Das Auge des Sehers (German Edition)
Ihnen.»
«Das ist wieder typisch Susanne. Rennt zur Polizei und schwärzt mich an. Wie bei diesem Sektenheini, nur zu dem kann sie ja jetzt nicht mehr.»
«Weil Sie ihn umgebracht haben!»
«Was! Ach so, das war doch nur so dahergesagt. Was wollen Sie eigentlich von mir?»
«Mit Ihnen über Ihre Frau reden.»
«Da gibts nicht viel zu reden. Wo kämen wir denn hin, wenn man beim erstbesten Problem gleich wegläuft und dann erst noch zu so einem Schwindler. Das Arschloch bläute ihr ein, dass sie mich auf der Stelle verlassen soll.»
«Das war natürlich Grund genug, um ihn zu ermorden.»
«Hören Sie doch auf mit dem Quatsch. Das war nur Gerede. Ja, ich habe ihm aufgelauert, ihn ordentlich in die Mangel genommen. Das gebe ich zu. Aber mehr war da nicht.»
«Wann war das?»
«Vor gut drei Wochen. Ich sagte ihm, er solle die Finger von meiner Frau lassen, sonst würde ich ihn wie eine Fliege zerquetschen. Ich konnte das ‹Arian hier, Arian da› nicht mehr hören.»
Ferrari schmunzelte. Walter Im Obersteg machte auf ihn nicht den Eindruck, dass er einen Mann wie Arian Nostramo in die Mangel nehmen könnte.
«Er sülzte mich dann voll. Es sei seine Berufung, er sei auserkoren und all den Mist. Da rutschte mir die Hand aus. Er war total überrascht und rannte wie vom Teufel gejagt davon.»
«Wo war das?»
«Vor seiner Zentrale, in diesem Hinterhof.»
«Sie riefen ihn dann nicht zufällig an, um ihm zu drohen?»
«Das mit der Sendung? Nein, das war ich nicht.»
«In diesem Fall haben Sie sicher nichts gegen einen Stimmenvergleich einzuwenden?»
«Von mir aus.»
Nadine hielt ihm ihr iPhone vor das Gesicht und Im Obersteg sprach einen Satz nach, den sie ihm vorgab. Praktisch, so ein Ding, wenn man alle seine Funktionen kennt, überlegte Ferrari. Vielleicht sollte ich einen Kurs belegen.
«Gut. Das genügt. Danke. Und das mit Ihrer Frau?»
«Was ist mit meiner Frau?»
Nadine rückte näher an Im Obersteg heran, ihre Augen funkelten gefährlich.
«Weshalb lassen Sie sie nicht in Ruhe?»
«He, he, wir sind verheiratet. Ich wollte nur mit ihr sprechen, darum habe ich nach der Arbeit auf sie gewartet.»
«Aufgelauert wäre wohl die richtige Bezeichnung.»
«Nein, gewartet. Ich wollte wissen, wo sie hingeht, ob sie einen anderen hat. Jetzt, wo dieser Sektenheini nicht mehr lebt, dachte ich, dass sie nach Hause kommt. Aber nichts da. Sie liess mich einfach stehen. Wahnsinn. Verstehe das, wer will. Ich bin ihr natürlich nachgerannt, aber sie ist mir entwischt.»
«Wir verstehen das ziemlich gut, denn Sie belästigen ihre Frau mit Ihrem Psychoterror. Tag für Tag, Nacht für Nacht.»
«Behauptet sie das?»
«Sie sagt gar nichts, aber man sieht es ihr an. Sie ist total verängstigt.»
«Na also. Dann ist ja alles gut. Was geht Sie das überhaupt an? Kümmern Sie sich lieber um all die Mörder, die frei in der Gegend rumlaufen. Man ist ja heutzutage nicht mehr sicher auf den Strassen.»
«Keine Angst, das tun wir und wir sorgen auch dafür, dass solche Drecksäcke wie Sie nicht ungeschoren davonkommen. Mit dem Terrorisieren ist jetzt Schluss. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?»
«Liegt denn irgendeine Anzeige gegen mich vor?»
Nadine hielt sich krampfhaft am Stuhl fest. Nein, du provozierst mich nicht. Tief ein- und ausatmen. Im Obersteg lächelte süffisant.
«Ist sonst noch etwas? Wenn nicht, begleite ich Sie zur Tür. Ich muss nämlich noch arbeiten.»
«Fürs Erste sind wir fertig!», zischte ihm Nadine zu. «Aber ich warne Sie. Wir beobachten Sie und Gnade Ihnen Gott, wenn Sie Ihre Frau nochmals belästigen.»
«Sie drohen mir?»
Nadine erhob sich.
«Komm, Francesco, wir gehen. Übrigens», sie drehte sich nochmals zu Im Obersteg um, der ebenfalls aufgestanden war, «das ist keine Drohung, sondern ein Versprechen. Jetzt ist mir auch vollkommen klar, wieso sie sich von Ihnen scheiden lassen will.»
«Scheiden lassen?!», schrie Im Obersteg Nadine nach. «Sagen Sie dem verdammten Miststück, dass man sich nicht einfach von einem Walter Im Obersteg trennt. Sagen Sie ihr das. Sie weiss dann schon, was es für Konsequenzen hat.»
Ferrari drehte sich blitzschnell um, packte den vollkommen überrumpelten Mann am Hals und drückte ihn gegen die Wand.
«Hör genau zu, Im Obersteg. Ich sags nur ein einziges Mal. Wenn du nochmals deine Frau schikanierst, wenn du dich ihr nur auf hundert Meter näherst, komme ich vorbei und breche dir das Genick. Klar?»
Im Obersteg lief rot an und begann
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