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Das Babylon-Virus

Das Babylon-Virus

Titel: Das Babylon-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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Teufel tun, sich von Helmbrecht diktieren zu lassen, wie und mit wem er daran arbeiten würde.
    Schritte ertönten im Flur, und eine Sekunde später stand Rebecca im Türrahmen. »Heißer Kaffee!« Sie stellte einen dampfenden Becher vor dem Professor ab und reichte Amadeo einen zweiten. Für sich selbst hatte sie eine Tasse Tee zubereitet, die noch einen Moment ziehen musste.

    »So.« Ihr Blick fixierte den Professor. »Sie haben Ihren Kaffee. Jetzt raus mit der Sprache: Warum haben Sie Amadeo Einsteins Text wirklich geschickt?«
     
    »Es muss vor ungefähr drei, vier Wochen gewesen sein.« Helmbrecht nippte an seiner Kaffeetasse. »Anfang Oktober, als die ersten Meldungen über diese neue Grippe durch die Presse gingen. In aller Regel blättere ich ja gleich vor zum Kulturteil, aber diesmal…« Mit einem halblauten Ächzen beugte er sich vor und langte nach einem seiner Bücherstapel.
    Amadeo konnte so schnell keinen Blick auf den Titel des Werkes werfen, doch es wurde auch schon klar, dass es dem Professor gar nicht um das Buch ging. Eine ausgerissene Zeitungsseite lag zwischen den Blättern wie ein Lesezeichen.
    »Hier!« Eine kleine Meldung unten rechts in der Ecke war mit dickem rotem Filzstift eingekreist. Pandemie? , hieß es in der fett gedruckten Überschrift. »Wie Sie vielleicht wissen, spricht man nach den offiziellen Kriterien erst dann von einer Pandemie, wenn sich eine neue Krankheit auf wenigstens zwei unterschiedlichen Kontinenten ausbreitet«, erklärte der Professor. »Also in Australien und Asien etwa oder in Nord- und Südamerika. In diesem Fall war man sich nicht einig, ob eine solche Ausbreitung bereits gegeben war.«
    Rebecca pflückte ihm die Zeitung aus der Hand. » Obwohl die ersten Fälle der Eastcoast-Grippe nun auch unter Angehörigen der US-Interventionsstreitkräfte im Irak festgestellt wurden «, las sie vor, » ist innerhalb der WHO nach wie vor umstritten, ob damit die Voraussetzungen für die Ausrufung der höchsten Pandemie-Warnstufe vorliegen. «
    »Das wären doch zwei Kontinente«, wandte Amadeo ein. »Nordamerika und der Mittlere Osten - also Asien.«
    »Einerseits ja.« Vergeblich versuchte der Professor, die
Zeitung wieder an sich zu bringen. »Andererseits leben die ausländischen Militärangehörigen im Irak im Wesentlichen auf ihren Stützpunkten, und diese Stützpunkte lassen sich natürlich abschotten, dass es eine Freude ist. Man könnte also argumentieren, eine US-Basis im Irak, in der jeden Tag Maschinen aus den Vereinigten Staaten landen, gehöre eher zu Nordamerika als zu Asien. Genau das haben jedenfalls einige dieser Experten getan.«
    Der Tonfall, in dem er das Wort Experten aussprach, war dem Restaurator vertraut. Helmbrecht hatte ihn exklusiv für die unerfreulichen und unappetitlichen Dinge des Lebens reserviert - kalifornischen Rotwein zum Beispiel.
    »So ganz unrecht haben sie ja auch wirklich nicht«, sagte Amadeo. »Wenn sich ein Soldat zu Hause ansteckt, bringt er die Grippe natürlich mit. Was war so Besonderes an dieser Meldung, dass Sie sie …« Er wies auf das Buch, in dem Helmbrecht den Zeitungsartikel gepresst hatte wie andere Leute ein besonders hübsches Exemplar eines Gänseblümchens. Jetzt konnte er auch den Titel lesen: Real-Encyclopädie der classischen Alterthumswissenschaft .
    Der alte Mann betrachtete Amadeo. Hinter den wie üblich nicht sehr sauberen Brillengläsern entdeckte der Restaurator ein Funkeln, das ihm gar nicht gefiel. Genüsslich lehnte Helmbrecht sich in seinem Armsessel zurück. »Mein lieber Amadeo, Sie haben sich doch so eingehend mit Albert Einstein beschäftigt in den letzten Tagen …« Er zögerte, setzte seine Tasse an die Lippen, ließ sie mit demonstrativer Überraschung wieder sinken. »Na so was aber auch! Wie ist die so schnell leer geworden?«
    Amadeo biss die Zähne zusammen. Er spürte keinerlei Bedürfnis auf einen weiteren Dialog unter vier Augen. »Sie bekommen noch einen«, versprach er. »Sobald Sie uns erklärt haben, was an diesem Artikel so wichtig ist.«

    »Das ist Erpressung!«, schnaubte Helmbrecht.
    »Es ist eine Frage der Perspektive«, widersprach der Restaurator. »Ich nenne es wahren Forschergeist. Schließlich habe ich von einem der Besten gelernt.«
    Helmbrecht stierte ihn an, doch Amadeo sah, wie sich das Funkeln in seinen Augen veränderte und der Humor des alten Mannes erwachte. »Nun, wenn Sie das so sagen.« Er kicherte leise, wurde aber wieder ernst, als er sich mühsam aus

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