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Das Baby vom Deich

Das Baby vom Deich

Titel: Das Baby vom Deich
Autoren: Angelika Friedemann
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erstaunt, zumal das wohl Hand und Fuß hatte. Er wollte nicht etwa Geld, sondern lehnte jegliche finanzielle Unterstützung ab. Vier Tage später war er bei einem Makler, hat eine Halle angemietet. Das hat er den Großeltern an dem Abend erzählt, ihnen den Mietvertrag gezeigt. Am Tag seines Verschwindens hat er sich morgen den Jeep des Opas ausgeliehen. Den fand man auf einem Parkplatz am Hafen. Darin lag ein Zettel: Ich will die Welt kennen lernen. Sucht mich nicht, Chris. Keiner hat je wieder etwas von ihm gehört."
Er stand auf und setzte sich an seinen Schreibtisch.
"Das ist aber komisch. Haben sie ihn nie als vermisst gemeldet?"
"Nein! Er muss ja theoretisch irgendwann einen neuen Ausweis beantragt haben. Da haben wir ihn. Nichts! Sein Ausweis ist vor zwei Jahren abgelaufen und kein neuer wurde beantragt."
"Vielleicht hat er die Staatsbürgerschaft gewechselt?"
"Das wäre hier vermerkt. Selbst wenn du auswanderst, irgendwo seit Jahren lebst, einen Ausweis benötigst du überall. Auto anmelden, zum Beispiel, eventuell bei Kontrollen. In vielen Ländern muss der Führer- schein umgeschrieben werden, weil der Deutsche da keine Gültigkeit hat."
"Und jetzt?"
"Jetzt nehmen wir ihn als vermisst auf. Mal sehen, ob sich wer meldet. Danach beschäftigen wir uns mit der netten Serena Schiller. Da wirst du eine richtig schnippische Ziege kennen lernen."
Er öffnete die Tür und gleich keifte sie los. "Was soll der Schiet? Ich sitze seit ..."
"Setzen Sie sich bitte und geben mir Ihren Ausweis", unterbrach er sie brüsk. Er schaltete das Aufnahmegerät an, las ihre persönlichen Daten von dem Ausweis ab und belehrte sie.
"Frau Schiller, Sie fahren um achtzehn Uhr zum Simonsberg, hören kurze Zeit später Babygeschrei. Angerufen haben Sie um 21.33 Uhr. Ich selbst war 21.52 vor Ort und um 22.07 wurde der Säugling gefunden. Warum haben Sie so lange mit dem Anruf gewartet?"
"Keine Ahnung, ob die Zeiten so stimmen. Was wollen Sie von mir? Ich habe bereits alles dazu ausgesagt oder haben Sie das vergessen?"
Er zog die Akte heran. "Ihre Aussage lautete wie folgt: Ich kam an, setzte mich, da hörte ich Babygeschrei. Nach kurzer Zeit bin ich aufgestanden, weil ich dachte, da geht noch jemand spazieren, aber es war niemand zu sehen. Ich lief etwa 50 Meter auf dem Deich entlang, aber da war plötzlich Ruhe. Ich habe einen Moment gewartet und dann die Polizei angerufen, weil ich mit Sorgen machte. Es wurde ja langsam dunkel. Ende! Dazwischen liegen drei Stunden und nicht ein Moment."
"Sie wollen mir etwas unterjubeln, weil ich keinen Sex mit Ihnen wollte. Deswegen mussten Sie doch meine farblose Bekannte abschleppen."
Eike lachte schallend. "Es gibt zig Zeugen, dass Sie mich angegraben haben. Sie sind nicht mein Typ, sagte ich bereits öfter. Was haben Sie in den drei Stunden dort gemacht und warum haben Sie erst so spät angerufen?"
"Das sind alles Unterstellungen. Wahrscheinlich war ich erst später dort oder habe früher angerufen."
"Weder noch. Sonnenuntergang war um 17.52 Uhr, angerufen haben Sie 21.33 Uhr. Ihr Wagen parkte dort bereits um 17.30 Uhr. Komplett nachweisbar."
"Ich war mir eben nicht sicher, ob ich mich nicht doch verhört habe."
"Über drei Stunden? Sie sitzen dort drei Stunden bei völliger Stille, Dunkelheit, kühler Luft und urplötzlich fällt Ihnen ein, ach ja, das Babygeschrei von vorhin. Rufe ich die Polizei an? Dusselige Geschichte."
"Ich war in Gedanken, da ich einen anstrengenden Beruf habe."
"Sicher, Personal bespitzeln, ausfragen, kontrollieren und bestehlen ist anstrengend. Wie nennt man den Beruf? Raumausstattung gewiss nicht. Das haben Sie faktisch gelernt. Sie haben meine Belehrung schon verstanden? Sie dürfen nicht lügen, weil Sie sich sonst strafbar machen."
"Sie verdrehen mir jedes Wort im Mund. Außerdem sind das blöde Unterstellungen."
"Beweisbare Tatsachen, aber darum geht es momentan noch nicht. Sie haben drei Frauen bestohlen und einen dieser Diebstähle haben wir gefilmt. So haben Sie sich 1.200,- Euro verschafft. Dass Sie sich nicht schämen. Zurück zu jenem Donnerstag und dem Fund von dem Baby."
Sie starrte ihn an und er sah den Hass, aber auch etwas anderes in ihren Augen. Angst? "Es war eventuell falsch, nicht früher anzurufen, aber ich hatte ja gesucht und nichts gefunden."
"Ad absurdum! Sie wollten sichergehen, dass der Junge tot ist, deswegen erst so spät das Telefonat. Sie sind die große Finderin eines Babys, nur leider war der da bereits verstorben."
"Sie sind wirklich
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