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Das Auge des Basilisken

Das Auge des Basilisken

Titel: Das Auge des Basilisken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kingsley Amis
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Als die drei gingen, schloß er sich ihnen an.
    »War es ein schöner Spaziergang, Alexander?« fragte Elizabeth, sowie die Tür zum Salon hinter ihnen geschlossen wurde.
    »Ja, sehr angenehm, danke.«
    »Sie schien nicht so zu denken.«
    »Nein?« sagte er leichthin; dann, nachdem er sich besonnen hatte, wiederholte er mit mehr Nachdruck: »Nein, wirklich?« Und sie hatte gesagt, nur ihr Mann werde es bemerken.
    »Nein. Aber sie hätte es auch sehr angenehm finden sollen, wie? – Da ist etwas komisch, Nina, was meinst denn du?«
    »Warten wir, bis wir oben hinter verschlossener Tür sind.«
    »Ich finde diese Atmosphäre der Inquisition ganz unerträglich«, sagte Alexander, aber Erleichterung und Triumph sorgten gemeinsam dafür, daß er nur mit einer nur mäßigen Schaustellung von Mißvergnügen sprach. »Theodor, Sie müssen mich beschützen.«
    »Was kann ich tun? Was vermögen zwei von uns gegen zwei von ihnen?«
    »Und was für welchen. Die eine ruhig und tödlich, die andere unverschämt und heftig.«
    »Das nenne ich Dankbarkeit«, sagte Nina.
    Theodor Markow nickte ernst. »Sie sehen, die zwei fechten die Art Ihrer Beschreibung nicht an.«
    »Ich bemerke etwas anderes, Lizzie«, sagte Nina: »Der jüngere der beiden erhob Einspruch gegen die Inquisition, brauchte aber nicht zu fragen, worüber verhandelt werden sollte.«
    »Sehr bedeutsam«, sagte Elizabeth.
    Durch die östliche Hälfte der Galerie im Obergeschoß hatten sie Ninas Wohnzimmer erreicht, das neben Alexanders Räumen lag und durch eine Verbindungstür Zugang zu ihrem Schlafzimmer bot. Gegenstände verschiedener Größen standen und lagen verstreut: Fotografien ihrer Eltern, von Alexander und ihrem älteren Bruder Basil (der zur Zeit bei den Besatzungsstreitkräften in der Mandschurei diente), ein Fotoalbum in rotem Kunstleder, ein Spinnrad aus Eschenholz, einen hübsch verzierten Holzkäfig mit einem Zeisig (der die lange Reise von der Heimat mitgemacht hatte), einen großen ausgestopften Braunbären, einen mit Boruldit beschichteten elektrischen Samowar und ein ausgezeichnetes dreizölliges Fernrohr. Die unvermeidliche Musikkombination, Instrument und Abspielgerät in einem, stand unter ihrer Haube in einer Ecke. Es gab auch Stühle und Sessel, auf und in welche sie sich setzten, obwohl Nina sogleich wieder aufsprang, um runde Zigaretten herumzureichen und Kumyssette-Liköre in kleinen Gläsern mit Silberrand anzubieten. Alle nahmen Zigaretten, aber Theodor Markow, der süße Getränke nicht mochte, bat und bekam statt dessen ein Glas Mineralwasser.
    »Nun«, sagte Elizabeth mit einer Entschiedenheit, als gelte es eine Versammlung zur Ordnung zu rufen, »was ist dort draußen geschehen?«
    »In dem Sinne, wie es dir zweifellos vorschwebt, sehr wenig«, sagte Alexander gleichmütig.
    »Wieviel ist sehr wenig?«
    »Es gab eine Art von Umarmung.«
    »Komm schon, Alexander, wir haben nicht bis morgen früh Zeit«, sagte Nina. »Wir können es alle kaum erwarten, Näheres zu hören.«
    »Also gut, es gab eine lange, ziemlich leidenschaftliche Umarmung mit einem gewissen Maß an Liebkosungen. Genug, um festzustellen, daß der Busen echt ist, wenn du es genau wissen willst.«
    Elizabeth schüttelte ihren wohlgeformten blonden Kopf. »Ich fürchte, es ist noch nicht genug. Nicht annähernd.«
    »Genug wovon?«
    »Genug erklärt, meine ich … Ich will es dir zeigen.«
    Sie stand auf, verschränkte die Arme auf der Brust und schlenderte mit abwechselnd vorgeschobenen Hüften langsam auf und ab. Dabei rollte sie die Schultern, bewegte den Kopf hin und her, spitzte die Lippen und zog die Augenbrauen hoch. Dann und wann hob sie die Hände und betrachtete prüfend die Nägel. Bei alledem summte und pfiff sie vor sich hin. Nina bog sich vor Lachen. Theodor Markow lächelte verwirrt.
    »Was soll das sein?« fragte Alexander.
    »Du, als du vom Spaziergang zurückkamst, natürlich! Eine Schaunummer von Gelassenheit und Sorglosigkeit. Niemand von deinem Alter und deiner Erfahrung veranstaltet wegen einigen Küssen und Umarmungen eine solche Schau. Wie weit bist du wirklich gekommen, Alexander?«
    »Ach du lieber Gott! Hört zu, wenn ich euch etwas sage, wollt ihr mir versprechen, es absolut niemandem weiterzuerzählen? Oder noch einmal darauf Bezug zu nehmen?«
    Alle nickten feierlich.
    »Nun, sie sagte, sie finde mich sehr hübsch. Wie … lacht nicht … wie einen griechischen Gott. Na, das hört sich ziemlich albern und peinlich an, wenn ich es euch

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