Das Band der Magie
Familie den nächsten Morgen nicht mehr überleben. Und, mein FREUND …“ Das sagte er in genau dem breiigen Ton, wie Dajun ihn benutzte. „… du wirst gegen mich verlieren. Das ist mal klar.“
Dajun schien das ganz ähnlich zu sehen. Er senkte ein wenig sein Schwert und warf einen jetzt eindeutig nervösen Blick in die Runde. Dann straffte er sich und hob das Schwert. „Das werden wir ja sehen!“
„Sei kein Narr!“
„Ich bin vor allem kein Feigling. Und auch Legenden können besiegt werden. Wenn dieser Kampf vorüber ist, werde ich das mächtigste Rudel dieser Welt hinter mir wissen – und mir dein Weibchen vorknöpfen.“
Das hätte er wohl besser nicht gesagt.
Keelins Augen glühten plötzlich so rot wie noch nie. Gleichzeitig flammte eine Linie rund um ihn und Dajun auf, ein Kreis, der die beiden einschloss, keine zwei Zentimeter an meiner Schuhspitze vorbei.
Sekunden später griff Keelin an.
Dajun hatte gerade noch Zeit, sein Schwert hochzureißen und den Schlag zu blocken. Das Eisen krachte aufeinander, Funken hüpften, doch Keelin drehte sich bereits wieder, unfassbar schnell, täuschte links, rechts, links an. Dajun blockte wieder, aber dann machte Keelin irgendwas. Ich sah nicht, was genau. Ich weiß nur, dass Dajun plötzlich Keelins Schwert zwischen den Rippen hatte und ungläubig darauf starrte.
Keelin zog es ungerührt aus ihm heraus.
Noch während Dajun die Augen verdrehte und Blut spuckend zusammenbrach, erlosch der Kreis um die beiden Gegner und die Wölfe sanken in sich zusammen. Erst dachte ich, sie seien ebenfalls tot umgefallen, aber einige von ihnen wimmerten und jaulten leise. Sie duckten sich nur.
Keelin ließ sein Schwert wieder in der Luft verschwinden, packte mein Handgelenk und zog mich mit sich. Ich stolperte mit offenem Mund neben ihm her.
„Was …?“, setzte ich an, aber Keelin unterbrach mich barsch.
„Später“, herrschte er mich an. Zu den Wölfen sagte er: „Bleibt liegen!“ Sie rührten sich nicht.
Wir gingen etwa zehn Minuten zügig durch den Wald, während es immer dunkler um uns herum wurde. Kein Kauz gurrte, kein Geist rührte sich. Nur mein Keuchen war gut zu hören.
Keelin ging schnell. Zu schnell für mich. Nach zehn Minuten stolperte ich das erste Mal über eine Baumwurzel, dann folgten dicht hintereinander mehrere Beinahe-Stürze.
Ich konnte nicht mehr. Wirklich nicht.
Keelin blieb nur etwa zwei Sekunden stehen. Er ging in die Knie und deutete auf seinen Rücken. „Los. Rauf mit dir. Ich trag dich.“ Er sagte das in solch einem Tonfall, dass ich nicht zu protestieren wagte. Also schlang ich meine Arme um seinen Hals und es ging im Huckepack weiter. Nicht gerade bequem, aber besser als laufen.
Meeha seilte sich als Äffchen an einer von meinen Haarsträhnen ab und setzte sich auf Keelin Kopf. Es sah fast so aus, als tätschelte sie ihn anerkennend. Aber wer wusste schon, was für Gedanken Waldgöttinnen hatten?
Nach fast einer Stunde wagte ich es, Keelin endlich anzusprechen. „Was wird jetzt aus dem Rudel, jetzt, wo ihr Anführer tot ist?“
„Ihr Anführer ist nicht tot.“
„Ach, nein?“
„Nein.“
Mehr sagte er nicht, stattdessen wurde seine Schulter so hart wie Marmor. Ich dachte nach. „Du bist jetzt ihr Anführer?“
„Ja.“
„Und was jetzt? Folgen sie uns?“
„Nein.“
„Was dann?“
„Sie befolgen meinen ersten und letzten Befehl.“
Mehr hatte er offenbar nicht zu sagen. In meinem Kopf klickte es, als ich verstand. „Aber du hast zu ihnen gesagt: Bleibt liegen!“
Keelin schwieg.
„Aber sie bleiben da doch nicht für immer liegen, oder?“
Eisiges Schweigen.
„Aber sie werden verhungern, Keelin!“
Als er wieder nicht reagierte, fing ich an zu zappeln. „Keelin, verdammt, bei allen Geistern noch mal! Jetzt hör mal auf zu rennen und rede mit mir!“ Als das nichts brachte, schlug ich ihm mit der flachen Hand auf den Hinterkopf. Da blieb er endlich stehen und ließ mich runter.
Wir starrten einander an.
„Wir müssen zurück!“, sagte ich.
„Bestimmt nicht.“
„Oh, doch! Wir können doch diese armen Kreaturen nicht elendig verhungern lassen!“
„Sie verdursten eher als dass sie verhungern. Und sie sind ganz bestimmt keine armen Kreaturen. Dieses Rudel hat vermutlich seit Jahren die Gegend terrorisiert. Sie waren genau das, was ich gesagt habe: Halsabschneider, Mörder und Vergewaltiger. Du hättest mal spüren sollen, was sie über dich gedacht haben!“
Ich starrte ihn an, er
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