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Das Babylon-Virus

Das Babylon-Virus

Titel: Das Babylon-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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würde sie nicht werden, doch ganz offenbar war
sie im Moment unfähig, noch einen Ton von sich zu geben.
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte die Frau auf Amadeos Schreibtischstuhl. »Der Junge wird ein bisschen Kopfweh kriegen, das ist alles. Nicht schlimmer als ein mittelschwerer Kater.«
    Amadeo starrte sie an. »Warum haben Sie das getan?«, flüsterte er. Ihre Pistole blieb auf ihn - nicht auf Rebecca - gerichtet. »Was tun Sie hier, zur Hölle?«
    »Lesen?« Die Antwort klang wie eine Frage. Mit einer nachlässigen Handbewegung wies sie auf Amadeos Bücherregal. Zwei oder drei seiner Faksimiles lagen auf dem Schreibtisch, eines der Bücher war aufgeschlagen. Er konnte nicht erkennen, welches es war.
    »Wer …« Er schüttelte den Kopf. Wer sie war, wusste er jetzt, auch wenn es schwerfiel, das zu begreifen. » Was sind Sie?«, fragte er. »Was ist das für eine Komödie … mit dem Jungen? Warum haben Sie das aufgezogen? Meinetwegen? Was wollen Sie von mir?«
    »Sie ist eine Überläuferin.« Rebeccas Stimme klang wie Sandpapier. »Jemand, der diejenigen im Stich gelassen hat, die sich auf sie verlassen haben. Und die deswegen gestorben sind.«
    Ein ganz kurzes Zucken ging durch Alyssas Gesicht, doch ihr Tonfall war unverändert. »Vor einigen Jahren habe ich aus bestimmten Gründen beschlossen, mich beruflich zu verändern«, bestätigte sie. »Deshalb bin ich heute hier. - Ihr hattet einen schönen Abend? War eine Menge Blaulicht unterwegs vorhin.«
    Sie hob eine Augenbraue und betrachtete zuerst Amadeo, dann Rebecca demonstrativ von oben bis unten. Eine plötzliche Kälte durchfuhr den Restaurator. An sich hatten die beiden Frauen keine besondere Ähnlichkeit, doch jetzt,
in der Art und Weise, wie Alyssa die Augenbraue hob: wie Zwillinge. Ein heller und ein dunkler Zwilling, ohne dass er in diesem Augenblick hätte sagen können, welches welcher war. Rebecca sah gerade aus, als wäre sie selbst zwei Jahrhunderte auf dem cimitero vergraben gewesen, Amadeo selbst vermutlich genauso.
    »Was wollen Sie von mir?«, wiederholte er, während er unauffällig versuchte, sich vor Rebecca zu schieben, wohl wissend, dass das Blödsinn war. Es war sowieso Amadeo, auf den Alyssa zielte, und anders als Rebecca hatte er nicht mal eine Waffe.
    »Was habt ihr da draußen getrieben?« Die Frau nahm seine Frage überhaupt nicht zur Kenntnis. »Habt ihr euch mit ihm getroffen?«
    »Mit ihm?«, fragte Amadeo perplex.
    »Verholen. - Oder wie auch immer er sich jetzt nennt.«
    »Wer …«
    »Verholen?« Rebeccas Stimme schwankte.
    Alyssas Blick löste sich von Amadeo, ging zu ihrer Schwester. Die erste Regung an ihr, die nicht exakt berechnet war, dachte der Restaurator - ausgenommen das fast unmerkliche Zucken, als Rebecca die Leute erwähnt hatte, die durch Alyssas Verschulden gestorben waren.
    »Du willst mir nicht erzählen, dass du nichts davon weißt.« Eine senkrechte Falte auf Alyssas Stirn, dieselbe wie bei ihrer Schwester.
    Amadeos Partnerin holte Luft. »Ich habe keinen Schimmer, für wen du im Moment arbeitest - oder für wen Verholen arbeitet. Aber sag mir ins Gesicht, dass wir mit ihm zu tun haben, wenn du das kannst.«
    Nachdenklich kaute Alyssa an ihrer Unterlippe. Ihre Augen wanderten zurück zu Amadeo.
    »Was war das für ein Spaziergang vor zwei Tagen?«

    Verwirrt sah der Restaurator sie an. »Was für ein Spaziergang? Ein Spaziergang eben. Sie standen doch daneben, als ich dem Jungen das erzählt habe.«
    Ein unterdrücktes Stöhnen aus der Werkstatt bewies, dass Fabio noch immer damit beschäftigt war, sich zurück ins Bewusstsein zu kämpfen.
    »Dann ist er Ihnen gefolgt«, sagte Alyssa leise. »Warum hat er das getan?«
    »Wer ist dieser Verholen?« Amadeo zögerte. »Der Blonde?«
    »Sie haben ihn gesehen?« Die Frage kam wie ein Peitschenhieb.
    Amadeo schüttelte den Kopf. »Nicht an dem Abend. Am nächsten Morgen, in Berlin auf dem Flughafen. Wenn der Blonde dieser Verholen ist. Wir haben uns über das Gerokreuz …«
    »Wir arbeiten nicht mit Verholen«, unterbrach ihn Rebecca. »Ich nicht und Amadeo auch nicht. Wie lange bist du an deinem Bübchen dran, dass dir das noch nicht klar ist? Amadeo ist Bücherrestaurator. Genau das, was er zu sein scheint, sonst nichts.«
    »Er ist mit dir zusammen«, murmelte Alyssa, doch ihre Stimme klang jetzt unsicher.
    »Er ist mit mir zusammen«, bestätigte Rebecca. »Und es ist wohl kaum ein Zufall, dass gerade du auf ihn angesetzt bist. Von wem auch

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