Das Band der Magie
Horde Männer zu übernachten.“ Ich machte eine Kunstpause. „Zwischen einer Horde Shadun“, präzisierte ich und probierte damit das neue Wort aus.
Keelin war ein Shadun. Ein Menschen-Wolf oder so. Ein verrückter Gedanke, der mich ganz kribbelig machte.
Tristan schien von meiner Unruhe nichts mitbekommen zu haben. Er plapperte weiter. „Falls du um deine Sicherheit besorgt bist, kann ich dich beruhigen. Wir würden einer Feyann niemals etwas tun. Und schon gar keiner Feyann, die auch noch eine Azrey in ihrem Ausschnitt trägt.“
Er grinste sein breites Grinsen, das ihn jungenhaft aussehen ließ. Er sah dann echt süß aus, stellte mein Mädchen-Herz fest.
„Das Schlimmste, was dir hier passieren kann, ist neben Tron zu schlafen. Der schnarcht und furzt. Aber keine Sorge. Du bleibst hier beim Feuer, da stört dich keiner.“
Brahn kam zurück, fünf Decken im Arm. Ich staunte. „Reicht das?“, fragte er und hielt sie mir hin.
Ich hatte noch nie so viele Decken auf einmal gesehen, außer auf dem Basar in der Stadt. Die Männer mussten reich sein, wenn sie sich sogar Decken aus Schaffell leisten konnten.
„Ich bin keine Prinzessin“, entgegnete ich, klammerte mich aber an die Decken, als wären sie mein größter Schatz. „Aber danke!“
Die Männer ließen mich allein am Feuer zurück. Es war ein bisschen seltsam: Der Schein war so hell, dass alles andere im Dunkeln lag, eine weiße Schutzwand aus Licht.
Mir war aber durchaus bewusst, dass man mich umso besser sehen konnte.
Ich stapelte drei Decken auf dem Boden, kuschelte mich hinein und deckte mich luxuriös mit drei Decken zu. Eine hatte ich ja ohnehin schon um die Schultern gelegt.
Es war himmlisch!
Ich hätte schwören können, nicht schlafen zu können. Alles war so ungewohnt, so aufregend. Ich hörte Männerstimmen im Hintergrund, zwei Waris schnaubten.
Ich bin nicht allein, dachte ich. Dann war ich auch schon eingeschlafen.
Kapitel 9 – Erklärungen
Ich wachte davon auf, dass sich jemand auf die Bank vors Feuer setzte. Der Jemand hatte versucht, möglichst leise zu sein – aber mein Gehirn war auf ungewohnte Geräusche trainiert.
Sofort saß ich aufrecht und sicherte die Umgebung.
Das Feuer war fast vollständig heruntergebrannt, die Asche glühte aber noch. Dem Dämmerlicht nach zu schließen, musste es früher Morgen sein. Einige weniger Vögel trällerten schlaftrunken vor sich hin.
Um mich herum konnte ich schlummernde Hügel auf dem Boden erkennen: Die Männer hatten sich um mich herum verteilt, mit einem Sicherheitsabstand von etwa fünf Metern. Tristan lag ausgestreckt an meinem Kopfende, das Gesicht auf einer Decke. Seine Satteldecke diente ihm als Kopfkissen.
Er wirkte im Schlaf erschöpfter als im wachen Zustand: Unter seinen Augen sah ich Ringe, die ich bei Tage gar nicht bemerkt hatte, auch waren seine Wangen etwas eingefallen. Vielleicht ein Merkmal der Mae? Vielleicht sahen die ja immer ein bisschen verhungert aus?
Mein Blick wanderte zur Gestalt am Feuer. Brahn.
Ich stand auf und ging zu ihm.
„Guten Morgen, Prinzessin“, begrüßte er mich. Ich grinste und freute mich. Mich hatte noch nie jemand geneckt. Ein tolles Gefühl!
„Guten Morgen!“ Das mit dem Zurück-Necken hatte ich noch nicht drauf.
Er hatte frisches Holz neben sich und stapelte es vorsichtig in der noch heißen Asche. Offensichtlich war er für das Frühstück zuständig.
„Willst du nicht noch ein bisschen schlafen?“, erkundigte sich Brahn, während er sich mit dem Feuer abmühte.
„Nö. Bin wach.“ Ich gähnte. „Habt ihr Keelin diese Nacht noch mal gesehen?“
„Nein. Aber ich glaube nicht, dass er weit weg ist.“
Das glaubte ich auch nicht. Ich spürte ihn, aber er hatte sich wieder etwas weiter weg bewegt. Ich war etwas enttäuscht, dass er in der Nacht nicht gekommen war. Er hätte mir ruhig mal zwischen all den Fremden Gesellschaft leisten können.
„Du bist also ein Shadun?“, erkundigte ich mich möglichst beiläufig.
Brahn stapelte friedlich weiter Feuerholz auf und nickte nur.
„Und was genau ist das?“
Er zuckte mit den Schultern. „Wir sind düstere Typen, schätze ich. Mit einer sehr ursprünglichen Magie: viel Kraft, viel Wildheit, viel Zerstörungswut. Aber Tristan hat uns gezähmt, also keine Angst.“
Die Erklärung beruhigte mich nicht wirklich.
„Und Keelin ist auch ein Shadun.“
Ein knappes Nicken.
„Aber er ist ein Wolf“, sagte ich gedehnt.
Brahn seufzte so leise, dass ich
Weitere Kostenlose Bücher