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Das Auge des Basilisken

Das Auge des Basilisken

Titel: Das Auge des Basilisken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kingsley Amis
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Alexander an, bis sie gegen ihren Willen lachen mußte. »Na gut, du großer Politiker, laß deinen Plan zur Landverteilung hören, oder was immer es ist.«
    »Es ist ganz einfach. Das Land sollte denen gehören, die es bearbeiten und darauf leben.«
    »Ich verstehe. Park und Gärten hier sollten also Mily und seinen Leuten gehören. Die dann durchaus berechtigt wären, dich und den Rest der Familie davon fernzuhalten, wenn ihnen danach wäre.«
    »Nun …«
    »Ja, mein Lieber. Du sagtest SOLLTE. Woher kommt dieser Anspruch? Welches Besitzrecht haben Mily und die anderen auf den Park und die Gärten draußen?«
    »Es gibt doch so etwas wie Gerechtigkeit, nicht wahr?«
    »Darf ich das beantworten, Elizabeth?« sagte Oberstleutnant Tabidze. »Die Antwort ist nein. Es gibt keine Gerechtigkeit. Alles, was es gibt und je gegeben hat, ist eine Anzahl mehr oder weniger ungerechter Handlungen und Entscheidungen und Institutionen auf der einen Seite und die Idee der Gerechtigkeit auf der anderen. In ihrem Namen werden alle großen Ungerechtigkeiten verübt. So ging es mit der Sklaverei und mit der Idee der Freiheit, mit allen möglichen Barbareien und Scheußlichkeiten im Namen des Fortschritts, Lügen und … Nun, so ist es und so ist es bei uns immer gewesen. Ideen sind der Fluch des Russen. Sie sehen es in Tolstoj, in Dostojewskij, in Tschechow: eine ganze Klasse, abgelenkt von ihrer Pflicht, ihrem Familienleben, ihrer Arbeit, ihren Vergnügungen, sogar ihrem Selbsterhaltungstrieb – alles durch Ideen. Was soll aus uns werden?«
    »Eine gute Frage, Nikola«, sagte seine dicke Frau mit tiefer Stimme. »Wenn ein Oberstleutnant des Gardekorps durch eine Bemerkung eines sehr jungen Fähnrichs in tiefen philosophischen Trübsinn gestürzt wird, statt dem jungen Gelbschnabel zu sagen, er solle sich zum Teufel scheren, hast du freilich allen Grund zu fragen, was aus uns werden soll. Es gibt nur eine Lösung, die ich sehen kann – Sergej, ich muß dich noch einmal um etwas von diesem gehaltvollen Weinbrand bemühen.«
    Darauf gab es Gelächter, in welches Alexander, wie Theodor Markow bemerkte, mit allen Anzeichen von Spontaneität einstimmte. Auch der stellvertretende Direktor Korotschenko zeigte sich mäßig belustigt – ein gräßlicher Anblick, dachte Nina. Frau Korotschenko blieb unbewegt.

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DREI
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    Etwas später war die Gesellschaft im Salon versammelt, wo Weißwein, Tee und frische Roggensandwiches gereicht wurden. Petrowsky, die Tabidzes und etwas später auch Korotschenko setzten sich zum Whist an einen Kartentisch. Tatjana Petrowsky nahm sich ihre Stickereiarbeit vor, einen Kissenbezug in Kreuzstich. Ihre Tochter, Elizabeth und Theodor Markow setzten sich in ihrer Nähe nieder. Frau Korotschenko tat, soweit Alexander gehört hatte, zum ersten Mal den Mund auf und sagte zu ihm:
    »Es ist sehr heiß. Ich würde gern an die frische Luft gehen. Würden Sie mich zu einem Spaziergang begleiten? Ich habe den Park nicht bei Licht gesehen und möchte nicht fallen.«
    Ihre Stimme war rauh und belegt, mit einer eigentümlichen Betonung bestimmter Selbstlaute. Selbst jetzt blickte sie ihm nicht in die Augen. Er bemerkte, daß sie ein schmales und dünnlippiges Gesicht hatte, mit großen häßlichen Ohren, die durch ihren kurzen Haarschnitt unklugerweise freigelegt waren. »Natürlich nicht«, sagte er. Nina und Elizabeth beobachteten ihn. »Ich meine, natürlich möchten Sie nicht fallen. Gewiß – es ist mir ein Vergnügen, Sie zu begleiten.«
    Sein Gehirn arbeitete mit dem Mehrfachen seiner üblichen Geschwindigkeit und ließ zwei Dinge in sein Bewußtsein treten: daß es ziemlich heiß war, war das Äußerste, was billigerweise gesagt werden konnte, und wie er sich von den frühen Morgenstunden erinnerte, als er aus der Offiziersmesse ins Freie gewankt war, war beinahe Vollmond. Aber sicherlich …
    Sie verließen das Gebäude durch das Ostportal, gingen die Stufen hinab und erreichten die nächste Rasenfläche. Diese war alles andere als gut gemäht, aber ein ernstlicher Sturz irgendwelcher Art war im hellen Mondschein äußerst unwahrscheinlich. Er überlegte gerade, wann und wie er sie an sich ziehen sollte, als sie ihn packte. Die Schnelligkeit und Heftigkeit ihres Ansturms überraschte ihn völlig. Ihr offener Mund drängte sich an den seinigen, ihr Körper stieß ihn und rieb sich an ihm, und sie umfaßte ihn in einer Art, die darauf abgestellt war, alle an ihren Absichten etwa noch bestehenden Zweifel zu

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