Das Band der Magie
durchgestreckt, den Kopf leicht schräg gelegt und beobachtete jede winzige Bewegung seines Gegenübers.
Als er mich im Hintergrund sah, sprang er auf und wedelte begeistert mit dem Schwanz. Sofort drehten sich Mahedan und Damian zu mir um.
Der Begegnung entkommen konnte ich also nicht mehr. Daher biss ich in den sauren Apfel und ging zu den Dreien hinüber. Mahedan war ich in den letzten Wochen grundsätzlich ausgewichen. Mir behagte sein stechender Blick nicht. Außerdem war er schuld, dass Keelin in Ketten lag. Naja, zumindest ein bisschen.
Und jede Geschichte braucht einen Bösen. Ich hatte keine Lust, mich mit ihm auseinanderzusetzen und festzustellen, dass er doch nicht so fies war, wie ich mir ausgemalt hatte.
Ich grüßte die beiden, ging an ihnen vorbei und setzte mich neben Keelin. Er stürzte sich sofort auf die Baumwurzelknollen und das nagende Geräusch seiner Zähne war für lange Zeit das Einzige, was zu hören war.
Mahedan eröffnete irgendwann das Gespräch: „Er kommt zur Ruhe!“, sagte er.
Ich nickte nur.
Aber Mahedan war noch nicht fertig. „Ich wollte schon lange mit dir reden, Aeri, aber du weichst mir aus. Natürlich. Wahrscheinlich bin ich in deinen Augen der Böse.“
Na, super. Durchschaut.
„Aber das bin ich nicht, das musst du mir glauben! Keelin ist zurzeit nicht in der Lage, sein Volk zu führen. Daher muss er seinen Platz räumen.“
Diesen Standpunkt hatte ich in den letzten paar Tagen schon öfter gehört. Mahedan war nicht der Einzige, der so dachte. Tristans fortschreitende Krankheit machte alle nervös.
„Ich kapier nicht, warum ihr alle so drängelt“, erwiderte ich bissig. „Gebt Keelin doch einfach noch ein bisschen Zeit!“
„Aber die haben wir nicht! Tristan stirbt. Die Nachfolge muss geklärt sein, bevor das passiert.“
„Und was hab ich damit zu tun?“
„Tristan sieht dich als Keelins Sprachrohr. Wenn du ihm begreiflich machst, dass Keelin so schnell nicht klar im Hirn wird, dann hört er auf dich! Tristan kann Keelin auch in seinem verwirrten Zustand befehlen, zurückzutreten und mir das Rudel zu übergeben. Eremon und Keelin haben ihm selbst das Recht dazu gegeben, als sie ihn als Anführer anerkannten. Es könnte alles ohne Kampf und ohne Streit ablaufen – wenn du auf mich hörst! “
Ich runzelte verwirrt die Stirn. Ich? Keelins Sprachrohr. Wohl kaum. Außerdem: „Keelin wird aber bald wieder klar im Hirn sein. Wir müssen nur nach Alkamir!“
„Das ist doch lächerlich!“
„Ist es nicht!“
„Du hast jetzt die Chance, alles ins Reine zu bringen, Aeri! Die Chancen, dass Keelin jemals wieder als Mar herumläuft, sind mehr als gering. In der Sekunde, in der Tristan stirbt – und das wird sehr bald passieren -, werden die Shadun im Chaos versinken. Wir werden uns alle verwandeln und uns an einen Anführer klammern, der verrückt geworden ist. Willst du uns das wirklich antun?“
Hm. Ich war verunsichert. Von der Seite hatte ich es noch nie betrachtet.
„Tristan muss zurücktreten, genau wie Keelin!“
„Ja, klar. Und natürlich wirst du der neue Anführer. Ganz uneigennützig.“
„Es ist die beste Lösung. Ich bin die einzige Chance für unser Volk.“
„Sprichst du da von den Shadun oder auch von den restlichen hier lebenden Mar?“
Ah, da hatte ich ihn. Er schwieg.
„Glaub ja nicht, ich bin auf den Kopf gefallen, nur weil ich in einer einsamen Berghütte aufgewachsen bin!“, warnte ich ihn. Keelin hörte auf zu kauen und blinzelte beunruhigt in die Runde. Er nahm die Drohung in meinen Worten wahr und überlegte gerade, ob Mahedan eine Gefahr für mich war. Bevor er dumme Dinge tun konnte, legte ich ihm beruhigend die Hand auf den gewaltigen Rücken. Er kaute weiter, behielt Mahedan aber im Auge.
Mahedan sah ein, dass ich ihn ertappt hatte und versuchte es mit Ehrlichkeit: „Ich will gar nicht abstreiten, dass ich diese Gemeinschaft für völligen Blödsinn halte. Wir Shadun ordnen uns keinem anderen Volk unter. Wir sind die stärkste Partei, wir sollten führen. Aber das ist Politik und liegt noch weit in der Ferne. Erst einmal geht es darum, dass wir keinen wahnsinnigen Anführer haben sollten.“
Ich hätte ihm jetzt gerne die Augen ausgekratzt, einfach aus Prinzip, aber ich riss mich zusammen. Aus seiner Sicht war er wohl auch im Recht. Bei den Shadun herrschten nun einmal die Stärksten, das lag ihnen im Blut.
Dass ich das für gequirlte Geisterkacke hielt, stand auf einem anderen Blatt.
Bevor ich mich jedoch um
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