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Das Auge des Sehers (German Edition)

Das Auge des Sehers (German Edition)

Titel: Das Auge des Sehers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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finden Sie und ich, aber die Menschen wollen es nicht anders. Und wir, was tun wir? Wir verkünden keine christliche Botschaft, sondern helfen den Suchenden, indem wir sie beraten. Medienwirksam. Das beinhaltet eben auch die geheimnisvolle Aura. In diesem spezifischen Sinne heiligt der Zweck die Mittel.»
    «Und das ganze Zeug drum herum, die T-Shirts, die Medaillons, die Karten?» Nadine blickte streng zum Kommissär. «Ist das wirklich alles nötig?»
    «Das ist der Teil, mit dem ich nie umgehen konnte. Es ist Arthurs Werk. Er verkaufte uns, ja er verkaufte unsere Seelen. Das ging bis zu einem gewissen Punkt gut. Aber in letzter Zeit wurde es einfach zu viel. Deshalb wollte Arian auch aussteigen.»
    Das war ein gutes Stichwort für Ferrari, um in die Diskussion einzusteigen, bevor eine der Damen die Nerven verlor.
    «Bist du sicher, dass Arian aussteigen wollte?»
    «Absolut. Doch Arthur weigerte sich, die Villa zu verkaufen. Er meinte, dies wäre doch nur wieder eine von Arians Spinnereien. Zugegeben, Arian war sprunghaft, aber dieses Mal war es ihm bitterernst.»
    «Wann war das?»
    «Vor einigen Wochen. Den Ausschlag gab das Gespräch mit Josef Mangold. Ich warnte Arian noch, bat ihn, nicht alleine zu ihm zu gehen. Aber, wenn Arian sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, konnte ihn niemand davon abhalten. Er kam vollkommen verstört zurück. Mangold hatte ihm die Augen geöffnet.»
    «Ihm wurde schlagartig bewusst, dass sich die Stiftung hinter seinem Rücken alles unter den Nagel reisst, was an Immobilien zu kriegen ist, und dass sie Druck ausübt, damit die kleinen Handwerker keine lukrativen Aufträge mehr erhalten.»
    «Alles im Rahmen des Gesetzes, wenn auch hart an der Grenze. Für Arian war das inakzeptabel. Er stellte mich zur Rede, wollte wissen, ob ich mit von der Partie sei.»
    «Und?»
    «Ich wusste offiziell nichts davon … doch ich hatte meine Vermutungen. Arian zitierte Arthur. Es kam zu einem heftigen Streit.»
    «Aber auch zwischen Ihnen und Arian.»
    «Wegen einer dummen Bemerkung von Arthur, Frau Kupfer. Er brachte mich ins Spiel, als sich Arian nicht beruhigen wollte … ‹Alura denkt wie ich. Sie ist auch der Meinung, dass dieser Mangold und seine Kollegen einen Denkzettel verdient haben›.»
    «Andrea Grossen versuchte dann zu schlichten.»
    Alura sah Nadine irritiert an.
    «Das erfuhren wir von Matthias Walther.»
    «Von Jason? … Wie auch immer. Ich weiss noch genau, was Arian damals zu mir sagte. Er meinte, er sei verraten worden, auch von mir. Danach war mir klar, dass Arian aufhören würde.»
    «Und Sie?»
    «Das hier ist mein Leben, Frau Kupfer. Es klingt sicher sehr egoistisch, aber ich wollte und konnte das nicht aufgeben. Das habe ich auch Arian gesagt. Wir sprachen sehr lange miteinander, nachdem er sich beruhigt hatte, und beschlossen, noch einmal von vorne anzufangen. Wie früher, nur Jason, Arian und ich. Wir wollten weg aus der Schweiz. Irgendwohin, wo uns niemand kennt.»
    «Und damit waren Sie einverstanden?»
    «Es ging mir nie um irgendwelchen Luxus, Frau Kupfer. Ich kann ohne den Pomp leben, aber ich muss an etwas glauben können. Und ich glaube … glaubte an Arian. Um Ihre Frage zu beantworten, ich war sofort einverstanden und Jason wäre bestimmt auch mitgekommen.»
    «Und wann wollten Sie weggehen?»
    «Ende Jahr. Bis dahin wollte Arian alles verkaufen, mit Ausnahme der Wohnung. Die sollte unser Zufluchtsort bleiben … Das Schicksal wollte es anders.»
    «Und jetzt?»
    «Jetzt bringen wir es mit Würde zu Ende, Frau Kupfer.»
    «Bitte, ich heisse Nadine.»
    «Es ist mir eine Ehre, Nadine. Nenn mich Ruth oder Alura, ganz wie du willst. Wir sind zwar total verschieden und doch fühle ich, wie etwas zwischen uns entsteht. Ich lerne eine ganz andere Seite in dir kennen, eine ohne Hass. Das ist sehr schön. Du hast nach meiner Zukunft gefragt. Jetzt nach Arians und Jasons Tod sieht sie anders aus. Ich muss loslassen, auch wenn es mir schwerfällt. Ich mache noch die nächsten zwei Sendungen, dann höre ich auf.»
    «Du trittst das Erbe von Arian nicht an?»
    «Das kann ich und das will ich nicht. Arian war ein aussergewöhnlicher Mensch. Niemand kann in seine Fussstapfen treten. Er ist unersetzlich. Ich sorge dafür, dass die Villa verkauft wird. Arian hat ein Kinderhilfswerk für das Geld vorgesehen. Die sollen das auch bekommen. Ich habe Arthur gewarnt, er soll keine krummen Dinger drehen. Ich werde genau darauf achten, dass Arians Wille ausgeführt wird.»
    Alura

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