Das Band der Magie
ich folgendes hörte: „Keelin hat sich grad verwandelt!“
Ich war schneller auf den Beinen als mich hätte jemand aufhalten können, sackte dann aber doch erschrocken in mich zusammen. Ich war echt wacklig auf den Beinen. Verdammt!
Brahn fackelte nicht lange, hob mich kurzerhand in seine starken Arme und trug mich im Laufen den ganzen Weg quer durchs Dorf. Ja, das war mal echt peinlich. Zum Glück war es tiefste Nacht, so dass mich kaum jemand sah.
Natürlich hatten die Wächter auch Tristan informiert. Er kam heran geschossen, das Haar noch ganz wirr vom Schlaf.
Brahn und er erreichten Keelin fast zeitgleich. Er konnte sich wegen der Ketten um seinen Hals nicht ganz aufrichten, warf mir aber trotzdem einen glühenden Blick her zu. Mir wurde davon ganz heiß, was mir hinterher gebührend peinlich war.
Ich strampelte, damit Brahn mich herunterließ, und hetzte, so schnell es meine Wunde zuließ, zu ihm hinüber, erst an den jetzt wieder zurück-verwandelten Shadun, dann an den Wachen vorbei.
Keelin breitete die Arme aus und ich sank sofort in seine Umarmung.
Zu Hause.
Jetzt war ich zu Hause.
Allerdings störten die Ketten den eigentlich schönen Moment.
„Du humpelst und bist ganz blass. Hast du schlimme Schmerzen?“, fragte Keelin ängstlich, drückte mich von sich weg und tastete erst hektisch meine Schultern ab und machte dann Anstalten, mir vor allen das Hemd hochzuziehen.
„Keelin!“, quietschte ich empört und schlug ihm die Hände weg, was mir nur Sekunden später schon wieder leid tat. Um ihn abzulenken, umarmte ich ihn noch einmal fest – für meine und seine Nerven.
„Warum bin ich in Ketten?“, erkundigte er sich in mein Haar. Er hatte eindeutig Angst, was ja auch kein Wunder war – immerhin sah er ja auch aus wie ein Schwerverbrecher.
„Du hast dich aufgeführt wie ein Berserker. Und du hast Tristan gebissen.“
„Bei den Nachtgeistern“, flüsterte er erschrocken. „Ich weiß nur noch, dass ich so in Panik war, dass ich mich schließlich verwandelt habe!“
„Du hast mich vermisst“, sagte ich schlicht. „Ich lag im Bett und du konntest nicht zu mir.“
Darauf fiel Keelin wohl nichts mehr ein. Er drückte mich heftig an sich, sodass ich das mir mittlerweile vertraute Zittern seiner Knochen deutlich spüren konnte. Ich kannte die Zeichen. Er konnte nur noch Sekunden in dieser Gestalt bleiben, jetzt, wo er wusste, dass mir nichts passiert war.
Daher beeilte ich mich zu sagen: „Du musst dich beruhigen, sonst werden sie dir nie die Ketten abnehmen! Werde die Ruhe selbst und wir kriegen das hin!“
Er lehnte seine Stirn gegen meine und ich spürte seinen Atem auf meiner Nasenspitze. Als ich zu ihm hochschielte, sah ich, dass er die Augen geschlossen hatte.
„Solange du bei mir bist …“, flüsterte er.
„Immer“, erwiderte ich. Dann fielen die Ketten in die Tiefe, er wurde wieder zum Wolf. Verdutzt blinzelte er zu mir hoch.
Er sah dabei echt niedlich aus, aber das erwähnte ich natürlich nicht. Stattdessen ging ich in die Knie und umarmte ihn, um ihm Mut zu machen. Und tatsächlich: Ich spürte, wie er sofort zur Ruhe kam, wie sein Herz kräftig und gleichmäßig schlug.
Und wie er mir ganz sanft die Nase zwischen die Achseln schob.
Von da an wurde vieles einfacher. Ich durfte Keelin besuchen, wann immer ich wollte. Wenn ich kam, freute er sich, wenn ich ging, drehte er nicht durch. Er schien meine Worte behalten zu haben – oder zumindest noch zu spüren, dass er ruhig sein musste.
Weniger schön war dann das, was danach folgte: Der Rat besuchte mich, um mit mir zu sprechen. Darauf hatte ich in etwa so viel Lust wie eine erneute Raufrunde mit Keelin.
Der Rat ging auch recht sanft mit mir um. Die Mae fragten mich über meine Zeit in der Hütte aus, über Keelin und das fremde Rudel. Dann bohrten sie etwas tiefer mit peinlichen Fragen wie:
„Was glaubst du, warum Keelin so vernarrt in dich ist?“
Achselzucken von mir.
„Hast du irgendwas gemacht, um ihn an dich zu binden?“
Verwirrtes Stirnrunzeln und meine Gegenfrage: „Wie hätte ich denn das bitte schön machen sollen?“
Achselzucken von deren Seite.
„Was will Keelin deiner Meinung nach in Alkamir?“
Achselzucken von mir. Gegenfrage: „Was ist denn überhaupt in Alkamir passiert?“
Peinliches Schweigen von denen, dann hastig die nächste Frage: „Wie schätzt du seinen Geisteszustand ein?“
Ich ließ mich kurz zu einer Erklärung seines Geisteszustands hinreißen: „Er ist traurig
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