Das Auge des Sehers (German Edition)
nach Luft zu schnappen.
«Francesco! Es reicht!»
Der Kommissär drückte fester zu.
«Hast du mich verstanden?»
Im Obersteg wehrte sich, so gut er konnte, aber aus Ferraris Schraubstock gab es kein Entrinnen.
«Francesco, er wird violett!»
Ferrari liess los. Walter Im Obersteg rutschte zu Boden und japste nach Luft.
«Das … das … hat ein Nachspiel … das schwöre ich Ihnen.»
«Ich kann solche Biedermänner wie Sie nicht ausstehen, Im Obersteg. Setzen ihre Frauen so lange unter Druck, bis sie willenlos sind. Dann wundert ihr euch, wenn die Frau nicht mehr kann, sich die Pulsadern aufschneidet oder Tabletten schluckt.»
Im Obersteg wollte aufstehen, doch Ferrari drückte ihn mit dem Fuss zu Boden.
«Ich bin noch nicht fertig. Verklagen Sie mich ruhig, Im Obersteg. Das wird Ihnen nichts nützen, denn wir verfolgen Sie so oder so. Wir klopfen Sie weich und glauben Sie mir, Ihr Terror gegen Ihre Frau ist nichts im Vergleich mit dem, was Sie von uns erwarten dürfen.»
«Lassen Sie …. lassen Sie mich los… bitte», bettelte Im Obersteg. Angst lag in seinem Blick.
Nadine riss Ferrari zurück und half Im Obersteg auf die Beine. Er hustete und griff sich an den Hals, auf dem sich Ferraris Finger deutlich abzeichneten. Nadine führte ihn zum Tisch und reichte ihm ein Glas Wasser.
«Gehts?»
Er nickte und wurde erneut von einem Hustenanfall durchgeschüttelt. Verstohlen betrachtete er den im Türrahmen stehenden Kommissär.
«Ich … ich werde … Sie verklagen.»
«Weshalb? Ist irgendetwas vorgefallen? Ah ja, stimmt. Sie sind auf den Kommissär losgegangen und er musste sich wehren, Notwehr sozusagen. Es steht Aussage gegen Aussage, das wird bestimmt lustig», konterte Nadine amüsiert. «Es muss doch für Sie sehr interessant sein, die andere Seite der Medaille kennenzulernen. Ich wette, Sie haben eben etwas gelernt.»
«Ich … ich habe verstanden», krächzte Im Obersteg.
«Dann ist ja alles bestens. Manchmal braucht es etwas Nachhilfe, um zu verstehen. Ein Kollege von uns ist auf solche Fälle spezialisiert. Gegen ihn ist mein Chef ein Waisenknabe. Vielleicht möchten Sie ihn kennenlernen?»
«Erpressung … Gewalt …», keuchte Im Obersteg.
«Aber ich bitte Sie. Wir beschützen nur eine Frau, die sich nicht wehren kann.»
Nadine klopfte Im Obersteg auf die Schultern.
«Dann lassen wir Sie jetzt allein. Und bitte nicht mehr Auflauern. Es zahlt sich nicht aus. Ganz und gar nicht.»
Im Obersteg nickte wie zur Bestätigung des Gehörten.
«Alles nur wegen diesem scheinheiligen, gottverdammten Sektierer. Ich hätte ihm das Gehirn aus dem Schädel schlagen sollen. Dann wäre jetzt alles anders.»
«Jetzt enttäuschen Sie mich. Ich dachte, Sie hätten Ihre Lektion gelernt. Gewalt ist nun wirklich kein Mittel, um Probleme zu lösen.»
Im Obersteg massierte sich den Hals.
«Ich … ich lass Susanne in Ruhe. Versprochen. Wenn nur dieser verfluchte Typ nicht dazugekommen wäre, dann hätte ich diesen Superguru in seine Einzelteile zerlegt. Das können Sie mir glauben.»
«Davon war aber bisher nicht die Rede. Ich dachte, er wäre Ihnen entwischt.»
«Nicht ganz … Dieser Nostramo schrie um Hilfe und da ist so ein kleiner, muskulöser Typ aufgetaucht.»
«Können Sie ihn beschreiben?»
«Etwa meine Grösse, ziemlich trainiert. Ich hatte keine Chance gegen ihn, wie gegen den Gorilla da», er zeigte auf Ferrari. «Das Überraschungsmoment war auf seiner Seite. Er riss mich weg und vermöbelte mich grausam. War wahrscheinlich sein Bodyguard.»
«Und dann?»
«Der Typ schleppte diesen Hellseherschwindler ins Sektenzentrum. Schienen dicke Freunde zu sein.»
«Wie kommen Sie darauf?»
«Ich lag bereits am Boden, als das Muskelpaket fragte, ob er mich total auseinandernehmen soll. Der Guru winkte ab. Der Typ verabschiedete sich mit einem Fusstritt und den Worten: ‹Noch einmal ein Angriff auf meinen Freund und ich sarge dich ein› … Und bei allem, was mir heilig ist, der meinte das ernst. So wie der dort.»
Nadine schob den Kommissär auf die Strasse.
«Wow! Das war absolute Spitze. Der rührt Susanne nicht mehr an.»
«Hm!»
«Nun komm schon, Gorilla! Bei solchen Leuten erreichst du mit Worten rein gar nichts. Die begreifen es nur auf die harte Tour.»
«Gewalt ist kein Mittel», brummte Ferrari. «Hast du selbst gesagt.»
«Stimmt. Nur hättest du dir das früher überlegen sollen. He! Wie du den gepackt hast, echt stark! Die Kollegen im Kommissariat werden staunen.»
«Untersteh
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