Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Babylon-Virus

Das Babylon-Virus

Titel: Das Babylon-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
Vom Netzwerk:
es schwarz auf weiß … oder doch in dunklem Braun auf einer etwas helleren Beigeschattierung. Die lacuna in muro ? Ein Pass durch eine Bergkette des Hindukusch. Das aedificium magnum ? Ha! Dazu musste man wissen, dass Alexander ein besonderes Faible für die damals schon uralte ägyptische Kultur hatte, die unter dem späteren Herrschertitel Pharao ursprünglich das Wohngebäude des Herrschers verstanden hatte. Ein großes Gebäude: Irgendwo in Afghanistan gab es offenbar einen Berg, der Pharaonenthron oder ähnlich hieß. Zumindest in Alexanders Zeit hatte er so geheißen.
    Und der domus arachneae ?
    Bis zu diesem Punkt des Textes hatte Amadeo geglaubt, er wäre endlich durch mit den Codes vergangener Zeiten. Einstein, Goethe, Händel, Kaiser Friedrich. Alexander hatte seine Geschichte direkt von Aristoteles erfahren. Es gab keinen älteren Text, kein Depot, auf das er in verschlüsselten Wendungen verweisen musste.
    Aber einen Code gab es trotzdem.
    Nur dass dieser Code nicht hier auf Amadeos Papyrusstreifen festgehalten war. Der Code war … Das Haus der Spinne war Alexanders Code, seine Schöpfung, die er in jenem Winter in Auftrag gegeben hatte. Der älteste und gefährlichste der babylonischen Codes. Gefährlich, weil dort nämlich …
    An genau dieser Stelle brach der Text auf Amadeos Hälfte des Papyrus ab.
    Die andere Hälfte hatte Görlitz, der nach wie vor im Innenraum des Helikopters auf und ab stolzierte.

    Amadeo schloss die Augen. Das Haus der Spinne. War Rebecca schon so weit gekommen? Welche Art von Fallen lauerten dort auf sie? Alexander der Große war bald zweieinhalb Jahrtausende tot. Wenn er einfach nur irgendwelche Wächter postiert hatte, dürften die inzwischen ziemlich alt aussehen. Nein, da musste es noch etwas anderes geben!
    Doch Rebecca war tough, versuchte der Restaurator sich zu beruhigen.
    Rebecca war anders als er, sehr viel stärker auf ihre Weise. Kämpfe auf Leben und Tod waren geradezu ihre Spezialität. Wenn das Leben auf Erden auf einen Schlag ausgelöscht würde, durch einen nuklearen Overkill oder sonst wie: Ein paar Schaben oder Amöben würden das möglicherweise durchstehen, mit Sicherheit aber Rebecca Steinmann.
    Seltsamerweise hatte sie nicht begeistert gewirkt, als er ihr seine These in einem romantischen Moment einmal anvertraut hatte.
    Diese Frau war das Rätselhafteste, das ihm je begegnet war - kryptische Texte großer Gelehrter ausdrücklich inbegriffen.
    Er hatte keinen Zweifel, dass Rebecca Steinmann die Frau war, an deren Seite er alt werden wollte. Zweifel hatte er lediglich, ob es dazu kommen würde, zum Altwerden. Wie sein Leben sich gestaltete, seit sie beide einander kannten, sprach wenig dafür.
    In diesem Moment am allerwenigsten.
    »Interessant, mein lieber Amadeo, wirklich interessant.« Nachdenklich faltete Görlitz seine Hälfte des Papyrus auf DIN-A5-Format zusammen. Dem Restaurator drehte sich der Magen um. Was immer dieses Schriftstück sonst noch war: Auf jeden Fall war es ein dreiundzwanzig Jahrhunderte altes Dokument! »War’s bei dir auch so spannend?«, erkundigte sich sein ehemaliger Kollege.

    »Du weißt genau, dass du die entscheidenden Stellen hast«, knurrte Amadeo. »Das nennst du Fairness?«
    Görlitz musterte ihn. »Ich nenne es Rücksicht, mein Lieber.« Ein seltsamer Ausdruck lag in seinen Augen. »Du hast nie begriffen, wenn ich es gut mit dir meinte.«
    »Wenn du davon sprichst, wie du versucht hast, mich auszustechen damals in Weimar, als mein Vertrag verlängert werden sollte …« Amadeo schüttelte den Kopf. »Nein, dann habe ich es wirklich nicht begriffen.«
    »Ich wollte lediglich, dass du deine ganz persönlichen Fähigkeiten sinnvoll einsetzt. - Zu Hause. In Rom.«
    »Du hast Rebecca und mich an den Kardinalstaatssekretär ausgeliefert! Einen Typen, der uns umbringen wollte!«
    Missbilligend schüttelte Görlitz den Kopf. »Aber doch nur ganz am Anfang. Hat er euch nicht ein Angebot gemacht?«
    »Er wollte uns kaufen !«, fauchte Amadeo. »Nennst du das ein Angebot?«
    »Wie verschieden wir doch sind«, murmelte der Mann mit dem Narbengesicht. »Ich wollte dir einfach nur helfen - auch hiermit.« Er hob das zusammengefaltete Schriftstück. »Wenn ich den Goethetext in die Hände bekommen hätte oder den von Händel … Du wärst schlagartig aus dem Spiel gewesen. Außer Gefahr.«
    Tot wäre ich gewesen, dachte Amadeo, doch er biss die Zähne zusammen. Irgendwie musste er Görlitz dazu bewegen, die beiden Hälften des

Weitere Kostenlose Bücher