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Das Babylon-Virus

Das Babylon-Virus

Titel: Das Babylon-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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war nur noch eines.
    Seine Angst.
    Der Blonde hatte ihn nicht mehr zur Kenntnis genommen, seitdem es begonnen hatte. Sie beide hatten hier oben ausgeharrt, beobachtet, wie die Männer, die für Görlitz’ Auftraggeber
arbeiteten, über die Mauer geklettert waren, auf das Gelände des cimitero. Wie es zum Kampf gekommen war, über dessen Ausgang es keinen Zweifel geben konnte. Verholen machte keine halben Sachen. Wenn er ein Risiko einging und seine Männer losschickte, war er sicher, dass er nicht verlieren konnte. Der alte Mann, der Einsteins Geheimnis gehütet hatte, war kein ernsthafter Gegner gewesen, und die Wachleute auf dem Friedhof waren es auch nicht - nicht gegen eine vierfache Übermacht.
    Und doch hatte der Blonde diesmal verloren, und Görlitz wusste, wem er die Schuld anlasten würde.
    Doch Fanelli hatte betrogen!
    Das machte keinen Unterschied, nicht für Verholen. Görlitz wusste, spürte es, war unfähig sich zu bewegen.
    Die Schritte in seinem Rücken hatten innegehalten. Der gezischte Wortschwall des Blonden war verstummt.
    Es ist so weit.
    Görlitz kämpfte darum, ein Wort aus seiner Kehle hervorzupressen, irgendeine Erklärung, doch er wusste, dass es keinen Sinn hatte. Sein Tod war beschlossene Sache. Wenn der Mann ihm einfach einen Stoß gab … Es ging etliche Meter in die Tiefe von der Dachterrasse aus. Wenigstens würde es schnell gehen.
    »Wie es aussieht, waren wir wohl ein wenig zu langsam.«
    Schon der Klang der Worte genügte, um die winzigen Reste von Luft aus Görlitz’ Lungen entweichen zu lassen.
    » Dottore Fanelli ist ein wahres Glückskind, wie mir scheint.«
    Aus dem Augenwinkel sah er, wie der Blonde zu seiner Rechten an die hüfthohe Brüstung trat. »Gibt es da unten etwas Interessantes zu sehen«, erkundigte er sich höflich.
    Mit äußerster Kraftanstrengung gelang es Görlitz, den Kopf zu schütteln.

    »Nun, wir können wohl davon ausgehen, dass Ihr guter alter Freund die Gunst der Stunde genutzt hat«, murmelte Verholen. »Er und seine Begleiterin dürften das Gelände des Friedhofs verlassen haben, während unsere dienstbaren Geister und der Wachdienst miteinander beschäftigt waren.«
    »Wir müssen ihn verfolgen!« Krächzend zwang Görlitz die Worte über seine Lippen, und jetzt, plötzlich, nachdem der Bann gebrochen war, sprudelten die Sätze aus ihm hervor. »Ich kenne Fanelli! Wenn es Schwierigkeiten gibt, gerät er in Panik. Er wird sich in der officina verkriechen oder in seiner Wohnung in Trastevere. Ich weiß, wo er wohnt. Ich habe alles über ihn herausgefunden. Ich hätte ihn längst … Wenn Seine Eminenz nicht …«
    »Mein lieber Herr Görlitz!« Missbilligend schüttelte der Blonde den Kopf. »Sie glauben doch nicht, dass ich dottore Fanelli etwas antun würde? Dem Mann, der für mich arbeiten soll? - Sie verstehen doch, dass ich mich nun der Mitarbeit Fanellis versichern muss, nicht wahr? Ich bin es gewohnt, mit den Besten zu arbeiten, und er ist ja offenbar der größte Geist unserer Zeit. Er war schneller als sie. Warum sollte ich ihm abnehmen, was er auf dem Friedhof gefunden hat?«
    »Er wird … Fanelli wird niemals für Sie arbeiten! Sie haben den Alten am See auf dem Gewissen! Ihnen ist nicht klar, wie der Kerl denkt … wenn er denkt. Ein Gutmensch! Völlig unfähig zur Initiative, aber Sie können ihn nicht …« Görlitz log nicht einmal. Er wusste nicht, warum Fanelli war, wie er war, aber so war er. »Sie können ihn nicht kaufen. Nicht einschüchtern. Er wird niemals für Sie …«
    »Mein lieber, lieber Herr Görlitz. Sie mögen ja einer der größten Geister unserer Zeit sein - ein gutes Stück hinter unserem dottore natürlich, aber immerhin. Doch wie kann ein solcher Mensch dermaßen fantasielos sein?«

    Aus dem Augenwinkel sah Görlitz, dass die Finger des Blonden mit etwas spielten. Eine Pistole? Seine Wirbelsäule war brennendes Eis. Nein … Nein, keine Pistole. Sein Mobiltelefon, oder … Nein, Verholens Gerät steckte in der Brusttasche seiner schmuddeligen Jeansjacke.
    »Was ist das für ein Handy?«, flüsterte Görlitz.
    »Oh, jetzt wird es interessant.« Auf den Lippen seines Auftraggebers zuckte ein dünnes Lächeln. »Sehen Sie, ich habe mir vom ersten Moment an gedacht, dass der verblichene Herr Fernwaldt nicht der Typ Mensch ist, der sich so ein Gerät zulegt. Und doch lag dieser kleine Apparat in seinem Wohnzimmer.« Er klickte sich durch die Menüs. »Ich hatte noch kaum Zeit, mich näher damit zu befassen -

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