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Das Band der Magie

Das Band der Magie

Titel: Das Band der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Mars
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länger, knickte dann aber doch ein.
    Er versuchte noch, sich schützend auf mich zu werfen, aber da sah ich schon etwas auf mich zurasen: einen gigantischen Baum mit einer noch viel größeren Astkrone.
    Der Stamm würde uns verfehlen, schätzte ich, aber die Krone nicht.
    Ich warf mich nach unten in den Schlamm, während schon die ersten zwei Äste auf mich krachten. Bei dem nächsten Ast war ich mir sicher, dass er mich töten würde, so riesig und schwer sah er aus. Doch er spießte mich nicht auf.
    Denn ganz plötzlich wurde ich nach unten weggezogen, hinein in die Erde. Gleichzeitig drückte etwas den schweren Ast nach oben von mir fort.
    Die Geister hatten mich im tosenden Sturm doch noch gefunden.
    Der Erdgeist zog mich nur bis zur Nasenspitze in die Erde, damit ich noch atmen konnte. Das hieß leider auch, dass ich nicht gerade geschützt war, als der Baum mit seinem vollen Gewicht auf mich drauf krachte.
    Es tat weh, schlimmer als alles, was ich je erlebt hatte. Etwas durchbohrte mich seitlich, ein schrecklicher Schmerz, und etwas anderes donnerte gegen meine Stirn, sodass ich tausend bunte Lichter sah.
    Aber ich lebte noch. Ich atmete. Das war doch mal was.
    Als dann aber noch ein zweiter Baum auf den ersten fiel, wäre es dann doch fast um mich geschehen gewesen:
    Mein Kopf sank seitlich in den Matsch, meine Nase lief voll Wasser. Ich konnte nicht mehr atmen, nicht mehr sehen, nicht mehr zucken, nicht mehr schreien.
    Nur noch sterben.
     
     
     

Kapitel 12 – Überleben, irgendwie
    Etwas kreischte. Ganz schrecklich. Immer wieder, ein furchtbarer Laut. Ich konnte nicht erkennen, ob es Worte oder Laute waren. Es ging mir durch Mark und Bein.
    Und es weckte mich auf.
    Mein Hirn fuhr nur langsam hoch, wie ein Usurpator aus dem Winterschlaf. Ein lichtes Zucken nach den nächsten, tief in meinem Kopf.
    Es roch nach Wald.
    Es roch nach Blut.
    Es roch nach Tod.
    Riechen konnte ich also schon mal.
    Ich spürte Nässe auf der Wange.
    Ich spürte … sonst eigentlich nichts.
    Mir war kalt, ganz tief innen drin. Sonst aber kein Schmerz, keine Pein, keine Qual.
    Doch: Mein linker Zeh juckte wie verrückt.
    Okay. Spüren konnte ich wohl noch nicht so gut.
    Ich hörte dieses Geräusch.
    Ich hörte das Kreischen des Windes, allerdings weiter weg. Der Sturm war wohl fortgezogen.
    Ich hörte ein merkwürdiges Knacken, Bersten, Krachen: Bäume, die sich im aufgeschwemmten Erdboden nicht mehr halten konnten.
    Ich wollte nichts mehr hören.
    Da öffnete ich abrupt die Augen.
    Das hätte ich besser nicht getan, denn ich lag immer noch halb unter der Erde vergraben. Die Erde stach mir gegen die Augäpfel, es brannte und tat weh.
    Ich wollte schreien, schluckte aber stattdessen nur jede Menge Morast. Womöglich hätte das jetzt meinen Tod bedeutet, aber der Erdgeist kapierte zum Glück schnell genug – und drückte mich hoch an die Luft.
    Allerdings presste er mich dadurch auch in jede Menge Gestrüpp, Äste und Zweige hinein. Etwas riss meine Stirn auf und drückte gegen meine Nase, so dass zu bluten begann.
    Aber, immerhin: Ich konnte atmen – und schreien. Was ich denn auch tat. Ich kreischte wie eine Wahnsinnige und strampelte herum, panisch, orientierungslos, verletzt.
    Dann hörte ich wieder dieses Geräusch, immer das gleiche Wort. Mein Hirn brauchte ein paar Sekunden, um zu verstehen, dass es sich dabei um meinen Namen handelte.
    „Aeri, Aeri! Aeri…!“ In diesen Rufen schwangen all die unterschiedlichen Stufen von Panik mit.
    Ich antwortete fast automatisch, allerdings ziemlich krächzend: „Hier, hier drüben!“
    Schritte waren zu hören, polterten über Äste und Zweige. Der Druck auf meiner Brust verstärkte sich. Offenbar näherte sich der Jemand dem gestürzten Baum, unter dem ich begraben lag.
    Dann schoben sich die zwei größten Äste zur Seite, direkt vor meinem Gesicht. Ich blinzelte in die plötzliche Helligkeit.
    „Aeri! Den Geistern sei Dank.“
    Es war Keelin. Ich hatte zwar seine Stimme noch niemals gehört, aber so konnte nur Keelin klingen.
    Ich versuchte angestrengt, sein Gesicht zu erkennen, aber es war hoffnungslos. Ich erkannte nur, dass überall Äste und Zweige und Büsche um ihn herum hingen.
    „Keelin“, flüsterte ich. Zu mehr war ich nicht im Stande. Dann kippte die Welt um mich herum und ich mit ihr.
     
    Ich brauchte wohl eine Weile, um wieder in die Welt zurückzufinden, aber ich zwang mein Hirn in die Gegenwart.
    Meeha.
    Die kleine Waldgöttin saß etwa zehn Zentimeter neben

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