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Das Babylon-Virus

Das Babylon-Virus

Titel: Das Babylon-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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Aufstand in den Bergen. Videoaufzeichnungen von einem Hinterhalt - in Spuckweite einer mehrsprachigen Felseninschrift, die von einer uralten Gefahr in der Tiefe flüsterte. Und dann, gestern Nacht, ein Überfall auf das ISAF-Camp: ein Panzer. Berittene Stammeskrieger. Geiseln: mehrere Soldaten der internationalen Allianz - und Amadeos Azubi.
    »Wozu …« Seine Stimme schwankte. »Wozu nehmen die Geiseln? Haben die nichts Besseres zu tun im Moment, oder wollen sie noch schnell, bevor sie die Grippe …«
    » Attentio! «, zischte Rebecca. » Senti! « Unvermittelt verfiel sie ins Italienische. Pass auf! Hör zu! Amadeo runzelte die Stirn. Was kam jetzt? Noch geheimer als der Rest?
    »Deshalb habe ich dich gestern angerufen«, sagte Rebecca, ohne zurück ins Deutsche zu wechseln. »Sie bekommen die Grippe nicht.«
    »Wa …« Amadeo blieben die Worte im Hals stecken. »Was?«, hauchte er nach zehn Sekunden.
    »Die Einheimischen bekommen die Grippe nicht. Allerdings gilt das offenbar nur für die Aufständischen in den Bergen. In der Stadt selbst, in Masar, läuft alles mit Mundschutz rum. - Vermutlich alles. Bei den Frauen lässt sich das zum Teil nicht sagen, weil sie Burkas tragen.«
    »Sie sind immun in den Bergen?«, flüsterte Amadeo. »Oder sie … Sie haben das Heilmittel! Mein Gott«, hauchte er. »Dann ist es wirklich dort, in Afghanistan! Dann muss ich den Text gar nicht mehr … Dann müsst ihr mit allem, was ihr habt, mit den Panzern und …«
    »Was glaubst du, was wir hier gerade machen?«, zischte sie. »Und was glaubst du, was Merthes anstellen würde, wenn ihm das alles so klar wäre?«
    Wer war Merthes? Aber Amadeo unterbrach sie nicht.
    »Und was glaubst du, was dann passieren würde?«, fragte
Rebecca mit gedämpfter Stimme. Selbst auf Italienisch war sie vorsichtig. Amadeo hatte jetzt Mühe, sie zu verstehen. »Im Moment hat das Leben der Geiseln noch Priorität für die ISAF. Wir sind unterwegs zu Verhandlungen - wenn wir jemanden finden, der bereit ist, mit uns zu verhandeln. Wir funken auf sämtlichen Kanälen. Doch wenn die ISAF-Leute begreifen, worum es wirklich geht … Amadeo, ich kenne solche Männer. Soldaten. Die wollen mit dem Kopf durch die Wand, und außerdem …« Sie verstummte.
    »Was?«, wisperte er.
    »Es ist …« Rebecca zögerte. »Es ist mehr ein Gefühl. Eine Ahnung. Aber ich glaube, dass es kein Zufall ist, der Angriff auf Camp Marmal - gerade jetzt, wo Alyssa und ich da sind. Es gibt Einheimische im Lager, und wenn sie nicht völlig auf dem Schlauch stehen in den Bergen, kriegen sie ziemlich schnell mit, was da unten passiert. Ich glaube, dass es kein Zufall ist, dass sie gerade Fabio haben. Ich glaube …« Sie zögerte. Vor seinem inneren Auge glaubte Amadeo ganz deutlich zu sehen, wie sie über sich selbst den Kopf schüttelte.
    »Ich glaube, dass das eine Art Einladung ist.«

Der Himmel über Kontinentaleuropa
    Eine Art Einladung. Ihr Telefonat war seit einer Viertelstunde beendet, doch der Klang von Rebeccas Worten schien noch immer in Amadeos Kopf widerzuhallen wie eine düstere Warnung.
    Eine Warnung wie jene geheimnisvolle Inschrift, auf die vor wenigen Monaten ein ISAF-Team gestoßen war, um im nächsten Augenblick zur Zielscheibe eines beduinischen Terrorkommandos zu werden. Eine Warnung vor etwas, das
unter den Gipfeln des Hindukusch in der Tiefe lauerte, seit sehr langer Zeit.
    Welch eine Einladung, dachte er.
    Doch andererseits: War die gesamte babylonische Überlieferung nicht genau das - eine Einladung? Eine Einladung, sich auf ein monströses, tödliches Spiel einzulassen? Eine Einladung, die mal ganz gemütlich vorgetragen wurde - hey, das kann lustig werden mit diesem kurtzweyligen Späßken -, mal eher ruppig: Lesen! Lösen! Herbringen! Was nun Friedrich II. von Hohenstaufen betraf, unüberwindlicher Kaiser der Deutschen und Römer, König von Jerusalem, Burgund und Sizilien … Der Kaiser lud nicht ein. Der Kaiser befahl.
    Friedrichs Anschreiben, dessen bombastische Anfangszeilen Görlitz im Chandos-Mausoleum zitiert hatte, hatte Amadeo rasch beiseitegelegt. Verfasst im geschliffenen lateinischen Stil des Kaisers enthielt es doch inhaltlich nichts, was sie nicht schon wussten: entziffern, einen Reim drauf machen, sonst weiter an den nächsten Großgeist. Genauso wenig Neues bot Händels Beipackzettel, der sich von den übrigen Blättern durch die hemmungslos verschnörkelten Buchstaben abhob.
    Entscheidend waren die übrigen sechs Seiten: Kaiser

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