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Das Auge des Sehers (German Edition)

Das Auge des Sehers (German Edition)

Titel: Das Auge des Sehers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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Anfangsphase des Projekts stattfand. Ich kann mich sehr gut daran erinnern. Da spielten einige, sagen wir, baslerische Mechanismen mit. Ihrem Dialekt nach sind Sie Bernerin, Frau Kupfer. Aber bestimmt ist Ihnen der Daig ein Begriff.»
    «Allerdings. Basel wird von den Sarasins, den Vischers, den Burckhardts und so weiter und so fort regiert.»
    «Genau. Und natürlich von dir, Anna.»
    «He, he! Was soll das, Martin?»
    «Nun sag bloss, dass das nicht stimmt. Bei der Überbauung funktionierte euer Netz doch wieder einmal prächtig.»
    Anna von Grävenitz sah ihn fragend an.
    «Das weisst du nicht mehr? Dann helfe ich ein wenig nach. Dein Nachbar redete dir doch ins Gewissen.»
    «Aldo Mannhart?»
    «Nein, dieser Sektenheini. Er weinte sich an deiner Brust aus, wie schlecht doch die Welt ist und dass man ihn bedroht.»
    «Das hat er nicht. Wenn du etwas sagen willst, dann raus mit der Sprache. Ich mag diese Andeutungen absolut nicht.»
    «Gut, dann Klartext. Bei mir lagen drei Angebote von verschiedenen Firmen auf dem Tisch. Auf Empfehlung des Architekten hatte ich mich für ein Konsortium von Quartierhandwerkern entschieden. Ich habe bisher mit kleinen Handwerkern gute Erfahrungen gemacht. Die setzen sich voll ein. Würden Baumängel auftreten, wäre das eine Riesenblamage für sie. Anna hat mir dann einen Strich durch die Rechnung gemacht.»
    «Ich?»
    «Nun sag bloss, dass du es nicht mehr weisst. Du hast mich angerufen und gesagt, dass du die Quartierhandwerker nicht willst. Das sei eindeutig eine Nummer zu gross für sie. Das flüsterte dir der Knilch von nebenan ein.»
    «Spinnst du? Also gaga bin ich noch lange nicht. Ich mische mich grundsätzlich nicht in die Geschäfte ein. Und schon gar nicht, wenn es um eine Bauvergabe geht. Dafür bist du zuständig.»
    Kobel schenkte sich einen Whisky ein.
    «Doch … du hast mich angerufen. … jetzt bin ich mir aber gar nicht mehr so sicher, wie das Ganze abgelaufen ist.»
    Kobel nahm einen Schluck. In der Stille hörte man nur ein verdächtiges, tiefes Ein- und Ausatmen. Anna schmunzelte und deutete auf Ferrari, der mit seinem Glas in der Hand vor dem Cheminée eingeschlafen war, zu seinen Füssen lagen die beiden Dobermänner. Nadine verdrehte die Augen.
    «Jetzt ist es mir eingefallen. Du hast mich gar nicht angerufen, sondern warst bei mir im Büro, mit diesem … Thuri.»
    «Thuri? Welcher Thuri?»
    «Der Notar der Sekte. Er tischte uns eine wilde Geschichte auf, meinte, die Sekte, allen voran Arian, würde von den Handwerkern bedroht und das könne und dürfe man nicht unterstützen.»
    «Ach ja … genau. An das Gespräch kann ich mich gut erinnern, aber ich wusste nicht, um welchen Bau es damals ging. Schwegler war bei Arian zu Besuch, wir haben uns zufällig vor dem Haus getroffen. Ein Wort gab das andere. Er erzählte mir von wüsten Beschimpfungen und von organisiertem Widerstand im Quartier. Ich war damit einverstanden, dass wir diesen Typen einen Schuss vor den Bug setzen. Jemand musste ein Zeichen setzen. Ich verabscheue jede Art von Diskriminierung.»
    «Du hast mich ziemlich kompromittiert.»
    «Ach, herrje! Was seid ihr Männer doch für zarte Pflänzchen. ‹Du hast mich ziemlich kompromittiert›», äffte Anna ihren Geschäftsführer nach. «Du hättest nur auf den Tisch hauen und uns rauswerfen müssen. Dann wäre dieser … wie heisst er noch?»
    «Mangold, Josef Mangold.»
    «Dann wäre dieser Mangold noch im Geschäft. Da war mein Mann ein anderes Kaliber.»
    «Dem gehörte der Laden auch», maulte Kobel.
    «Ach, nun hör schon auf. Spiel hier nicht den Beleidigten. Aber es stimmt, Nadine. Schwegler bat mich um den Gefallen und ich bin darauf eingegangen.»
    Ferrari räkelte sich und drehte sich zur Seite. Nadine gab ihm einen Stoss in die Rippen.
    «Wie … was …?»
    «Auf, du Schlafmütze. Ich erkläre dir unterwegs, was Sache ist.»
    «Ich … die Wärme … der … ich weiss nicht, was es war … Die Hunde! Anna, nimm die Hunde weg!»
    «Eine Spezialität des Hauses, Schätzchen.» Anna von Grävenitz strich ihm übers Haar. «Cognac gemischt mit zwei Dobermännern.»
    «Lass das, Anna! … Komm, Nadine, wir gehen.»
    «Sag ich doch.»
    Die Schneeflocken tanzten wild über die Windschutzscheibe.
    «Ich … ich … wie peinlich!»
    «Der Herr Kommissär ist schlicht eingepennt. Müde vom vielen Saufen.»
    «Wieso hast du mich nicht geweckt?! … Was hat Kobel erzählt?»
    Nadine fasste in kurzen Zügen die Unterhaltung zusammen, während

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