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Das Auge des Leoparden

Das Auge des Leoparden

Titel: Das Auge des Leoparden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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besonders kümmere«, erklärt Hans Olofson. »Die beiden älteren Mädchen würde ich gerne in Lusaka eine Ausbildung machen lassen. Ich weiß nur noch nicht, wie ich das organisieren soll.«
    »Wo liegt das Problem?« fragt Lars Håkansson.
    »In allem«, antwortet Hans Olofson. »Sie sind hier auf einer abgelegenen Farm aufgewachsen, ihr Vater ist bei einem Unfall ums Leben gekommen. Weiter als bis Chingola oder Kitwe sind sie nie gereist. Wie sollen sie sich in einer Stadt wie Lusaka zurechtfinden? Ich weiß, daß sie dort keine Angehörigen haben, und als Mädchen sind sie ohne den Schutz der Familie gefährdet. Am besten wäre es, wenn ich die ganze Familie schicken könnte, die Mutter und ihre vier Kinder. Aber sie will nicht.«
    »An welche Ausbildung haben Sie denn gedacht?« fragt Lars Håkansson. »Lehrerin oder Krankenpflegerin?«
    Hans Olofson nickt. »Krankenpflege«, sagt er. »Sie würden ihre Arbeit bestimmt gut machen. Das Land braucht Krankenschwestern, und die beiden sind Feuer und Flamme.«
    »Für einen Entwicklungshelfer ist nichts unmöglich«, sagt Lars Håkansson schnell. »Ich könnte das für Sie in die Hand nehmen. Zu meinem Haus in Lusaka gehören zwei Wohnungen für Bedienstete, von denen nur eine genutzt wird. Die Mädchen könnten dort wohnen, ich würde mich um sie kümmern.«
    »Das kann ich nicht annehmen«, sagt Hans Olofson.
    »In der Welt der Entwicklungshilfe wird gerne vom
mutual benefit
geredet«, erwidert Lars Håkansson. »Sie stellen SIDA und den Sambiern gegen eine angemessene Entschädigung Ihre Anhöhe zur Verfügung. Ich überlasse zwei wißbegierigen Mädchen eine leerstehende Wohnung. Auch das trägt zur Entwicklung Sambias bei. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Ich habe selber Töchter, die natürlich schon älter sind, aber ich erinnere mich gut an die Zeit, als sie im Alter der Mädchen waren. Ich gehöre noch zu einer Generation von Männern, die ihre Töchter behütet.«
    »Ich würde natürlich für sie aufkommen«, sagt Hans Olofson.
    »Das ist mir klar«, erwidert Lars Håkansson.
    Wieder sieht Hans Olofson keinen Grund, Lars Håkanssons Angebot auszuschlagen, obwohl ihn etwas beunruhigt, ohne daß er sagen könnte, was es genau ist. In Afrika gibt es keine einfachen Lösungen, denkt er. Schwedische Effektivität ist hier fehl am Platz. Aber Lars Håkansson klingt überzeugend, und sein Angebot wäre ideal.
    Sie kehren zum Ausgangspunkt der Rundfahrt zurück. Lars Håkansson hat es nun eilig, weil er noch zu einem weiteren möglichen Standort für einen Sender fahren will.
    »Dort werde ich es nicht so leicht haben«, sagt er. »Dort muß ich mit einem ganzen Dorf und dem Stammesältesten verhandeln. Das kann dauern. Entwicklungshilfe wäre ein Kinderspiel, wenn man nicht mit den Afrikanern zu tun hätte.«
    Eine gute Woche später will er nach Kalulushi zurückkehren. »Denken Sie über meinen Vorschlag nach«, sagt er. »Die Mädchen sind mir herzlich willkommen.«
    »Ich bin Ihnen sehr dankbar«, antwortet Hans Olofson.
    »Ein absolut sinnloses Gefühl«, sagt Lars Håkansson. »Solche praktischen Probleme zu lösen gibt mir das Gefühl, das Leben trotz allem irgendwie zu meistern. Vor langer Zeit kletterte ich mit Greifklauen an den Füßen Telefonmasten hoch. Ich reparierte Telefonleitungen und führte Stimmen zusammen. Damals floß sambisches Kupfer in die Fernmeldeindustrie der ganzen Welt. Dann studierte ich, wurde Ingenieur, ließ mich scheiden und reiste in die Welt hinaus. Aber egal, ob ich nun hier bin oder Masten hinaufklettere, ich löse immer praktische Probleme. So ist das Leben.«
    Hans Olofson ist auf einmal froh, Lars Håkansson kennengelernt zu haben. Auch wenn er während seiner Jahre in Afrika immer wieder Schweden getroffen hat, meistens Techniker, Angestellte großer internationaler Unternehmen, sind diese Begegnungen doch immer flüchtig geblieben. Bei Lars Håkansson könnte das vielleicht anders sein. »Wenn Sie im Copperbelt unterwegs sind, können Sie jederzeit hier übernachten«, sagt er. »Da ich allein lebe, habe ich viel Platz.«
    »Ich werde es nicht vergessen«, sagt Lars Håkansson.
    Sie geben sich die Hand, Lars Håkansson setzt sich in sein Auto, und Hans Olofson winkt ihm nach.
    Er hat neue Kraft geschöpft. Auf einmal ist er bereit, gegen seine Angst anzukämpfen, sich ihr nicht länger zu unterwerfen. Er steigt in seinen Wagen und bricht zu einer umfassenden Inspektion der Farm auf. Kontrolliert die Zäune,

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