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Das Auge des Nachtfalters: Mystery-Roman (German Edition)

Das Auge des Nachtfalters: Mystery-Roman (German Edition)

Titel: Das Auge des Nachtfalters: Mystery-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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schlafen?“
    Auf einmal war ich mir nicht mehr sicher.
    „Gute Nacht, Alicia“, sagte er leise.
    „Gute Nacht, Rico“, sagte ich und sah ihm nach, wie er davonging, in seine ganz persönliche Finsternis. Sie gehörte ihm allein.
    An diesem Abend erzählte ich meiner Mutter am Telefon, dass ich mich mit Onkel Vincent angefreundet hatte. Sonst nichts.

    Ich hatte lange geschlafen. Zu lange. Als ich schließlich in den Flur hinaustappte, hörte ich von irgendwoher jemanden rufen. Das kam von der anderen Hausseite, von der Einfahrt her. Im Treppenhaus war ein Fenster offen; neugierig lugte ich hinaus.
    „Alicia!“, schrie eine vertraute Stimme.
    Mein Vater hatte sich mitten im Kiesbett aufgebaut und rief nach mir. Direkt unter mir am Eingang auf den Stufen stand Onkel Vincent.
    „Jetzt sei nicht albern, Tobias. Komm endlich rein.“
    „Ich habe nicht die Absicht, dein Haus zu betreten“, sagte mein Vater.
    „Papa?“
    Er entdeckte mich oben am Fenster, und zu meiner Verwunderung wirkte er erleichtert. Als ob er erwartet hätte, mich tot vorzufinden.
    „Komm nach draußen“, befahl er mir. „Wir fahren nach Hause.“
    Er war mit unserem silbernen Mercedes gekommen, den er vor der Garage hatte stehenlassen.
    „Was soll das?“, fragte ich. „Du hättest wenigstens anrufen können.“
    „Diskutier jetzt nicht. Komm runter und steig ein.“
    „Also wirklich, Tobias, so geht das nicht“, sagte Onkel Vincent gepresst. „Alicia hat noch nicht mal gefrühstückt. Komm rein, lass uns drüber reden.“
    „Mir dir? Worüber?“, höhnte mein Vater. „Ich wüsste nicht, was ich dir zu sagen hätte. - Du kommst jetzt sofort runter zu mir, Alicia.“
    Ich knallte das Fenster wieder zu. Das konnte doch nicht wahr sein! Was bildete er sich ein, mich einfach so hier rauszureißen? Ohne mich zu fragen? Ich konnte nicht weg. Natürlich war mir klar gewesen, dass der Tag kommen musste. Die Ferien neigten sich ihrem Ende zu. Aber ich hatte gehofft, noch mehr Zeit mit Rico verbringen zu können. Ich durfte ihn nicht drängen, wenn ich herausfinden wollte, was damals passiert war. Und Luca hatte immer noch nicht erfahren, woher er stammte. Ich hatte noch so viel zu erledigen!
    Im Schneckentempo schlich ich die Treppe hinunter. Sie waren beide unten. Onkel Vincent wanderte mit finsterer Miene durchs Wohnzimmer, mein Vater stand unbehaglich auf der Schwelle und ignorierte seinen Bruder.
    „Da bist du ja. Wo ist dein Koffer?“
    „Hallo, Papa“, sagte ich. „Schönen guten Morgen.“
    Sein Gesicht wurde noch düsterer als sonst. „Hol deine Sachen, wie oft soll ich das denn noch sagen? Ich will so schnell wie möglich los.“
    Keine zehn Pferde würden mich hier wegbekommen, bevor ich mich nicht von Rico verabschiedet hatte.
    „Ein Tag“, sagte ich.
    „Was?“
    „Gib mir einen Tag. Noch einen einzigen. Ich muss mich um ein paar Dinge kümmern. Wichtige Dinge.“
    „Kommt nicht in Frage. Wir fahren sofort.“
    Onkel Vincent blieb stehen und warf entnervt die Hände in die Luft. „Meine Güte, Tobias, hörst du dich jemals selbst reden? Das ist ein Kind, kein Gepäckstück, das du einfach ins Auto laden kannst.“
    „Halt du dich da raus“, knurrte mein Vater. „Jedenfalls ist das mein Kind, und ich nehme sie mit, ob sie will oder nicht. Hast du es also geschafft, sie einzuwickeln? Hast du sie eingeladen, um zu sehen, ob sie sich genauso von dir blenden lässt wie alle anderen? Komm, Alicia.“
    „Papa, ich …“
    „Hol sofort deine Tasche.“
    Mir schossen die Tränen in die Augen, ich konnte gar nichts dagegen machen. „Nein!“, schrie ich, wandte mich um und rannte aus dem Raum. Am liebsten hätte ich mich in meinem Zimmer verbarrikadiert. Ich wollte nicht länger die brave Tochter sein! Ich wollte mein eigenes Leben leben, ich wollte hier bei Onkel Vincent sein und bei Rico und meine eigenen Entscheidungen treffen!
    Aber dann - ich hasste mich selbst dafür - warf ich doch meine Sachen in den Trolley. Wütend stapfte ich die Treppe wieder hinunter.
    „All das wegen dieses blöden Hundes?“, fragte Onkel Vincent gerade. „Das kannst du doch nicht ernst meinen, Tobias. Marie-Sophie war völlig verstört. Wenn ihre Eltern bei euch angerufen haben, dann hatten sie jedenfalls kein Recht dazu, mich zu beschuldigen, nur weil ihre hysterische Tochter sich in irgendwas verrennt!“
    „Weiß man, was in einem Mörder vor sich geht?“, fragte mein Vater. „Erst sind es nur Tiere, später dann Menschen. Ich

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