Das Band der Magie
werden nur zuhören, wenn die Gefahr, ob jetzt real oder nicht, gebannt ist, sprich: solange Keelin außer Gefecht gesetzt ist. BITTE, Aeri! Gib mir diese Chance!“
Wie hätte ich ihm das abschlagen können?
Als die Krieger die Ketten befestigt und die Anker noch mal überprüft hatten, führte ich Keelin hinüber. Er folgte mir brav, allerdings mit nervös zuckendem Schwanz.
Mir war klar, dass ich ihn in Ketten legen musste, jeden anderen hätte er angegriffen. Als ich das schwere Eisen in die Hand nahm, zerrte alles in mir voller Gram.
„Weiß du noch, als ich dich das erste Mal gefesselt habe, um dir die Pfeile zu ziehen? Ach, das weißt du bestimmt nicht mehr. Aber da hab ich dir versprochen, dir die Fesseln wieder abzunehmen. Und auch jetzt verspreche ich dir das: Du wirst nicht lange angekettet sein. Ehrenwort!“
Ein Shadun reichte mir ein Halsband aus Stahl, das ich möglichst sanft um Keelins Hals legte. Als die Verriegelung einrastete, zuckten Keelin und ich gleichzeitig zusammen, aber er hielt still, sah mich nur aus großen, verwirrten Augen an.
Ich befestigte insgesamt vier Ketten an diesem Halsband, jede endete an einem Anker im Boden, als Viereck angeordnet. Keelin hockte nun in der Mitte, konnte nur wenige Zentimeter nach rechts oder links gehen.
Er war gefesselt.
Und ich war schuld.
Keelin schien das nicht im Mindesten zu stören, solange ich bei ihm war. Ich setzte mich neben ihn in den Sand, legte ihm den Arm um den Hals und vergrub mein Gesicht in seinem Fell.
Ich war müde und erschöpft. Dass ich ziemlich armselig aussehen musste, war mir vollkommen egal.
Tristan stellte zwei Männer zur Wache ab, die übrigen scheuchte er weg. Brahn brachte mir zwei Decken, warf sie mir aber aus einigem Abstand zu, als habe er Angst vor Keelin.
Auch die Wächter trauten sich nicht näher als fünf Meter heran. Als ob Keelin ein bissiger Hund sei!
Ich war empört, aber auch viel zu müde, um mich sonderlich aufzuregen.
Stattdessen wickelte ich mich in die Decken und streckte mich neben Keelin auf dem Boden nieder.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Tristan Mahedan packte und mit sich zog. Wahrscheinlich beriefen sie jetzt die bereits angekündigte Ratssitzung ein.
In Gedanken wünschte ich ihm viel Glück, dann war ich auch schon eingeschlafen.
„Ihr habt meinen Sohn gefesselt? Seid ihr verrückt geworden? Nehmt ihm sofort die Ketten ab!“
Von diesen Worten wurde ich wieder wach und schreckte hoch. Keelin lag immer noch neben mir, beobachtete aber mit gespitzten Ohren das Geschehen keine fünf Meter vor ihm entfernt. Die Ketten baumelten von seinem Hals wie traurige Würmer.
Ich folgte seinem Blick und sah Eremon, der sich vor den Wachen aufgebaut hatte und sie anschrie: „Ihr zieht die Schwerter? Vor mir? Geht mir sofort aus dem Weg, sonst …“
Ich stand hastig auf und machte einen Schritt auf den bebenden Eremon zu. Er sah mich und ließ seinen Satz unvollendet.
„Was ist mit ihm, Mädchen?“, fragte er mich. Die Wachen drehten sich ein Stück, um sowohl mich als auch Keelins Vater im Blick haben zu können.
„Alles gut. Er ist nicht verletzt, nur verwirrt. Unsere Flucht hat nicht so ganz geklappt!“
Als Eremon einen Schritt auf mich zu machen wollte, hielten ihn die Wachen auf. „Komm schon, Eremon! Mach jetzt bitte keinen Ärger! Du weißt, dass wir ihn nicht ohne Grund fesseln würden!“
„Er ist mein Sohn!“, empörte sich Eremon. Vor Zorn bekam er ein ganz rotes Gesicht und glühende Augen. In dieser Sekunde erinnerte er mich mehr denn je an Keelin. „Er hat doch nichts getan, das so eine Behandlung nötig machen würde!“
„Wir gehen nur ganz sicher. Bitte, Eremon! Wir hätten das auch gerne anders gehandhabt, aber solange der Rat nicht entschieden hat, muss Keelin gefesselt werden.“
„Sagt wer?“
„Befehl von Tristan!“
Da wurde Eremons Gesichtsfarbe noch viel dunkler. Schäumend vor Wut drehte er sich um und stapfte los, wahrscheinlich, um sich Tristan vorzuknöpfen. Ich hätte ihn gerne aufgehalten, aber ich wusste nicht wie.
Ich kannte diesen Mann ja gar nicht. Wer also war ich, dass ich ihm sagen konnte, wie er solch eine Situation zu handhaben hatte?
Ich setzte mich stattdessen wieder neben Keelin und wartete.
Da Keelin direkt neben dem Dorf angekettet war, hatte ich zumindest etwas zu gucken. Einige Frauen hängten gerade Wäsche auf mehrere Leinen auf. Sie warfen mir immer wieder neugierige Blicke zu. Ich beobachtete sie genauso wie sie
Weitere Kostenlose Bücher