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Das Auge des Basilisken

Das Auge des Basilisken

Titel: Das Auge des Basilisken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kingsley Amis
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zerstreuen. Seine Arme waren um sie, oder jedenfalls sein linker.
    Sie nahm den Mund von seinem und sagte erregt: »Laß mich los!« Gleichzeitig suchte sie sich ihm zu entziehen.
    »Ich soll dich …? Aber du …«
    »Wie soll ich sonst mein Kleid ausziehen?«
    Er trat zurück. »Aber du …«
    Die Stimme von Stoffalten gedämpft, sagte sie etwas, was er nicht verstand. Während sie sich ungeduldig die Kleider vom Leib zerrte, ging seine lebhafte Verblüffung in benommene Erregung über. In ungefähr der Zeit, die er benötigt hätte, um seine Halsbinde abzulegen, hatte sie sich aller Kleidung bis auf die weißen Seidenstrümpfe und den Strumpfgürtel entledigt der in der herrschenden Beleuchtung schwarz aussah, es aber wahrscheinlich nicht war. Ihre Brüste, die in dieser hüllenlosen Schaustellung noch sehr viel mehr von Schwergewichtigkeit und Fülle strotzten, als man hatte voraussehen können, setzten ihn in Erstaunen.
    »Komm schon, worauf wartest du?« fragte ihn die Dame mit undeutlicher Stimme. Wieder stürzte er auf sie zu und wollte die Arme um sie legen, aber dies erwies sich abermals als unbefriedigend. »Laß gut sein«, sagte sie und fummelte an seiner Kleidung. Einen Augenblick später legte sie sich ins Gras. »Nun beeil dich«, sagte sie. »Mach schnell!« Ihr Körper wand sich ein wenig, und sie machte Geräusche wie jemand der unter beträchtlichen, aber nicht extremen Schmerzen leidet. Als er sich neben ihr niederlegte, beging er einen dritten Fehler – »In Gottes Namen, Mann, willst du endlich anfangen!« – und wurde auf sie gezogen; ihre Kräfte waren beängstigend, aber nicht allzu sehr. Ihre erste Reaktion war so deutlich, daß er dachte, sie müsse ihr Ziel erreicht haben; ihre fortdauernden Bewegungen belehrten ihn jedoch recht bald eines anderen. Statt sie in den Armen zu halten, war es eher so, daß er sich an sie klammerte oder von ihr umschlossen wurde. Er fand, daß er bei voller Anstrengung sozusagen gerade noch im Spiel bleiben konnte. Schließlich, ungefähr im kritischen Augenblick für ihn, verdoppelte sie ihre Anstrengung und stieß einen langen, kehlig tremolierenden, aber gedämpften Schrei aus; gedämpft, wie er sah, von ihrem eigenen Handrücken, den sie sich gegen den Mund preßte – und es war gut so, denn die ungedämpfte Version wäre ohne Zweifel im Salon deutlich genug vernommen worden. Er fühlte sich ein wenig beunruhigt, vermutlich war es ein Lustschrei gewesen, aber er bildete sich ein, er habe etwas anderes darin gehört, irgendein dunkleres Gefühl.
    Er küßte ihr die Wange; sie wiederum nahm seine Hände und hielt sie an ihre Brüste, dann bedeutete sie ihm nicht unsanft, daß es Zeit sei, aufzustehen. Noch immer schnaufend, machte er sich daran, seine Kleider zu ordnen, und sie hob die ihren auf. Seine Beunruhigung war verflogen, und er verspürte nur Freude und Dankbarkeit.
    »Mein Liebling, das war köstlich«, sagte er, »und du bist bezaubernd.«
    Sie antwortete nicht.
    »Wann kann ich dich wiedersehen?«
    »Du meinst, du möchtest das wieder mit mir tun? Nachdem du es bereits einmal getan hast? Wozu?« Während sie sich mit äußerster Schnelligkeit ankleidete, sah sie ihn zweifelnd an.
    »Nun, natürlich möchte ich. Nächstes Mal können wir uns mehr Zeit lassen.«
    »Ja, das können wir«, sagte sie, als ob dies ein unerwartetes, aber bei Licht besehen einleuchtendes Argument sei.
    »Also wann?«
    »Dienstagnachmittag. Zwei Uhr dreißig.«
    »Um die Zeit habe ich Dienst im Stützpunkt.«
    »Also wirst du nicht kommen können, nicht wahr?«
    »Ach, ich kann es abändern.«
    »In Ordnung.«
    Sie war fertig angekleidet und ging mit raschen Schritten neben ihm her. Mit einer Hand strich sie sich die Haare am Hinterkopf glatt. Bei ihm stellte sich der ungebetene Gedanke ein, daß sie ihr Haar vielleicht so kurz trug, damit nicht Blätter, Zweige etc. darin hängenblieben, wann immer sie auf einer Wiese oder anderswo im Freien Ehebruch trieb.
    »Wo treffen wir uns?«
    »Komm zu unserem Haus! Es wird Die alte Pfarrei genannt und liegt ungefähr drei Kilometer von Northampton neben der Landstraße nach Wellingsborough. Die meisten Engländer der Gegend kennen es inzwischen; wir haben viele offizielle Besucher. Wenn du es nicht finden kannst oder die Leute dich nicht verstehen, frag einfach nach dem russischen Polizisten. Wenn wir jetzt hineinkommen, werde ich eher kühl zu dir sein. Mein Mann wird denken, du hättest einen Annäherungsversuch gemacht, und

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