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Das Band der Magie

Das Band der Magie

Titel: Das Band der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Mars
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es fast nicht gehört hätte. „Er ist kein Wolf. Er ist ein Shadun, nur eben in seiner … wolfsähnlichen Gestalt. Wir können eigentlich jede Tiergestalt annehmen, die wir wollen. Unsere ursprünglich Form, also die Form der Verwandelten … naja, die besteht aber eigentlich aus nichts. Wir sind nur Schatten ohne große Kontur.“
    „Ihr lauft hier aber als Menschen rum.“
    Das schien Brahn zu verärgern, denn er runzelte die Stirn. Ich verstand nicht, was ich falsch gesagt hatte, aber er ging auch nicht darauf ein. Stattdessen antwortete er brummig: „Das machen wir halt so. Wir rennen auf zwei Beinen rum und nicht als Wölfe. Das ist eher unüblich.“
    Aha. Hä?
    Weil Brahn ganz offensichtlich nicht antworten wollte, wechselte ich die Richtung des Gesprächs. „Warum meidet Keelin euch denn dann, wenn ihr alle Shadun seid?“
    Brahn verharrte mitten in der Bewegung, das Holz schwebte knapp über dem Feuer. Er warf mir einen kurzen Blick zu und sah dabei ziemlich traurig aus. „Das sollte dir Tristan erklären.“
    „Okay. Ist er euer Anführer?“
    „Ja.“
    „Aha.“ Ich dachte kurz nach. „Aber Keelin ist ein Shadun – und Tristan ein Mae, richtig?“
    „Ja.“
    „Und die Shadun folgen den Mae?“
    Ich erwartete ein klares Ja, aber das kam nicht. Brahn zögerte wieder, legte dann das Holzscheit ins Feuer und setzte sich neben mich auf den Ast. Er wirkte plötzlich nervös, erst recht, weil er Tristan einen forschenden Blick zuwarf. Offenbar checkte er, ob der noch schlief.
    Ich wartete.
    „Hör zu, Aeri. Das hier ist wichtig. Tristan würde es aber nicht billigen, dass ich das jetzt sage. Wir sind uns da etwas … uneins, was selten passiert, das kannst du mir glauben. Also behalt es bitte für dich.“
    „Okay.“ Irgendwas wuchs in meiner Brust – ein Gefühl von Angst und Sorge.
    „Ich kann dir nicht sagen, warum uns Keelin verlassen hat. Es war eine schwierige Zeit für ihn und für unser Volk. Was ich aber sagen kann: Er muss zurückkommen. Dringend!“ Das sagte er in einem so verzweifelten Ton, dass es mir kalt den Rücken herunter rann.
    „Du musst ihm das sagen! Sag ihm: Du musst zurück zu deinem Volk, es braucht dich.“
    Er wirkte so traurig – und waren das da Tränen in seinen Augen? Ich war mir nicht sicher. Die Dunkelheit konnte vieles anders darstellen, als es wirklich war.
    „Warum?“, fragte ich. „Keelin hat euch sicher nicht ohne Grund verlassen. Warum sollte ich ihn jetzt zu etwas drängen, was er offensichtlich nicht will? Das musst du mir schon erklären!“
    „Das kann ich dir nicht erklären…“, flüsterte Brahn. „Tristan will, dass wir Keelin in Ruhe lassen, dass wir ihn von allein wieder zurückkommen lassen. Er ist sich absolut sicher, dass das irgendwann einmal passieren wird. Ich glaube das nicht. Ich glaube, dass Keelin für immer gegangen ist. Und wenn wir ihn jetzt nicht zurückholen, dann kommt er niemals wieder.“
    Ich spürte, dass Brahn ins Reden kam. Also hielt ich die Klappe und wartete. Und tatsächlich:
    „Die Shadun und die Mae haben ein Abkommen: Wir leben zusammen, wir sind allesamt Flüchtlinge vor den Menschen. Ich glaube, so viel darf ich dir erzählen. Es war damals Keelins Vater, der uns zusammengeschweißt hat – und Tristan und Keelin haben gemeinsam dafür gesorgt, dass sich beide Völker immer näher kamen.
    Aber jetzt …
    Aeri!“ Er packte mich abrupt an der Schulter, sodass ich vor Schreck zusammenzuckte. Damit hatte ich nicht gerechnet. „Du musst ihm sagen, dass sein Vater zurückgetreten ist, dass er sich zurückgezogen hat aus Trauer um seine verlorenen Söhne. Sag ihm das! Und sag ihm, dass Tristan die Shadun nicht halten kann. Mahedan will sie zurück in die Wälder führen oder, schlimmer noch, er wird Tristan herausfordern.“
    Wir starrten uns an, während das Feuer neben uns Fahrt aufnahm und fröhlich vor sich hin knisterte. Ich hörte mehrere Vögel im Unterholz rascheln und das Schnarchen zweier Männer. Gleichzeitig rotierte mein Hirn auf Hochtouren.
    „Ich kapier kein Wort von dem, was du sagst“, sagte ich. „Keelin hat einen Vater, der noch lebt?“
    Brahn nickte.
    „Und wer ist Mahe-Dingsbums?“
    „Ein Shadun. Ein sehr mächtiger Shadun. Aber um ihn geht es hier nur am Rande. Unsere Gemeinschaft, die Sicherheit unserer Völker bricht auseinander. Das musst du Keelin sagen – und er muss es auch kapieren. Ich weiß nicht, wie viel Tier er gerade ist, wie viel er versteht, ob er überhaupt zuhören

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