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Das Auge des Basilisken

Das Auge des Basilisken

Titel: Das Auge des Basilisken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kingsley Amis
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erzähle, aber als sie es sagte, fand ich das natürlich großartig und fühlte mich enorm geschmeichelt. Hinreichend, um mit einem breiten Lächeln herumzustolzieren. Das war es, wovor ich mich zu hüten versuchte. Es scheint, daß ich dabei ein wenig übertrieb.«
    Elizabeth lachte und klopfte ihm auf die Schulter. Auch Theodor Markow schien zufriedengestellt. Nina lächelte nachdenklich. Nach einer kurzen Pause sagte sie:
    »Wenn sie dich so hübsch findet, warum war sie dann verärgert? Es ist schwieriger denn je, den Grund dafür zu erkennen.«
    »Es ist komisch, nicht? Aber bist du sicher, daß es Verärgerung war und nicht, sagen wir, Müdigkeit oder etwas anderes?«
    »O ja, ziemlich sicher – nicht, Elizabeth?«
    »Nun, sie hatte was, aber ich würde nicht schwören, daß es Verärgerung war. Sie … sie war über irgend etwas nicht erfreut, das war klar zu sehen.«
    »Und du meinst, es hätte mit mir zu tun gehabt?«
    »O ja«, sagte Nina, »daran zweifle ich nicht.«
    »Ah. Vielleicht könnte es … Nein.«
    »Könnte es was?« fragte Elizabeth.
    »Es klingt so eingebildet, daß ich es kaum sagen kann, aber es ist die einzige Erklärung, die mir in den Sinn kommt. Sie war enttäuscht. Daß ich nicht aufs Ganze gegangen bin.«
    »Warum bist du nicht?«
    »Na, sie schien so entschlossen, als sie mich zum Spaziergang aufforderte, und ich habe mit Frauen ihres Alters und Standes nie viel zu tun gehabt. Ich wollte nichts riskieren. Angenommen, ich hätte ihr Verhalten falsch gedeutet – das hätte peinlich werden können.«
    »Hast du dich mit ihr verabredet?« fragte Nina.
    »Nein. Sie erwähnte zwar, wo sie wohnt, und ich dachte mir, ich könnte immer noch in die Gegend kommen und eines Nachmittags hereinschauen, wenn der stellvertretende Direktor in seinem Büro schnarcht. Aber ich sagte nichts davon, weil ich mir die Sache in Ruhe durch den Kopf gehen lassen wollte.«
    Nina drückte mit entschiedener Drehbewegung ihre Zigarette aus. »Das war es also. Sie dachte, daß du nach der kleinen Kostprobe zu dem Schluß gekommen seist, daß du sie doch nicht willst. Ich bin überrascht, mein Lieber. Wahrscheinlich hast du deine Chancen bei ihr ein für allemal vertan.«
    »Wer weiß, wozu es gut ist. Mit der Frau hätte ich eine Menge auf mich genommen. Aber andererseits ist es ein Jammer; ich finde, sie ist in einer komischen Art und Weise sehr attraktiv.«
    »Komisch ist sie wirklich«, sagte Elizabeth. »Kolossale Titten und dieses verhungert aussehende Gesicht. Und dieser Haarschnitt, was wird sie sich dabei gedacht haben? Wenn sie knabenhaft aussehen will, dann muß sie woanders anfangen.«
    »Hat sie überhaupt geredet?« fragte Nina.
    »O ja, ohne Unterlaß. Außer als ich sie … zum Schweigen brachte. Über ihr Haus und die Besucher, die sie dort ständig haben. Wahrscheinlich geht sie allem aus dem Weg, was nach einer Menschenmenge aussieht. Oder es ist Ehrfurcht vor ihrem schnurrbärtigen Alten.«
    »Hat sie Kinder?«
    »Sie erwähnte keine, also wahrscheinlich nicht.«
    »Das hoffe ich.«
    »Warum sagst du das?«
    »Ich weiß nicht. Ich bin bloß froh, daß ich nicht ihre Tochter bin.«
    »Wie komisch. Ich stelle mir nicht vor, wie es sein würde, der Sohn irgendeines Burschen zu sein, den ich irgendwo kennenlerne und der zufällig alt genug ist.«
    »Natürlich tust du das nicht.«
    »Natürlich? Weil ich ein Mann bin?«
    »Nein, weil du du bist.«
    »Ich weiß nicht, worauf du hinauswillst, aber ich spüre deutlich genug, daß es nicht sehr freundlich ist.«
    Elizabeth hatte mit einiger Ungeduld den letzteren Teil dieses Dialogs verfolgt. Nun sagte sie: »Können wir bitte auf eine Diskussion über Alexander verzichten?«
    »Ich sehe nicht, warum du Einwände dagegen erheben solltest, wenn ich es nicht tue«, sagte er.
    »Natürlich erhebst du keine Einwendungen. Du bist hingerissen von jeder Diskussion, die dich selbst zum Gegenstand hat. Aber nicht alle von uns teilen dein leidenschaftliches Interesse an dem Thema.«
    »Wenn ich dir erlauben soll, weiterhin hierherzukommen, Elizabeth, muß ich dich bitten, nicht die Konversation zu diktieren.«
    »Alexander!« rief Nina.
    »Was ist? Ich habe nur …«
    »Hast du schon vergessen, was Mama zu dir sagte?«
    »Wenn mir gerade gesagt worden ist, ich sei in mich selbst verliebt? Man könnte meinen …«
    »Ich gehe«, sagte Elizabeth. Sie war sehr rot geworden.
    Nina faßte sie bei den Schultern und redete ihr gut zu, während Alexander lautstark

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