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Das Auge des Basilisken

Das Auge des Basilisken

Titel: Das Auge des Basilisken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kingsley Amis
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sowohl in der Tiefe als auch seitlich weit auseinandergezogen. Durch die nächste Senke führte eine von dichten Hecken gesäumte Landstraße. Als Alexander sich ihr näherte, sah er die vier Grauschimmel der Unterabteilung D – der sehnige Wallach des Gefreiten war unverwechselbar – beinahe gleichzeitig in elegantem Schwung über die diesseitige Hecke setzen und dann vor der viel höheren jenseitigen anhalten. Vielleicht würde der Gefreite die Regeln mißachten und auf der Suche nach einer Lücke oder einem niedrigeren Stück die Straße entlangreiten; aber nein, ohne einen Augenblick zu zögern, zogen er und sein Kamerad ihre Reitersäbel, saßen ab und begannen auf das Hindernis einzuhauen. (Die Säbel wurden nur aus Pietät so genannt; tatsächlich waren sie mehr wie Buschmesser oder schwere Bajonette und gehörten zur Ausrüstung der Männer mit Werkzeug und anderem Gerät, das ihnen in einem sehr wichtigen Aspekt ihrer Funktion im Kampf helfen sollte, der schnellen Durchquerung schwierigen Geländes.)
    Die beiden hatten eine Bresche in die Hecke geschlagen und waren wieder aufgesessen und durch die Lücke davon, bevor Alexander die Stelle erreichte. Es war Zeit, wieder vorzupreschen, aber das würde in dem unübersichtlichen, buschigen Gelände voraus nicht einfach sein; an Rennen war einstweilen nicht zu denken. Nach einigen Minuten frustrierender Arbeit lichtete sich das Buschwerk, und bald erreichte er den Rand eines Weizenfeldes. Die Unterabteilung D oder eine andere hatte es ungefähr fünfzig Meter zu seiner Linken durchritten, und er folgte trotz des Zeitverlustes in ihren Spuren, um den Flurschaden auf das notwendige Mindestmaß zu begrenzen. Vor ihm waren jetzt Reiter, zwei Gruppen, die eine Viehweide überquerten, wo die Kühe sich ängstlich zusammendrängten. Er folgte in vollem Galopp, kam an eine Hecke, die den höchsten Hindernissen, die er je übersprungen hatte, in nichts nachstand, stellte sich vorgebeugt in die Steigbügel, die Knie eingezogen, ließ sich dann in den Sattel zurücksinken und landete unbeholfen aber sicher auf einer freien Fläche zwischen zwei Gebäuden, galoppierte durch ein Gatter und um eine Ecke und befand sich mitten in einem Bauernhof zwischen hoch steigenden Maultieren, flatternden Hühnern und fluchenden Engländern; jemand riß ein Kind aus seinem Weg, dann war er durch und wieder im Freien.
    Die Kirche lag vierhundert Meter entfernt auf dem Rücken eines steileren Hügels. Eine Unterabteilung – es war die A, wie sich herausstellte – kämpfte sich den Hang hinauf; von den anderen war noch nichts zu sehen. Dieses Rennen war also einfach: Alexander saß neben dem Kirchturm ab, beglückwünschte Polly zu ihrer Schnelligkeit und Beweglichkeit und saß auf einem Grabstein und rauchte eine Zigarette, als die zwei Männer und ihre vier Pferde in das Friedhofsgeviert getrappelt kamen. Alle zeigten Zeichen von Erschöpfung, aber auch von Selbstzufriedenheit, die Männer mit breitem Lächeln, die Pferde dadurch, daß sie kaum schnauften und die Köpfe schüttelten.
    »Für diesmal die Besten eines schlechten Haufens«, sagte Alexander leichthin.
    Der Gefreite, ein hochgewachsener, melancholisch aussehender Bursche namens Ljubimow, lachte glucksend; er war abgesessen und lockerte die Gurte seiner Tiere. »Für diesmal, Herr Fähnrich? Dies ist das dritte Mal von vieren, daß Lomow und ich beinahe vor Ihnen und Ihrem Karrengaul hereingeschlendert wären.«
    »Natürlich wissen wir, daß Polly eine schwere Last zu tragen hat«, sagte der kleine Lomow, der die Stimmung seines Offiziers genau einzuschätzen wußte.
    »Ihr Glück, Lomow, daß ich diese Bemerkung ignoriere. Was Sie angeht, Ljubimow, so mögen Sie mit Ihrer Statistik wohl recht haben, die allerdings wenig eindrucksvoll scheint. Nur dreimal von vieren? Wie es ihrem Rang gebührt, müßte Unterabteilung A jedesmal zuerst ins Ziel kommen. Und wo ist Unterabteilung B, um die Sie sich auch kümmern sollten, Gefreiter Ljubimow? Na, wollen wir das auch ignorieren. Und nun, damit Sie nicht mit juckenden Handflächen und heraushängenden Zungen dastehen, will ich dem einzigen Motiv Anerkennung zollen, das Sie und Ihre elenden Klepper zu dieser Anstrengung befeuert hat, und Ihre Geldgier befriedigen.« Er zog seine Geldbörse hervor. »Für Sie, Ljubimow, großmütige 10.000 Pfund …« – die beiden Banknoten wurden mit einer Verbeugung angenommen – »und 5000 Pfund für Lomow, wie es seinem noch niedrigeren Rang

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