Das Band der Magie
Konfrontation mit Mahedan heraus.
Er senkte traurig den Kopf. „Nein. Das geht nicht. Der Rat muss entscheiden. Bitte komm jetzt und zwing uns nicht, euch zu zwingen!“
Da gab ich auf.
Ich war nicht in der Verfassung, mich ernsthaft mit den Shadun anzulegen. Und selbst, wenn ich auf der Höhe meiner Kräfte gewesen wäre: Ich wäre einem ganzen Rudel ohnehin nicht entkommen.
Außerdem hatte ich Angst um Keelin.
Er wirkte im Moment wirklich tierischer als jemals zuvor. Was, wenn er seine eigenen Leute angriff? So, wie er gerade aussah, war das gar nicht so unwahrscheinlich.
„Okay. Wir kommen mit“, entschied ich schweren Herzens.
Ich ging los, Keelin folgte mir auf dem Fuß, ein wenig irritiert. Das Schmerzmittel half zwar noch, aber ich spürte dennoch, dass mich die Kräfte verließen. Unsere Flucht hätte wahrscheinlich ohnehin nicht lange gedauert, schätzte ich. Weil ich so müde wurde, stützte ich mich schwer auf Keelin.
Tristan und Mahedan ritten rechts und links von uns.
Wir betraten die Festung wie Gefangene: schwer bewacht, wie tollwütige Tiere behandelt.
Direkt vor uns stand Liah auf dem Feld, einsam wie immer. Die Soldaten, die zurückgeblieben waren, hatten sich hinter ihr aufgereiht, hielten aber Abstand.
Das wunderte mich nicht: Die Elementarmagierin sah furchtbar wütend aus. Schon stapfte sie auf uns zu.
Tristan hob jedoch die Hand in einer ungewohnt herrischen Bewegung und schnauzte sie an, dass sie mitten in der Bewegung erstarrte. „Scher dich sofort weg, Liah! Sofort! Wir unterhalten uns später!“
Sie war so geschockt, dass sie uns sogar passieren ließ. Ich warf ihr einen kurzen, warnenden Blick zu. Ich bin mir sicher, dass sie sich noch mal eingemischt hätte, aber da tauchte Brahn plötzlich neben ihr auf. Die Erdgeister hatten ihn also frei gelassen. Er packte Liah am Oberarm und zog sie mit einem Ruck von uns weg.
So ziemlich jeder aus dem Dorf war auf die Lichtung geeilt, starrte uns aus großen Augen an. Ich konnte es ihnen nicht verübeln. Wir mussten einen irren Anblick abgeben:
Ein Mädchen, halb gebeugt vor Schmerzen, und ein wilder Wolf mit rot-glühenden Augen und dampfenden Pfoten – umringt von einer Kriegerschar.
„Und was jetzt?“, erkundigte ich mich unschlüssig, als wir den Pfad zum Dorf betraten.
Tristan schwieg, also beantwortete Mahedan meine Frage. „Dort rüber“, sagte er unfreundlich und deutete auf eine Stelle direkt neben der ersten Häuserzeile.
Hier war das Gras niedergetrampelt worden, jemand hatte Sand auf eine weite Fläche verteilt. Vielleicht ein Trainingsfeld? Unser altes Dorf hatte so einen Platz gehabt. Dort hatten die Jünglinge Schwertkampf geübt.
Tristan wandte sich mir zu und ich sah den Schmerz in seinen Augen: eine Mischung aus körperlichen und seelischen Qualen. Er hielt sein Wari an und zwang mich dazu, ebenfalls stehen zu bleiben. Mit dem Kopf bedeutete er einigen seiner Leute, weiterzureiten.
„Bitte sag Keelin, dass er ruhig bleiben muss“, sagte er eindringlich. „Wenn er durchdreht, weiß ich nicht, was wir machen. Ich kann für nichts garantieren.“
Okay. Klang nicht gut.
Ich legte meine Hand auf Keelins riesigen Schädel und bat ihn, sich zu setzen. Er tat mir den Gefallen und sah mich hechelnd aus riesigen Augen an.
Die Männer hatten derweil den Trainingsplatz betreten und schlangen Eisenketten durch irgendwelche Stahlringe.
Ich sah ihnen mit steigender Besorgnis dabei zu.
„Was wird das?“, fragte ich schließlich heiser.
Tristan hockte immer noch auf seinem Wari und mied meinen Blick. „Eisen ist das einzige, das Keelin festhalten könnte“, sagte er nach einer endlosen Pause.
Ich war schockiert. „Ihr werdet Keelin doch wohl nicht in Ketten legen! Seid ihr verrückt oder was?“
„Wir müssen vor allen Dingen vorsichtig sein. Keelin ist ein Prinz, der aller Wahrscheinlichkeit nach verrückt ist.“
„Er ist nicht verrückt! Nur ein bisschen verwirrt! Aber er ist nicht gefährlich!“
Bedauerlicherweise hatte Keelin meine Anspannung gespürt und knurrte bedrohlich, genau im falschen Moment.
Die Shadun starrten ihn schweigend an.
Ich versuchte es noch mal. „Er würde doch niemals jemandem was zu Leide tun! Er hat mich gerettet, mich hierher gebracht. Er braucht nur noch ein paar Wochen, bis er wieder ganz der Alte ist!“
Tristan glaubte mir genauso wenig wie die anderen. Ich glaubte mir ja selbst nicht.
„Ich werde mit dem Rat verhandeln“, versprach mir Tristan. „Aber sie
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