Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Band der Magie

Das Band der Magie

Titel: Das Band der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Mars
Vom Netzwerk:
dich wenigstens als gewaltiges Riesen-Meerschweinchen auf, damit du das Seil ziehen kannst … okay. Das geht auch. Warte!“
    Die Hand verschwand und der komplette Baum zitterte.
    „Du darfst noch nicht ziehen, sonst begräbst du Aeri nachher ganz unter diesem Scheiß-Riesenbaum. Warte. Wenn ich jetzt sag, dann läufst du los und ich zieh sie raus.“ Ein verschwommenes Gesicht erschien zwischen den Zweigen. Dann flog die Axt – und ich konnte Keelin ganz erkennen. Er kniete direkt vor mir und streckte seine Arme nach mir aus.
    „Das kann jetzt weh tun, Aeri. Sei tapfer, gleich hast du es geschafft!“ Zu Meeha: „Zieh! Jetzt!“
    Und Meeha zog. Der Baum zitterte, knirschte, stöhnte – und hob sich ein, zwei, drei Zentimeter in die Höhe. Keelin packte meine Schulter und zerrte an mir rum. Ich kreischte.
    Dass der Baum von mir runter war, war ja toll. Dass ich aber bewegt wurde, naja, das war das Grauen.
    Ich bekam nur die ersten vier Zentimeter mit. Dann knipsten die Schmerzen meinen Verstand aus.
    Mein Bewusstsein kam erst wieder zurück, als mich eine mechanische Stimme immer wieder anschrie.
    Irgendwas mit „…nicht…“ und „…atme…“ und „…Herz…“.
    Etwas lag auf meinem Mund. Etwas Feuchtes. Oh, nein! Keelin schlabberte mich wieder ab. Ich verzog das Gesicht.
    Mein Herz tat schrecklich weh, es schlug nicht richtig.
    Irgendwas presste meinen Brustkorb zusammen. Eins, zwei, drei, vier, fünf Mal.
    Dann wieder das komisch feuchte Gewicht auf meinen Lippen.
    Warme Luft, die durch meine Lunge zischte.
    Dann wieder dieses fiese Pressen, das meinen ganzen Körper erschütterte. Eine meiner Rippen knackte vernehmlich.
    Endlich, ein etwas klarerer Gedanke in meinem Hirn:
    Aeri. Du stirbst gerade. Und du wirst zurzeit wiederbelebt.
    Das jagte mir so einen Schrecken ein, dass mein Herz wieder in Schwung kam. Dann das erste vorsichtige Heben meines Brustkorbes, einen Millimeter etwa.
    Mein Körper fuhr hoch. Langsam. Vorsichtig. Das konnte man von meinem Verstand allerdings nicht gerade sagen.
    Der krachte in der gleichen Sekunde mit voller Wucht wieder in die Realität. Es war eine echt harte Landung.
    Ich bäumte mich auf. Gleichzeitig riss ich die Augen auf, den Mund - und tat einen langen, zitternden Atemzug.
    Nur Sekunden später sackte ich wieder in mich zusammen, kraftlos, völlig erschöpft von diesem einen Atemzug, aber Keelin fing mich auf und riss mich gleichzeitig in seine Arme.
    „Bei den Geistern. Du atmest!“, hörte ich. Ich zwickte ihn leicht und versuchte mich an einem Friedens-Zeichen, aber da klappte die Welt schon wieder über mir zusammen.
     
    Ich flog über der Erde, mit dem Gesicht nach oben. Die Baumwipfel schwankten über mir hin- und her, verbeugten sich, zitterten. Der Sturm war noch immer nicht ganz fort.
    Mein Gesicht wurde nass. Es regnete.
    Etwas hielt mich an den Schultern und in den Kniebeugen fest – und ich wippte ganz eigenartig.
    Vielleicht wurde ich getragen?
    Ich versuchte, von den Bäumen fortzuschauen, aber alles war nur ein grün-brauner Matsch um mich herum. Doch nein: Zwei Schnurrbarthaare zitterten direkt vor meinem rechten Auge. Meeha.
    Sie musste auf meiner Stirn sitzen, winzig klein, so leicht wie sie war.
    Immerhin brachte ich ein undeutliches „Keelin“, hervor. Etwas drückte als Antwort meine Schultern.
    „Du hast es gleich geschafft, meine Kleine. Nur noch ein paar hundert Meter, dann sind wir bei der Hütte. Aber bleibt wach, ja?“
    Das blieb ich tatsächlich. Ich nahm all meine Kraft zusammen, um in die hüpfenden Baumwipfel zu schauen. Die Geister folgten uns lautlos, ein verschwommener Strom durchsichtiger Gestalten.
    Sie waren sehr besorgt, das spürte ich.
    Plötzlich waren die Bäume über meinem Kopf verschwunden, ich sah zu einem tiefschwarzen Himmel hinauf. Keine Sterne, keine Monde. Der Sturm heulte noch immer undeutlich im Hintergrund, es regnete jetzt heftiger. Offenbar waren wir aus dem schützenden Wald heraus auf unsere Lichtung getreten.
    Ich hörte, wie Keelin über Holz ging, dann sah ich meine Hütte im Blickfeld auftauchen, ein Klacken folgte. Keelin trug mich hinein.
    Drinnen war es unfassbar warm. Mein ehemaliger Wolf musste wohl schnell Feuer gemacht haben, als er die Axt geholt hatte. Ich drehte den Kopf und sah, was ich bereits vermutet hatte: jede Menge Feuergeister, die die Wärme in den Raum bliesen. Hier waren sie also und halfen auf ihre Art.
    Keelin trug mich direkt vor den Kamin und setzte mich auf einer

Weitere Kostenlose Bücher