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Das Babylon-Virus

Das Babylon-Virus

Titel: Das Babylon-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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aus, bis am nächsten Morgen die Angestellten kommen. Oder die Putzfrau. Hat noch di Tomasi eingebaut.«
    »Und wenn einer von deinen Restauratoren zurückgekommen ist?«
    Gianna, dachte er. Ob sie Krach mit Rocco gehabt hatte? Aber was hatte Gianna in seinem Büro zu suchen?
    »Da stimmt was nicht«, flüsterte er. Sie hatten den Park durchquert. Auf dem Gehsteig blieb Amadeo stehen, legte den Kopf in den Nacken. Die Jalousie war hochgezogen. Für jemanden, der heimlich in die Werkstatträume eingedrungen war, hätte es auch nichts gebracht, sie zu schließen: Die Lamellen waren nicht blickdicht; das Licht hätte trotzdem durchgeschimmert.
    Angestrengt versuchte er etwas zu erkennen, schattenhafte Bewegungen, die Umrisse einer Gestalt. Aber da war nichts.
    »Ich muss nachsehen, was da los ist.« Seine Stimme klang heiser. »Bitte gib mir die Pistole!«
    »Du weißt genau, dass ich das nicht tun werde«, stellte sie fest. »Du hast den Schlüssel?«
    Ohne seine Antwort abzuwarten, humpelte sie über die Straße auf das Gebäude zu.
    »Das ist mein Ernst!«, beharrte Amadeo.
    »Meiner auch.« Rebecca hatte ihre Waffe bereits zum Vorschein gebracht, prüfte mit einer routinierten Handbewegung das Magazin. Ja, sie hinkte immer noch, doch diese Frau schien über unbegrenzte Kraftreserven zu verfügen. Ihre Bewegungen waren zielstrebig, ihre Haltung angespannt.

    Kampfmodus, dachte Amadeo. Wehe dem, der es wagte, sich ihr in den Weg zu stellen. Und wenn er selbst es war.
    »Die können doch nicht dermaßen dämlich sein«, murmelte Amadeo, während er die Tür zum Foyer entriegelte. Zum Fahrstuhl waren es nur wenige Schritte. »Entweder rechnen sie nicht damit, dass jemand stutzig wird, oder sie wollen , dass genau das passiert.«
    Rebecca nickte stumm. Aus ihrer Miene sprach Konzentration. Die Aufzugtüren öffneten sich. Amadeo drückte den Knopf für den fünften Stock, und der Fahrstuhl ruckte an.
    Rebecca starrte auf die Wand aus mattem Stahl, die sich in wenigen Sekunden zur Seite bewegen würde.
    »Bitte sei wenigstens vorsichtig«, bat er mit leiser Stimme. Er hätte auch mit der Wand sprechen können.
    Der Eingang zur officina , die Glastür. Das Display leuchtete grün: Der Zugang war entriegelt.
    Die Werkstatt selbst war dunkel, doch aus Amadeos Büro fiel ein Lichtstreifen in den größeren Raum, schälte die Umrisse der vordersten Arbeitsfläche aus der Finsternis.
    Auf Luigis Stuhl saß eine Gestalt.
    »Fabio!«, murmelte Amadeo, schob hastig die Glastür auf.
    Der junge Niccolosi regte sich nicht, oder … Doch, eine schwache Bewegung. Im ersten Moment hatte es ausgesehen, als würde der Junge schlafen, doch jetzt hob er müde den Kopf. Nein, nicht müde: mühsam.
    » Capo …«
    Amadeo kniff die Augen zusammen. Fabios Stimme klang merkwürdig und sein Blick: wie ein Schleier, durch den der Junge nicht richtig hindurchsehen konnte.
    »Sie … Sie hat …«
    Rebecca schob sich an Amadeo vorbei, trat auf die offene Bürotür zu, die Waffe vor der Brust. Langsam drehte der Restaurator sich um.

    Sein Büro war nicht leer.
    Eine Frau saß auf seinem Schreibtischstuhl, die Füße auf der Arbeitsfläche übereinandergeschlagen. Ihre Hand steckte in einem Lackhandschuh, der fast bis zum Ellenbogen reichte - und sie hielt eine Pistole, die Rebeccas Waffe zum Verwechseln ähnlich sah. Aufmerksam blickten die Augen der Fremden Richtung Tür.
    Nur war sie keine Fremde.
    »Alyssa«, flüsterte Amadeo. »Das … Das ist Fabios Freundin«, erklärte er mit trockener Kehle. »Was …«
    Rebecca rührte sich nicht. Sie hätte eine der Skulpturen auf dem cimitero sein können. Selbst ihr Gesicht war weiß wie der Marmor.
    »Hallo, Rebecca.« Alyssa deutete ein freundliches Nicken an. »Ich würde ja gerne sagen: Gut siehst du aus. - Aber du kennst mich ja.«
    Verwirrt blickte Amadeo von einer Frau zur anderen. Dieselbe Waffe, doch in diesem Augenblick hätten sie gegensätzlicher nicht sein können.
    »Ihr kennt euch?«, fragte er perplex. »Eine … eine Freundin von dir?«
    Krampfhaft holte Rebecca Luft. Ein zweites Mal. Amadeo streckte die Arme aus. Sie war drauf und dran, ohnmächtig zu werden.
    »Keine Freundin«, sagte Rebecca tonlos. »Meine Schwester.«
     
    »Was haben Sie mit dem Jungen gemacht?« Amadeos Stimme überschlug sich.
    Rebeccas Schwester. Bis zu diesem Moment hatte er nicht mal gewusst, dass sie überhaupt eine Schwester hatte! Rebecca selbst stand weiter reglos an seiner Seite. Nein, ohnmächtig

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