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Das Babylon-Virus

Das Babylon-Virus

Titel: Das Babylon-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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verdächtig …«

    »Hier? Bei den Gestalten, die hier rumschleichen?«
    Der Restaurator nickte. Ein paar Schritte hinter ihnen waren gerade wieder zwei abgerissene Figuren durch den Park unterwegs, mit alles anderem als sicheren Schritten.
    »Genau wegen denen ist es gefährlich hier«, sagte er mit gedämpfter Stimme. »Ständig Kontrollen. Gut, die Mauer da vorne ist schon die Rückseite der Friedhofsgärtnerei, da ist die schlimmste Ecke vorbei, aber sonst: Drogensüchtige, Stricher, Pärchen, die drauf stehen, wenn sie jemand beobachtet beim … Hat Luigi erzählt«, sagte er rasch. »Der Dicke, der seinen Schreibtisch …«
    »Ach?« Rebeccas Blick war geheimnisvoll, lauernd beinahe im Licht der Laterne. »Drück mich gegen die Mauer!«, flüsterte sie plötzlich mit rauer Stimme.
    »Was?« Er blinzelte.
    »Drück mich gegen die Mauer!«, zischte sie.
    Amadeo spürte eine jähe Hitze. Er hatte durchaus schon ein oder zwei Damen gekannt, die solche spontanen Aktionen in der Öffentlichkeit zu schätzen wussten - Beatrice Travelli, die Tochter seines Vermieters. Und Panik hin, Panik her: Ihm selbst musste man das sicher nicht zweimal sagen, in keiner wie auch immer gearteten Situation - wobei Rebecca es eben gerade zweimal gesagt hatte. Doch er hätte niemals damit gerechnet, dass ausgerechnet sie und ausgerechnet … jetzt, unter diesen Umständen!
    Doch die Umstände waren mit einem Mal weit weg. Mit seinem Körper schob er Rebecca gegen das Mauerwerk, spürte, wie sie reagierte. Das Gewicht des Rucksacks nahm er gar nicht mehr wahr. Aufgeregt glitt seine Hand über ihre Hüfte, über ihr Hinterteil in der nachtschwarzen Cargohose.
    Und überall um sie herum waren Menschen in der Dunkelheit, Schritte, schemenhafte Gestalten, er war sich ihrer
bewusst. Heiß und ungeschickt mühten seine Finger sich an Rebeccas Gürtelschnalle.
    »Greif mir in den Blazer«, hauchte sie. Ihre Augen waren schmale, funkelnde Schlitze.
    Amadeo spürte, wie er reagierte. Seine Hand bewegte sich hinauf zu ihrer Brust, löste einen, zwei Knöpfe. Ein Stück entfernt lachte jemand, eine junge Stimme. Waren das die Schritte? Nein, das Lachen war weiter entfernt, die Schritte jetzt ganz nah. So dunkel war es nicht im diffusen Lichtkreis der Laterne. Diese Leute konnten nicht übersehen, was sie beide miteinander trieben.
    Seine Finger fanden Eingang in Rebeccas Bluse.
    »Andere Seite!«, zischte sie. Amadeo hob die Augenbrauen. Sie hatte sehr genaue Vorstellungen.
    »Runter zur Hüfte!«, flüsterte sie. »Nimm die Pistole!«
    Amadeos Hand glitt tiefer - und erstarrte von einer Sekunde zur anderen.
    Nimm die Pistole!
    Die Gedanken in seinem Kopf überschlugen sich. Die Schritte! Mit einem Mal klangen sie völlig anders. Die letzten Menschen, an die er sich erinnern konnte, hatten sich kaum auf den Beinen halten können. Diese Schritte hörten sich zielstrebig an, sie kamen direkt auf sie zu, und in Rebeccas Rücken war die Mauer!
    Verfolger! Der Mann im Jeansanzug? War der Mann Fernwaldts Mörder? Oder aber er arbeitet nicht allein, hatte Rebecca gestern vermutet. Womit ich beinahe rechne.
    »Nimm die Pistole!«, zischte sie.
    Amadeos Finger schlossen sich um das Metall der Waffe. Es war kalt wie Eis im ersten Moment.
    Die Schritte waren heran, wurden langsamer. Ein Geräusch, das er nicht einordnen konnte. Seine Hand riss an der Waffe …

    Etwas packte seinen Arm wie ein Schraubstock. Amadeo wollte keuchen, doch er kriegte keinen Ton raus.
    » Tutt’e due divertanno «, kommentierte eine Männerstimme. Hey, die beiden amüsieren sich aber! Die Worte klangen gedämpft: Der Mann trug eine Atemmaske. Jemand gab Antwort, ein anzügliches Lachen.
    Dann waren die Schritte vorüber.
    Rebeccas Hand umklammerte noch immer seinen Arm, löste sich jetzt langsam.
    »Entschuldige«, murmelte sie. In ihrem Gesicht stand Verwirrung, Unglaube. »Ich muss mich getäuscht haben.«
    Die Pistole rutschte zurück in das Holster, das sie unterhalb von Rebeccas Rippen in Position hielt. Amadeos Finger waren mit einem Mal schlaff wie ein leerer Schlauch.
    Nein, nicht nur die Finger.
     
    Amadeos Puls wollte sich nicht beruhigen. Verfolger. Diesmal mochte Rebecca sich getäuscht haben, doch wenn der Blonde vorgestern vor der officina gewartet hatte, wenn er Amadeo nach Berlin gefolgt war und schließlich zu Fernwaldt … Wo war er jetzt, in diesem Augenblick?
    Amadeo schluckte. Seite an Seite kauerten sie im Schatten hinter einer Häuserecke an der Via Caio

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