Das Baby vom Deich
das handhaben? Er schläft ja nachts noch nicht durch und du musst arbeiten gehen. Unser Vorschlag, dass er in der Woche bei uns bleibt und du, falls du da bist, ihn am Wochenende nimmst. In einigen Wochen kann man diese Regelung eventuell revidieren. Das muss sich dehnbar einspielen, nur zu viel dürfen wir da nicht experimentieren, damit er sich an einen Rhythmus gewöhnt."
"Du bist der Kinderarzt, und wenn du mir sagst, dass ich gewisse Zeiten einhalten soll, finde ich das in Ordnung und richte mich danach. Ich finde es ungeheuer lieb, dass ihr das überhaupt auf euch nehmt. Mama, kannst du mir morgen eine Liste schreiben, was man benötigt? Nicht dass ich die Hälfte vergesse. Kaufe ich in zweifacher Ausfertigung."
"Eike, lass das und kauf nicht zu viel. Babys wachsen ungeheuer fix und benötigen alle paar Wochen etwas Neues. Dein Opa holt morgen die alte Kinderwiege von euch hervor und da wird er bei uns erst einmal drinnen schlafen, außer du möchtest sie."
Er überlegte einen Moment. "Ich kaufe ein Gitterbett. Die Wiege erinnert mich zu sehr an Tobias."
"Der Junge nicht?", forschte Andreas streng nach.
"Nein! Der Lütte sieht ganz anders aus und ist gewiss kein Ersatz für meinen toten Sohn. Den Lütten mag ich einfach, auch wenn ich nicht definieren kann, wieso. Vadding, ich wünsche keinen Ersatz für Tobias. Den gibt es nie, niemals!"
Birte stand auf und kam mit einem Block und einem Kugelschreiber zurück, reichte das ihrem Sohn. "Denk an eine Auflage, damit die Matratze nicht feucht wird, falls die Windel mal versagt oder er spukt. Wichtig ein Schlafsack. Badewanne, Badeöl, Waschlappen oder einen Schwamm, Badetuch, Haarbürste. Achte darauf, dass du aus reiner Baumwolle kaufst."
Erst, als er auf seinem Bett lag, hatte er Zeit sich wirklich zu freuen. Morgen musste er tapezieren, damit dass kindlicher aussah. Die Sachen würde er wenn möglich zum Teil morgen kaufen, weil er vorher waschen musste und er wollte das nicht seiner Mutter aufhalsen.
Er war kaum im Büro, als er einen Anruf bekam, dass man den Täter der drei Einbrüche anhand der Fingerabdrücke identifiziert hatte. Man gab ihm die Adresse. Er las im Computer dessen Strafregister, danach das seiner Freundin. Ein richtiges Gangsterpärchen.
Er sagte Martin und Jacob Bescheid, dass sie um acht Uhr vor dem Haus sein sollten, und zwar mit schusssicheren Westen, da der Kerl bisher immer von einer Schusswaffe Gebrauch gemacht hatte, wenn ihm jemand zu nah kam. Der Tag fing ja gut an.
Als Andrea erschien, berichtete er von dem Lütten und sie fiel ihm freudestrahlend um den Hals. "Bei euch geht es ihm gut. Ich freue mich ehrlich."
Die Tür ging auf und Rolf schaute das Paar an. "Ihr habt ja gute Laune."
"Eike bekommt den Lütten. Ist das nicht super?"
"Meine Eltern bekommen ihn, aber ich freue mich riesig. Ich habe die nächsten Tage Einkaufsstress und dazu muss ich noch tapezieren."
"Soll ich dir helfen? Tue ich echt gern und tapeziert hab ich schon öfter."
"Da sag ich nicht Nein. So kommen wir zur Arbeit. Wir wissen, wer der Einbrecher ist und da fahren wir hin. Ein richtig Krimineller mit langem Strafregister. Er hat bis vor acht Monaten in Fuhlsbüttel gesessen, wieso er nun in Husum wohnt, keine Ahnung. Raubüberfall, Einbruch, nochmal schwerer Raub und zum vierten Mal schwerer Raub. Dazwischen dreimal Körperverletzung."
"Ein richtig Krimineller."
"Das kannst du laut sagen, dabei noch blöd, da man ihn jedes Mal erwischt. Um acht schnappen wir ihn uns, falls er noch hier sein sollte."
"Die Schiller?"
"Moin", trat Renate ein, schaute alle an. "Bin ich zu spät?"
"Nein, wir zu früh. Moin, moin. Schiller - anschließend. Ich werde seine Ex anrufen und hören, was sie so erzählt. Ich möchte dem Clan keine Möglichkeit geben, dass sie sich absprechen und etwas aushecken. Andrea, erkundige dich bitte, ob sie etwas in dem Notebook der Strehler gefunden haben. Wir haben da noch keine Rückmeldung erhalten. Ach, noch etwas ganz wichtiges. Diese Prepaid-Karte ist verschwunden, aber eventuell bekommen wir trotzdem heraus, mit wem sie telefoniert hat."
"Die war von O2 und ich hoffe, dass wir heute die Liste bekommen. Sie hat die Karte dreimal aufgefüllt, 90,- Euro vertelefoniert."
"Du bist ein Engel. Fahren wir."
Er fuhr unter der Eisenbahnbrücke hindurch.
"Hier ist es damals passiert. Sie fuhr so wie wir jetzt. Er kam aus der Seitenstraße, wollte links abbiegen und hat sie voll auf der Beifahrerseite erwischt. Der Aufprall war so stark, dass
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