht zu urteilen, muß er gemeldet haben, daß Sie dich zum General machen wollen.«
    »Nichts dergleichen.«
    Während dieses Wortwechsels kam Alexander eine Sache in den Sinn, die wenigstens einen Funken von echtem Interesse in ihm weckte. »Ich wollte dich schon fragen, Agatha: du erinnerst dich, wie du bei unserer Abendgesellschaft als Wahrsagerin Karten legtest? Die letzte Person war eine gewisse Dame«, sagte er und spürte befriedigt, daß er imstande war, mit beispielloser Natürlichkeit zu sprechen, »und am Ende geschah etwas, was dich sehr überraschte. Was war das?«
    Ihre Miene hatte sich bei Erwähnung der Dame verändert, gewann nun aber den früheren Ausdruck zurück, als sie antwortete. »Ja, es war sehr seltsam. Weißt du, ich hatte die Herzsieben in der aktiven Position naher Zukunft aufgedeckt, und dort bedeutet sie, wie du gehört hast, daß die betreffende Person bald eine Tat von außergewöhnlicher Tugend verrichten wird. Nun, in einer Weise ist das natürlich nicht weiter bemerkenswert, theoretisch kann jede Karte zu jeder Zeit auftauchen, aber was mich erschütterte, war der Umstand, daß ich die Herzsieben vorher schon aufgedeckt hatte, als sie etwas war, was wir eine tote Karte nennen, die nichts bedeutet. Ich war mir dessen so sicher, daß ich alles darauf gewettet hätte. Aber als ich nachsah, wo sie vorher gewesen war – wo ich dachte, daß sie vorher gewesen sei –, war sie nicht dort. Nikola sagt, es müsse die Karosieben gewesen sein, die ich sah, aber andererseits … Nun, das war der Grund meiner Verblüffung. Sehr seltsam. Wohlgemerkt, die ganze Sache ist seltsam, ich meine, das Wahrsagen durch Karten. Wußtest du, daß es eine anerkannte Form der Weissagung ist? O ja. Man nennt es Kartomantie. Reicht Jahrhunderte zurück. Du wirst mich auslachen, aber ich glaube, daß etwas daran ist. Ja, wirklich! Es wird interessant sein zu sehen, wie meine Weissagung sich erweisen wird. Nicht, daß man wirklich erwarten würde … Aber lassen wir das lieber. Wie geht es zu Hause?«
    Alexander sagte es ihr und verabschiedete sich kurz darauf. Ein Punkt in ihrem Gespräch hatte ihm zu

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