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Das Band der Magie

Das Band der Magie

Titel: Das Band der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Mars
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anderen war Keelin ja auch nicht weggerannt. Naja. Oder fast nicht. Aber Brahn schien zu Keelins Rudel zu gehören – die fremden Wölfe hinter uns offenbar nicht.
    Bekämpften sich die Rudel untereinander?
    Da ich vorher noch nie etwas von Shadun oder Mae oder Feyann gehört hatte, wusste ich die Antwort nicht. Ich wusste noch nicht einmal, was oder wer Alkamir war. Eine Stadt? Ein Magiewesen? Ein Ort? Eine Festung?
    Mir war lediglich klar, dass es nicht Keelins Heimat war, denn da hatte er einen Unterschied gemacht.
    Ich glaube, Keelin wäre die ganze Nacht durch den Wald gejagt, aber ich konnte irgendwann nicht mehr. Meine Seite tat so weh, dass ich glaubte, einfach in der Mitte zu zerplatzen. Außerdem war der Verband wieder etwas feucht. Ich blutete ein bisschen.
    Keelin hielt nur höchst ungern an, aber als er an mir herumgeschnüffelt hatte, schien auch er einzusehen, dass ich erst mal nicht mehr weiterkonnte. Also zündete ich ein Feuer an, lud sämtliche Geister der Nachbarschaft dazu ein und schlief an Keelin gekuschelt völlig erschöpft ein.
    Aber die Ruhe währte nur kurz. Keelin weckte mich nur wenige Stunden später und gestattete mir noch nicht einmal, das Feuer richtig auszumachen, von Frühstück ganz zu schweigen.
    Er wirkte sehr nervös, genau wie Meeha.
    Schätze, das Rudel kam näher.
    Also ging es weiter: Während die Sonne langsam die Monde verdrängte, verwandelte sich der Wald. Die Blätterbäume wurden zu Nadelgehölz, das Nadelgehölz zu Geröll. Zu meiner linken ließen wir die Salzberge liegen, ohne ihnen wirklich nahe zu kommen. Wir hielten uns genau an der Grenze zwischen Berg und Wald auf. Dann wurde der Boden sandiger, die Welt gelber. Bis hierher war ich noch nie gekommen.
    Ich wusste nur, dass wir jetzt wohl Richtung Süden unterwegs waren. Die Stürme begleiteten uns noch eine ganze Weile, peitschten den Sand unter Keelins Füßen zu winzigen Windhosen auf oder fauchten uns eisig kalt um die Ohren.
    Mir war eigentlich ständig kalt.
    Der Sand wurde zu dunkler Erde, hier fing wieder ein Wald an, aber die Bäume wuchsen nicht so hoch in den Himmel. Außerdem standen sie deutlich weiter auseinander, so dass dieser Wald sehr hell und freundlich wirkte. Verstecken konnte man sich hier aber nirgendwo.
    Keelin erlaubte gegen Mittag eine Rast. Er hechelte zum ersten Mal seit Stunden. Ich glaube, der Schlafmangel rächte sich jetzt. Wir fanden einen Bach mit klarem, frischem Wasser und füllten unsere Trinkschläuche auf. Keelin vergaß sogar seine Wasserphobie und kühlte sich ein bisschen ab. Danach roch er streng nach nassem Hund, aber das sagte ich ihm lieber nicht.
    Dieser Tag präsentierte sich immerhin ganz ohne Regen und mit Temperaturen von etwa zehn Grad. Das hätte sich ganz gut aushalten lassen können, wenn im Hintergrund nicht ab und zu dieses ätzende Heulen zu hören gewesen wäre, das mir Kälteschauer über den Rücken jagte.
    Kam das Rudel näher? Ich war mir nicht sicher.
    Wir folgten dem Bach ein ganzes Stück, hinein in das Herz des Waldes. Zu den Bäumen gesellte sich frisches, grünes Gras, das sanft im Wind vor sich hin wogte. Ein schöner Ort, an dem die Geister fröhlich tanzten und die wilden Vögel in den Ästen sangen.
    Keelin hatte dafür allerdings kein Auge. Er hetzte mit riesigen Sprüngen weiter.
    Ich versetzte mich in eine Art Trance, um die Erschütterungen aushalten zu können, versuchte, die Welt um mich herum etwas auszublenden. „Halte durch!“ wurde zu meinem neuen Mantra.
    Wir machten einen großen Bogen um ein winziges Menschendorf, wichen bestellten Feldern aus und robbten uns an Wanderarbeitern vorbei, die gerade mehrere Hütten ausbesserten. Ich hätte mir die Menschen schrecklich gerne genauer angesehen, aber das war natürlich völlig unmöglich.
    Ein bisschen machte ich mir Sorgen, wenn das Rudel Shadun hier vorbeikam. Würden sie den Menschen etwas zu Leide tun? Ich war mir nicht sicher, aber Keelin reagierte nicht auf meine entsprechende Frage.
    Er rannte nur konzentriert vor sich hin.
    Um auf Nummer sicher zu gehen, erklärte ich ihm jeden Morgen und jeden Abend, dass er uns nach Alkamir bringen müsse. Er zuckte dann jedes Mal zusammen, als hätte ich ihn geschlagen. Ich nahm aber mal an, dass wir auf dem richtigen Weg waren.
    Ich für meinen Teil kam mit jedem Tag schlechter auf Keelins Rücken und fiel immer toter wieder von ihm runter. Irgendwann schaffte ich es noch nicht mal mehr, ein Feuer zu machen. Ich wollte nur schlafen.

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