Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Babylon-Virus

Das Babylon-Virus

Titel: Das Babylon-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
Vom Netzwerk:
Büro?«
    Der Junge nickte. » Certo. Wo ist er denn?« Er beugte sich vor, als rechnete er damit, dass sich Amadeo auch noch unter dem Tisch versteckt hatte.
    »Nicht hier«, sagte Rebecca. »Weg. Wann hast du ihn denn zuletzt gesehen?«
    »Wann?« Er sah zu Boden. »Gestern Abend. Auf der Piazza Albania.«
    Sie spürte ein unerwartetes Kribbeln. Also hatte der Junge ihn nach Gianna noch gesehen. »Ich weiß, dass er einen Spaziergang machen wollte«, sagte sie. »War er allein?«
    Erbost funkelte Fabio sie an. »Natürlich war er allein!«
    Rebecca verkniff sich ein Grinsen. Er hatte die Frage falsch verstanden. Doch sie wusste, wie der Junge seinen capo verehrte, und natürlich musste er ihn verteidigen. Seine Antwort wäre immer die gleiche geblieben - und wenn er Amadeo mit zwei lucciole am Arm angetroffen hätte, sternhagelvoll und schmutzige Lieder schmetternd.
    Sie wurde ernst. »Dein capo ist für einige Tage verreist«, erklärte sie. »Aber möglicherweise hat er sich gestern Abend noch mit jemandem getroffen. Ein Mann, Mitte vierzig,
mit längeren weißen Haaren. Ein Mann in einem Jeansanzug.«
    »Möglicherweise? Können Sie ihn nicht fragen?«
    Damit hatte er sie auf dem falschen Fuß erwischt. Rebecca biss sich auf die Lippen.
    Fabio blinzelte überrascht. »Hat er irgendwelchen Ärger? Er war irgendwie seltsam gestern mit seinem Kreuzworträtsel.«
    »Kreuzworträtsel?«
    Der Junge schielte hinüber zum Papierkorb. »Er hatte das den ganzen Tag am Wickel. Tausendfünfhunderteinundzwanzig Zeichen, hat er gesagt. Das sind neununddreißig mal neununddreißig - das hab ich ihm gesagt, als wir ihn auf der Piazza getroffen haben. Ich war mit Alyssa da. Alyssa ist meine Freundin.«
    Rebecca nickte. Das hatte sie nun auch vermutet. »Ein Kreuzworträtsel?«, wiederholte sie.
    Fabio hob die Schultern. »Es sah aus wie eins. Aber als ich ihm das mit den neununddreißig zum Quadrat gesagt habe, ist er plötzlich irgendwie … Naja, er hat auf dem Fuß kehrtgemacht und ist rüber in den Park. Also durch den Park - zurück zur officina .« Er zögerte, holte Luft. »Der Mann im Jeansanzug ist dann hinterher.«
    Rebecca keuchte. »Der Mann hat ihn verfolgt?«
    Abwehrend hob der Junge die Hände. »Woher sollten wir wissen, dass der Typ mit ihm zu tun hat, Alyssa und ich? Der capo ist über die Straße, und eine halbe Minute später ist der Typ in den Jeans auch über die Straße. Ich hab noch was gesagt zu Alyssa, aber sie meinte, das ist sicher einer von denen, die sich da was zum Spritzen holen.«
    Rebecca hörte nur halb hin. Sie wusste sehr gut, dass der Park nachts nicht ganz geheuer war, und Amadeo wusste das noch wesentlich besser als sie. Trotzdem war er geradewegs
durch den Park spaziert, oder wohl eher gehetzt - und nicht er allein.
    »Neununddreißig«, murmelte Rebecca. »Neununddreißig im Quadrat. - Gib mir mal den Stapel da unten. Ich hab gestern eine Kugel ins Bein gekriegt.«
    Stirnrunzelnd sah der Junge sie an. Sie winkte ab. In diesem Moment war ihr gleichgültig, ob er ihr glaubte oder nicht.
    Fabio reichte ihr den niedrigeren der beiden Stapel, die sie aus dem Inhalt des Papierkorbs zusammengestellt hatte. Es waren ganze fünf Blätter, allesamt Seiten aus Amadeos Notizblock, einige nur zur Hälfte beschrieben.
    Vorsichtig ließ sich Rebecca wieder auf dem Bürostuhl nieder und zog einen Becher mit Stiften zu sich heran. Ein Bleistift - sie hatte Glück.
    Sie strich die oberste Seite glatt. Die Adresse eines Museums auf Sizilien, dazu ein paar Notizen über Gianna und einen Codex, an dem Amadeos Stellvertreterin arbeitete. Nichts, was mit dem Jeansmann oder dem Kreuzworträtsel zu tun hatte. Sacht setzte Rebecca den Bleistift an und begann quer über die Seite zu schraffieren, kniff die Augen zusammen: nein, nichts.
    Sie griff nach dem zweiten Blatt, dem dritten. Das vierte …
    Beinahe hatte sie den unteren Rand erreicht, als sich auf dem Papier helle Konturen hervorzuschälen begannen.
    »Da steht was«, flüsterte Fabio. Er blickte über ihre Schulter. »Das muss durchgedrückt sein von der Seite darüber! Können Sie das lesen?«
    Rebecca ließ sich nicht hetzen. Sie drehte das Blatt um neunzig Grad, trug eine zweite Schraffur auf, im rechten Winkel zur ersten.
    »Helmbrecht« , murmelte sie. »Weimar. Krankenhaus. Hinter dem Krankenhaus ein Fragezeichen. «

    Die Worte waren mit flüchtiger Hand dahingekritzelt. Keine eigentliche Gedächtnisstütze vermutlich - eher das, was Amadeo gerade

Weitere Kostenlose Bücher