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Das Band der Magie

Das Band der Magie

Titel: Das Band der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Mars
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mich.
    Die meisten von ihnen waren noch ziemlich jung, kaum älter als ich, schätzte ich. Viele hatten ganz helle Haare, wie Stroh oder wie die Sonne, und winzige, bunte Punkte im Gesicht. Bei den etwas älteren gingen sie ins Bräunliche, bei den ganz jungen waren sie noch blau oder rot. Dadurch wirkten ihre Gesichter viel fröhlicher als bei den Menschen, die ich sonst gesehen hatte.
    Ich schätzte, das waren ebenfalls Mar, allerdings von einer Rasse, die ich noch nicht kannte. Sie waren deutlich kleiner als die grazilen Mae-Frauen, die ich weiter hinten im Dorf sah, und auch nicht so düster wie die wenigen Shadun-Frauen.
    Zumindest nahm ich an, dass das Shadun-Frauen waren: Sie hatten rabenschwarzes Haar wie Keelin, blaue Augen und eine etwas düstere Aura. Trotzdem wirkten sie nicht gemein oder so: die meisten von ihnen hackten gerade auf einem Feld herum und sangen dabei.
    Es klang ziemlich schräg, aber auch irgendwie toll.
    Was die Mae-Frauen taten, konnte ich von hier aus nicht erkennen. Sie waren riesige Frauen mit schneeweißen Haaren, das war alles, was ich herausfand. Ansonsten huschten sie von Haus zu Haus, als seien sie Boten.
    Ich war so ins Betrachten vertieft, dass ich erschrocken zusammenzuckte, als die Wachen plötzlich wieder mit jemandem diskutierten.
    „Tristan hat gesagt, du sollst im Gemeinschaftshaus auf ihn warten. Du darfst dich ihnen nicht nähern, Liah! Jetzt geh!“
    Ich hatte sie bereits erwartet und mich innerlich auf Ärger eingestellt. Liah wirkte so kampfeslustig wie eh und je, reckte bereits ihr Kinn nach oben und erdolchte den Wächter mit ihren Blicken. Dabei peitschten ihre Haare noch heftiger als sonst hin- und her.
    „Aeri ist krank. Ich muss nach ihr sehen!“
    „Später. Wenn der Rat sich beraten hat.“
    „Nein. Jetzt!“
    „Liah …“
    „Jetzt!“
    Liah hätte sicherlich noch weiter diskutiert, aber sie erhaschte meinen flehenden Blick und verstand. Es half ja nichts, wir mussten warten.
    „Na, schön! Dann gebt Aeri zumindest das hier. Das ist ein Tee zur Stärkung!“ Der Wächter nahm den Becher nur höchst unwillig entgegen und reichte ihn mir noch viel widerstrebender. Aber Liah ging danach tatsächlich.
    Wir atmeten alle auf.
    Ich nippte an dem Gebräu, das erstaunlich süß war, und stellte dabei fest, dass ich wahnsinnig Hunger hatte. Was hatte ich mir eigentlich dabei gedacht, direkt nach dem Aufwachen fliehen zu wollen?
    In Gedanken schimpfte ich mit mir selbst. Liah hatte mich einfach mitgerissen. Keelin schnüffelte an dem Becher, während ich trank, und gähnte gewaltig. Auch er kam jetzt zur Ruhe.
    Ich spürte, wie erschöpft er war. Natürlich. Erst die wilde Flucht vor dem Rudel, dann der Kampf, die Sorge um mich. Ich ging davon aus, dass er die letzten zwei Wochen wie ein Wahnsinniger vor den Mauern getobt hatte.
    Kein Wunder, dass die Shadun ihn für verrückt hielten.
    Jetzt wirkte er ganz brav. Er legte mir zufrieden den Kopf auf den Schoß und ließ sich kraulen. Dabei brummte er beruhigend vor sich hin, bis er endlich eingeschlafen war.
    Wahrscheinlich war das der erste Schlaf seit Wochen, den er sich gönnte.
    Ich ließ mich von seiner Ruhe anstecken und nutzte die Chance, ein bisschen zu grübeln.
    Wir waren also bei Keelin zu Hause. Ich hatte mir die Begrüßung herzlicher vorgestellt. Doch ehe ich den Gedanken genauer zu Ende denken konnte, traten drei Schatten auf uns zu.
    Mir stockte das Herz.
    Es waren wohl Shadun, nahm ich an. Aber anders als Keelin hatten sie nicht die Gestalt von Wölfen angenommen, sondern liefen als dunkle, wabernde Schatten herum, ganz ähnlich wie bei dem feindlichen Rudel.
    Sie sahen entsetzlich unheimlich aus.
    Sofort war Keelin wieder wach, hob den Kopf und starrte die drei Wesen an, die ein Stück vor den Wachen stehen geblieben waren.
    Zu meiner Überraschung knurrte Keelin und fletschte sogar die Zähne.
    Die Wachen wandten sich entsetzt zu uns um, musterten Keelin und mich. Auch ich war irritiert.
    „Was geschieht hier gerade?“, fragte ich.
    Die Wache ließ sich Zeit mit der Antwort, musterte erst noch mal Keelin, dann die verwandelten Shadun. Die Wesen hatten sich mittlerweile auf dem Boden niedergekauert und winselten unglücklich.
    „Sie wollen zu ihrem Prinzen“, sagte der Wächter schließlich zögernd. „Aber Keelin erkennt sie nicht an.“
    Ich spürte die Nervosität der Wachen, die Verwirrung der verwandelten Shadun – und Keelins Wut. Um ihn zu beruhigen, legte ich ihm wieder die Hand

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