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Das Band der Magie

Das Band der Magie

Titel: Das Band der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Mars
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töten, aber dann hast du mich gerettet und ich dich und dann, dann bist du bei mir geblieben.“
    Wir sahen uns über die kurze Distanz lange Zeit an. Er dachte offensichtlich nach, fragte sich wahrscheinlich, warum er hier geblieben war.
    Ich wurde bei dem Gedanken ganz traurig. „Weißt du denn gar nichts mehr?“, fragte ich.
    Da lächelte er. „Doch. Ich weiß sogar noch so einiges, aber das ist alles nach der Schmetterlings-Tanzaktion passiert. Aber auch danach habe ich Lücken. Mein Wolf-Ich behält nicht immer alles. Ich glaube, es hängt davon ab, wie viel Tier ich gerade bin.“ Er blickte über die Schulter zu mir herüber. „Ich weiß aber ziemlich genau, dass mein Wolf-Ich total vernarrt in dich ist. Also entspann dich. Ich geh nirgendwo hin.“
    „Oh… okay.“ Das hatte ich ehrlich gesagt auch gar nicht erwartet, aber es war trotzdem eine beruhigende Aussage.
    Während Keelin sich also mit dem Tee beschäftigte, versuchte ich, die Situation zu überblicken. Er war jetzt also ein Mensch. Ich konnte mich mit ihm unterhalten. Was hielt ich von ihm, mal abgesehen davon, dass er scharf aussah?
    Er hatte eine schöne Stimme, wirkte aber deutlich unruhiger als in seiner Wolfs-Gestalt.
    Es war nicht schwierig, mit ihm ein Gespräch zu führen. Er war nicht brummig oder schlecht gelaunt, nur fahrig und nervös. Ich glaube, ihm behagte die Situation auch nicht so richtig. Außerdem verharrte er ständig mitten in der Bewegung. Jetzt schon wieder: Als hätte ihn jemand angehalten.
    „Alles gut bei dir?“, fragte ich. Er zuckte zusammen, als hätte ich ihn bei etwas ertappt. Fast hastig führte er die abgebrochene Bewegung zu Ende.
    „Ja. Mach dir keine Sorgen.“
    Nun. Diese Aussage machte mir Sorgen.
    „Es ist ziemlich seltsam für dich, hä?“
    „Für dich wohl auch. Normalerweise würde jetzt hier ein riesiger Wolf sitzen und sich den Kopf kraulen lassen.“
    „Ich glaube nicht, dass ich in der Lage gewesen wäre, dem Wolf den Kopf zu kraulen, wenn hier nicht der Mensch-Keelin stünde. Schätze, ich wär schon lange mausetot.“
    Er nickte.
    „Und wie sieht es aus? Hast du wieder das Ziehen in dir drin? Das Verlangen, dich zu verwandeln?“
    Er schüttelte den Kopf.
    „Was glaubst du, warum du dich ständig verwandelst? Die anderen Shadun scheinen ihre Wolf-Gestalt kontrollieren zu können. Warum du nicht?“
    Da ließ er doch glatt den Teekessel ins Feuer fallen. Die Flammen zischten und protestierten, sämtliche Feuergeister verpufften vor Schreck. Keelin war aus der Hocke nach hinten gesprungen und starrte erschrocken ins Feuer.
    Auch ich war zusammengezuckt. Gleichzeitig stellte ich fest: Er war größer als ich erwartet hatte, dürfte mich im Stehen gut zwei Köpfe überragen.
    Ich wäre jetzt gerne zu ihm gegangen. Er wirkte so verloren, so verwirrt, fast verängstigt. Aber ich konnte mich ja kaum genug hoch drücken, um ihn sehen zu können.
    Keelin fischte den Teekessel mit einem Stock aus dem Feuer, was ziemlich lange dauerte. Er schien sich noch nicht ganz in seinem menschlichen Körper wohl zu fühlen. Dabei warf er mir nicht einen einzigen Blick zu, mied es eindeutig, zu mir rüber zu gucken.
    Ich wagte es nicht, ihn noch mal anzusprechen.
    Erst, als er sich wieder neben mich setzte und mir den Becher hinhielt, fand ich meine Stimme wieder.
    „Entschuldige. Ich wollte dich nicht aus dem Konzept bringen“, sagte ich und nippte an dem Gebräu. Würg. Widerlich. „Es ist nur … vielleicht kann ich dir ja helfen, dich wieder mehr als Mensch zu fühlen. Vielleicht finden wir ja gemeinsam eine Lösung, damit du wieder normal bist.“
    Er erwiderte nichts, sah mir nur dabei zu, wie ich einen Schluck nach dem nächsten nahm. In seinen Augen lag ein irrer Glanz, ich sah das Tier wieder hinter seinem Schädel hämmern. Er zitterte, ganz leicht, aber ich sah es trotzdem.
    Da war mir klar, dass ich jetzt mal ganz schnell das Thema wechseln sollte.
    „Ein Erdgeist hat mich gerettet!“, sagte ich in die entstandene Stille hinein. „Er hat mich nach unten weggezogen, sonst hätte mich die Baumkrone platt gemacht. Und zwei oder drei Luftgeister haben die Äste von mir weg gehalten. Sie haben mich berührt, Keelin! Glaubst du, bald setzen sie sich ganz auf mich?“
    Er verzog nur leicht das Gesicht und nahm mir den Becher aus der Hand.
    „He! Ich bin noch nicht fertig!“, protestierte ich. Doch er drückte mich wieder ganz auf die Decken hinunter und stopfte die übrigen um mich herum fest.

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