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Das Band der Magie

Das Band der Magie

Titel: Das Band der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Mars
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Menge Decken ab. Erst jetzt konnte ich ihn etwas genauer betrachten – und erschrak.
    Sein Gesicht war über und über mit Blut verkrustet. Er musste eine böse Kopfwunde oben am Scheitel haben, denn je nach Bewegung sickerte neues Blut nach unten. Sein Gesicht wies jede Menge Kratzer auf, mal mehr, mal weniger tiefe.
    Er wirkte durch und durch erschöpft, aber auch tief entschlossen.
    Jetzt drückte er mich nach unten, damit ich gerade lag. Dann nestelte er an meinem völlig verwüsteten Hemd herum und als es ihm nicht schnell genug ging, riss er es einfach der Länge nach auf.
    Ich zuckte zusammen.
    „Keelin!“, sagte ich wieder, diesmal etwas fester. Ich legte ihm die Hand auf seine wirbelnden Hände. „Beruhige dich erst mal.“
    Er blickte nicht hoch, sondern schob nur meine Hand zur Seite, um besser an meine Taille zu kommen. Seine Finger waren eiskalt und zitterten.
    „Ich weiß nicht, wie lange ich noch in dieser Gestalt bleiben kann. Es zieht und zerrt bereits an mir, deshalb muss ich mich beeilen. Sei jetzt still, du lenkst mich ab!“
    Das klang - unfreundlich. Aber er wirkte so besorgt, so panisch, dass ich ihm das sofort verzieh. Außerdem berührte er gerade meine Taille, was einen stechenden Schmerz durch meinen gesamten Körper schickte. Ich warf einen vorsichtigen Blick hinunter.
    Ein Ast, etwa so lang wie mein Arm, steckte senkrecht irgendwo seitlich in meinem Bauch. Ich sah hastig wieder weg.
    Das sah gar nicht gut aus, gab ich ihm im Stillen recht.
    Also ließ ich Keelin arbeiten. Er war so unfassbar schnell, dass mir beim Zusehen ganz schwindelig wurde. Er setzte Wasser zum Kochen auf, wusch gleichzeitig alte Laken aus, schrubbte sich die Hände, entkleidete meinen Oberkörper (was furchtbar peinlich, aber wohl notwendig war) und legte sich echt bedrohliches Werkzeug zur Seite.
    Meeha hockte auf meiner Schulter und sah ihm mit großen Kulleraugen dabei zu.
    Als das Wasser gekocht, die Laken ausgewaschen und das Blut rund um die schlimme Einstichwunde beseitigt war, hockte sich Keelin neben mich. Auf einmal wurde er ganz ruhig, atmete mindestens für eine halbe Minute einfach nur ein und aus, um sich zu entspannen.
    Ich starrte ihn an und fragte ihn erst, als er zu mir blickte: „Hast du so was schon mal gemacht?“
    Er zuckte die Schulter. „Ja. Vertrau mir. Ich kann das.“
    Und in genau dieser Sekunde verwandelte er sich. Auf einmal saß da wieder der riesige Wolf, verdutzt, verwirrt. Als er begriff, wurden seine Augen tiefrot vor Wut. Er warf den Kopf in den Nacken und heulte die Decke an. Meeha kreischte erschrocken und sämtliche Geister in der Hütte verpufften nach draußen.
    Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn ich ihn nicht in letzter Sekunde am Nacken gepackt hätte, bevor er fortspringen konnte.
    „Keelin!“, schrie ich unter Schmerzen. „Bleib hier!“
    Er wirkte wie toll, völlig wahnsinnig in seiner Panik. Er knurrte und fletschte die Zähne, rollte unheimlich mit den Augen und winselte und heulte und jammerte gleichzeitig.
    Ich zog ihn ganz dicht an mich heran, obwohl er sich gegen mich stemmte, drückte ihn fest an meine halbnackte Brust. Uns trennte nur eine dünne Decke, die Keelin mir schamhaft über die Brust gelegt hatte.
    Ich presste den Wolf an mich, als hinge mein Leben davon ab.
    „Beruhig dich!“, sagte ich immer wieder. Das galt sowohl für ihn als auch für mich – und auch ein bisschen für Meeha. Sie pulsierte wie ein Glühkäfer kurz vor der Explosion. Irgendwann stemmte sich der Wolf nicht mehr gegen mich, sondern sackte in sich zusammen. Er zitterte in etwa so heftig wie ich, unsere Nerven lagen definitiv blank.
    Hätte ein Wolf weinen können, ich bin mir sicher, Keelin hätte es getan. Ich für meinen Teil weinte ein bisschen in sein Fell hinein, hielt ihn aber gleichzeitig fest am Nacken gepackt.
    „Ich kann das auch allein“, wisperte ich irgendwann. „Du musst nur hier bleiben. Dann kann ich das!“
    Ich schob ihn von mir.
    „Hier liegt ja schon alles, was ich brauche. Tücher, Nadel und Faden … schon eingefädelt, wie ich sehe. Ich muss nur noch den Stock rausziehen!“ Und das tat ich, so schnell, dass mich niemand aufhalten konnte.
    Ich fiel sofort in Ohnmacht.
     
     
     

Kapitel 13 – Der Kuss und das Fieber
    Zum Glück bekam ich deshalb die nächsten dramatischen Stunden nicht mit. Ich rekonstruierte das Vorgefallene am nächsten Morgen anhand der Tageszeit und des Chaos in der Hütte.
    Ich glaube, Keelin hatte nach einiger

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