Das Auge des Basilisken
Impuls hinzufügte, bewegte das Mädchen sie in eine ellipsenförmige Bahn, die sie seitwärts bis zu den Wänden der Tennendurchfahrt ausschwingen ließ. Damit nicht genug, teilte sie ihnen eine Drehbewegung mit, die sie während ihres sausenden Fluges bald in der einen, bald in der anderen Richtung um die gemeinsame Achse rotieren machte. Alexander dachte, es werde nie ein Ende nehmen, doch es nahm; es hatte gerade angefangen, als es einen leichten Ruck gab und er sich in einer völlig verschiedenen Bewegung durch die Luft fliegen sah, nämlich hinaus ins Sonnenlicht, ohne daß sein enger Kontakt mit Frau Korotschenko, die nun nahe seinem Ohr blökende Schreie ausstieß, verlorengegangen wäre; hinaus über die Schweine und das Geflügel und in den Haufen der Kartons, die dank der Nässe des Materials ihren Aufprall hinlänglich abfingen. Wären sie anderswo (außer auf den Misthaufen) heruntergekommen, hätten sie bestenfalls schwere Verletzungen erlitten. Als er sich ein wenig erholt hatte, sagte er: »Das war ein bißchen riskant, nicht?«
»Wie meinst du das?«
»Nun, du konntest ja nicht sicher gewesen sein, daß wir in diesem Haufen landen würden.«
»Du denkst, ich hätte das Seil absichtlich reißen lassen? Wie kommst du darauf? Wir hätten leicht getötet werden können.«
»Ja, das stimmt.«
»Du glaubst doch nicht, daß ich ein solches Risiko eingehen würde? Wozu, in Gottes Namen?«
»Warum nicht? Ich gebe zu, daß ich mir nicht vorstellen kann, wie du den notwendigen Auslösemechanismus entwickeln und installieren würdest, aber zu allem anderen bist du durchaus fähig.«
»Was für ein Unsinn«, sagte sie, weder beleidigt, noch erheitert oder verletzt, einfach verneinend.
Die Tochter war aufgehalten worden, weil sie sich vor Lachen am Boden gewälzt hatte. Nun kam sie zu ihnen, noch immer kichernd. »Das war furchtbar komisch, Mama. Hast du es absichtlich getan?«
»Natürlich nicht«, sagte Frau Korotschenko im selben nüchternen Ton wie zuvor.
»Würde es dir was ausmachen, wenn wir jetzt ins Haus gingen?« sagte Alexander. Er stand auf und streifte die Seilschlinge ab. »Ich glaube, ich würde mich jetzt gern eine Weile niedersetzen.«
Sie gingen durch die Küche, wo es viel schmutziges Geschirr und eine Menge Fliegen gab, und in den Salon, den er bei seinen früheren Besuchen nicht betreten hatte. Er ließ sich in einen Sessel mit einem zerrissenen geblümten Bezug sinken, und Frau Korotschenko und ihre Tochter betrachteten ihn mit erwartungsvollem Interesse, als ob er auf Verabredung gekommen wäre, um ihnen eine Versicherung zu verkaufen.
»Kann ich was zu trinken haben?« fragte er.
»Gewiß. Ich fürchte, es ist nur Wodka da.«
»Das ist mir recht.«
»Dascha, bring Herrn Petrowsky Wodka aus der Küche! Und ein Glas! Auf einem Tablett! Schnell, so ist es brav.«
Als das Mädchen gegangen war, fragte er: »Hast du diese Liste bekommen?«
»Und wenn ich sie habe? Was kannst du jetzt damit anfangen?«
»Bis ich weiß, daß du sie hast, kann ich dich nicht bestrafen, nicht?«
»Sie ist oben. Behältst du diesmal die Stiefel an?«
»Wenn du darauf bestehst.«
Sie schloß die Augen und stöhnte leise.
»Aber nur wir zwei«, fuhr er fort. »Diesmal kein Publikum.«
»Einverstanden.«
Sie ließen ihn lange genug allein, daß er die Backen aufblasen, sich die Augen reiben und einige Flüche murmeln konnte, aber nicht länger. Dascha kam mit seinem Wodka zurück, den sie geschickt einschenkte und ihm kredenzte. Nachdem sie ihn eine Zeitlang gemustert hatte, fragte sie:
»Sind Sie in der Armee oder bei der Polizei?«
»In der Armee.«
»Ich dachte, Sie wären bei der Polizei.«
»Nein, ich bin in der Armee.«
»Bumsen Sie viel?«
Er stürzte den Wodka in einem Zug hinunter. »Ziemlich viel.«
»Wie oft? Zweimal am Tag?«
»Ich denke, wenn du den Durchschnitt nimmst, könnte es ungefähr hinkommen.«
»Hast du ein schönes Pferd?«
»Ja.«
»Wie heißt es?«
»Es ist eine Stute. Sie heißt Polly.«
»Mein Pony heißt Lustig.«
»Wirklich?«
»Ja. Und es ist auch lustig.«
»So was.«
»Ja. Darum heißt es Lustig.«
»Ich verstehe.«
Ihr Zwiegespräch wurde durch die Rückkehr der Mutter unterbrochen, die einen Umschlag bei sich hatte. Er streckte die Hand danach aus, aber sie hielt ihn außerhalb seiner Reichweite.
»Bevor du das haben kannst, möchte ich die Antwort auf eine Frage.«
»Schieß los!«
»Was willst du damit anfangen? Du bist nicht der Typ, der
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